Porträt

laut.de-Biographie

DJ Spooky

Für Paul D. Willer aus Washington D.C. muss sich alles in schönen Theorien erklären lassen. Ob Philosophie, Geschichte, Soziologie, Medienwissenschaft oder Kunstgeschichte spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. Hauptsache, die dürren Schriftstücke lassen sich fruchtbar auf den Nährboden der Popkultur darniederbringen. In solchen Momenten ist der Musiker, Dozent, Autor und Philosoph voll in seinem Element. Die postmoderne DJ-Kultur auf dem Papier im Zusammenhang klassischer Avantgarde-Theorien zu verorten, macht Paul D. Miller gerne. Die sollen dann das erklären, was sein Alter Ego DJ Spooky ansonsten mit unglaublicher Fingerfertigkeit an Sounds aus zwei Plattenspielern und einem Mischpult holt.

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Free Music Fünf Jahre Creative Commons
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Das Gespür für den richtigen Groove legen DJ Spooky die Eltern mit in die Wiege. Sein Vater, ein engagierter Rechtsanwalt in der Bürgerrechtsbewegung der 60er Jahre, stirbt, als Miller drei Jahre alt ist, und vermacht seinem Sohn die riesige Plattensammlung. Seine Mutter, eine international tätige Designerin, setzt den Jungen Paul D. Miller oftmals ins Flugzeug, damit er andere Länder und Menschen kennenlerne. So findet sich Miller zwar Mitte der 80er Jahre in der Hardcore- und Punkszene von D.C. wieder, schätzt darüber hinaus aber so unterschiedliche Künstler wie George Clinton, Iannis Xenakis oder Grandmaster Flash.

Die landen bei Miller auf den Turntables, als er das metropolitane D.C. gegen die fischreichen Küsten von Maine tauscht, wo er sein Studium aufnimmt. Mit einem Abschluss in französischer Literatur und Philosophie in der Tasche zieht er zu Beginn der 90er Jahre nach New York, wo der Hip Hop-DJ schnell Gleichgesinnte um sich versammelt. Soundlab Collective nennt sich der lose Zusammenschluss aus Bands wie WE oder Sub Dub. Später bekommen die dubbigen Elektronikexperimente das Label Illbient verpasst und prägen das musikalische Bild der Metropole, zumindest bis zum nächsten Hype. Mit Thurston Moore von Sonic Youth, Yoko Ono und allen anderen Avantgarde-Verdächtigen im Big Apple verbinden ihn bald freundschaftliche Bande.

Irgendwann erfindet Paul D. Miller die Künstlerpersönlichkeit DJ Spooky aka That Subliminal Kid. Von da an geht es steil bergauf für den intellektuellen Kreativkopf. Nach einigen Single-Releases ("Galaktiv Funk") unterschreibt er 1996 seinen ersten Plattenvertrag, veröffentlicht mit "Songs Of A Dead Drummer" sein erstes, irgendwo zwischen Ambient und Dub schwebendes Album, schreibt für die New Yorker Stadtzeitung The Village Voice, remixt Metallica, Spooky Ruben oder Nick Cave und findet daneben noch Zeit, um die Mix-Platte "Necropolis: The Dialogic Project" zu verwirklichen.

DJ Spooky - Rhythm Science Aktuelles Album
DJ Spooky Rhythm Science
Zwischen Unterleibsrotation und Hirnkrampf.

Mit den folgenden Alben "Riddim Warfare" und "File Under Futurism" knüpft DJ Spooky das Netz aus klassischen Avantgarde-Theorien und popkulturellen Erscheinungsformen immer enger. Theoretisch auf den Punkt gebracht hört sich das dann so an: "Where in the past blues musiscians would 'go to the cross-roads' to tell their stories, I look at the internet as the new cross-roads and mix culture, with it's emphasis on exchange and nomadism as a precedent for the digital contexts that later arrived from the realms of the academy." Seiner Liebe zu akademischen Gedankenspielen darf DJ Spooky bei der European Graduate School for Media & Communications in der Dozentenrolle frönen, wo er seit 2002 Vorlesungen im Fach "Music Mediated Art" abhält.

Musikalisch verlieren die Hip Hop-Wurzeln ihre Kraft und geben einer offenen Experimentierfläche Raum, wie sie für das 2003er Remix-Album "Dubtometry" kennzeichnend ist. Verwobene Ambient-Träumereien lassen sich auf Hip Hop-Breaks ein, beide zusammen bekommen eine gehörige Portion antonales Klanggespiele an die Seite gestellt. Ähnlich zitathaft wie in einer wissenschaftlichen Arbeit geht es auch auf "Rhythm Science" zu. Miller versammelt hier gesprochene Schnipsel von Marcel Duchamp oder James Joyce und verheiratet diese mit den Soundexperimenten von Merzbow und Oval.

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