laut.de-Kritik
Ein nach allen Seiten abgedichtetes Produkt.
Review von Dominik LippeDie Misere beginnt bereits beim Promo-Clip zu "Eurosport". Dardan und Azet sitzen gelangweilt an Deck einer Yacht und sinnieren über Titel und Konzept ihres gemeinsamen Werks. "Es muss alles, was wir gerade hier machen und tun und leben und aufschreiben und einrappen, beschreiben", gibt der Rapper von der "Soko Disko" als Marschroute vor. Dicke Ketten, dicke Uhren und dicke Autos seien da bedeutende Themen. "Es muss einfach echt sein", ergänzt sein Kollege von der KMN Gang, "Es muss unser Leben sein. Das Leben, was wir gelebt haben und was wir immer noch leben."
Und so beginnt das Trauerspiel. "Sitz' im Fefe, Brille Cartier und ich zähle, auf meinem Schoß mein Bebe", berichtet Dardan aus seinem schillernden Leben, während der Hörer schon gedanklich auscheckt. Ein sorglos, sommerliches Instrumental schleicht um die beiden Rapper herum, die dazu wahllos Worte aneinanderreihen. "Ich geb' zehntausend Euro für Chanel-Sneaker", beginnt Azet mit seiner endlosen Aneinanderreihung der immergleichen Marken, immergleichen Fußballspieler und immergleichen realen und fiktiven Vorbildern aus der Kriminalität die folgenden 36 Minuten.
"Eurosport" bemüht sich redlich, keinerlei Persönlichkeit seiner beiden Protagonisten zu offenbaren. Es handelt sich um ein nach allen Seiten abgedichtetes Produkt, das die Charaktere unter permanentem Schlager-Singsang und möglichst unauffälligen Instrumentals verbirgt. Wenn überhaupt verpassen die Produzenten Menju und Lolo79 dem einheitlichen Balkan-Sound einen melancholischen Touch. Das trifft etwa auf einen kitschigen Song wie "Pa Mu" zu, den sie aber ebenfalls am Reißbrett verfasst haben müssen, so naheliegend fallen die Vergleiche aus ("Deine Augen sind blau wie das Meer").
Das Maximum an Persönlichkeit zeigen Azet und Dardan, wenn sie sich punktuell auf ihre Herkunft beziehen. In "All Eyes On Me" solidarisieren sich die beiden schmachtenden Rapper mit der albanischen Community, selbst wenn dies letztlich nur bedeutet, wie zur Fußball-Europameisterschaft die Fahne zu schwenken. "Das geht an jeden Albaner, der nach Germany kam. Sag' ihnen, Azet trägt Flagge und kein Burberry-Schal." Doch noch in derselben Strophe greift sein Firmen-Fetisch und das schwarz-rote Banner muss weichen: "Komm' von Lasten auf den Schultern zu Dior tragen."
"Weil du Lines ziehst, können wir Ferrari fahren", freut sich Azet bis "Ekipa". Dann folgt das große "Pardon". "Die Ware wiegen wurde zur Routine", trägt er die gleiche Geschichte nun tränenreich vor. Im stets leiernden Gesang zur zaghaft gezupften Gitarre verkaufen sie ihre wenig glaubwürdige Reue. "Ich hab' mich verloren", heißt es entschuldigend, "Viele Krisen, sind lost, doch wir knien vor Gott." Dennoch haben sie letztlich alles richtig gemacht, die berüchtigten "Schlangen" in die Flucht geschlagen und im Sinne des Allmächtigen gehandelt: "Ich danke Gott für alles, was er mir gab."
"Mach' Geld, das kann ich nicht vermeiden. Die Tränen meiner Mutter trocknen nur mit 200-Euro-Scheinen", rappt Dardan, womit er ein fragwürdiges Licht auf die eigene Familie wirft. Doch am Ende geht es auf "Eurosport" eben genau darum: Gewinnmaximierung. Azet gesteht es schon im einleitenden "Bebe": "Das Gefühl, wenn das Geld alle Wunden heilt." Um dieses Ziel zu erreichen, darf die Musik offensichtlich weder Emotionen anregen noch bedienen, sondern höchstens die Stille füllen. Fast wirkt es, als machten sich die Rapper über jeden lustig, der sich den Schmarren anhört.
4 Kommentare mit einer Antwort
warum müssen diese ganzen ultraschlechten Rapper früher oder später zusammenfinden und entweder einen gemeinsamen Track oder ein ganzes Album machen? Das ist doch wie verhext
Real recognize real. Wdym. Du hängst doch auch mit deinen Homies ab und dann schau mal aus den Augen der "ultraschlechten" Rapper auf dich und deine Homies. Kekw
Ich werds nicht hören. Azet hat zwar Druck auf der Stimme, aber mehr kann er mir nicht bieten.
Der immer gleiche Inhalt immer gleich präsentiert von wechselnden Protagonisten, alles wie immer also.
1/5 ungehört sollte klar sein.
Dieser Kommentar wurde vor 5 Monaten durch den Autor entfernt.
Wären sie doch nur auch abseits der Kamera so reich, dass sie keine Musik mehr machen müssen.