laut.de-Kritik

Finnische Verrücktheiten am Rande des Wahnsinns.

Review von

Mit "The King Of Rock'n'Roll" zog Kollege Alexander Cordas vor neun Jahren noch ziemlich hart ins Gericht. Keine Ahnung, ob das Album wirklich so mies war oder ob er die Schnauze von HIM einfach damals schon gestrichen voll hatte. Wahrscheinlich hatte er schon eine Vorahnung, dass er sich durch bislang sieben Veröffentlichungen der Finnen würde quälen müssen.

Gitarrist Linde die spielerischen Fähigkeiten abzusprechen, das war vielleicht doch ein wenig zu viel des Guten. Daniel Lioneyes zweiter Versuch scheint mit seinem Debüt rein gar nichts zu tun zu haben, herrscht hier doch ein finnisches Sammelsurium von Bands wie Impaled Nazarene, Suburban Tribe, Waltari oder Kyyria vor. Vom Stoner Rock des Erstlings oder den Schmachtklängen von HIM ist hier keine Spur!

Ganz im Gegenteil. Der Opener "Euroshaman" rattert direkt im Höllentempo los. "Flatlined" hält das Tempo mächtig hoch. Dabei offenbart der Bandkopf sein Talent, eingängige Melodien mit allerlei verrückten Samples, Loops und was-weiß-ich-allem zu verknüpfen. Dabei treibt einen ein Track wie "Who Turned The Lights Out" gern auch mal an den Rand des Wahnsinns. Ähnlich bekloppt gehen nur die Landeskollegen von Waltari vor, was einmal mehr den Beweis liefert: Finnen haben allesamt einen an der Klatsche.

In Sachen Gesang hat Linde hingegen wieder keine Glanztaten verübt. Weitgehend steht heiseres Gekeife in bester Black Metal-Manier auf dem Plan. Die vereinzelten Klargesänge sind meist dermaßen nach hinten gemischt und verfremdet, dass sie zwar ganz gut klingen, aber wohl nicht ohne Grund nur durch den Hintergrund geistern.

So hat neben "I Have Never Wanted To Be Number One" auch "I Saw Myself" mit dem griffigen Chorus durchaus das Zeug zu einem kleinen Hit, verliert aber durch das Geschrei in der Strophe eindeutig an Relevanz. Allerdings darf man getrost davon ausgehen, dass das alles exakt so beabsichtigt war und es der Gitarrist kaum auf den breiten Erfolg anlegt. Dafür hat er schließlich HIM.

Trackliste

  1. 1. Euroshaman
  2. 2. Flatlined
  3. 3. Saturnalia
  4. 4. Neolithic Way
  5. 5. I Saw Myself
  6. 6. The Mentat
  7. 7. I Have Never Wanted To Be Number One
  8. 8. Who Turned The Lights Out
  9. 9. Kiss Of The Cannibal

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