laut.de-Kritik
Der talentierte Jungvierer rettet Emo.
Review von Mathias MöllerKann dieses Album Emo retten? So viel sei gesagt: Chris Carrabba tut sein Bestes. Der charismatische Sänger von Dashboard Confessional erhielt für " A Mark, A Mission, A Brand, A Scar" eine ganze Menge Vorschusslorbeeren, ein Musikmagazin bebilderte sein Cover unlängst mit Carrabbas Schattenriss und der sinngemäßen Bildunterschrift "Emo starb für eure Sünden". Der schmächtige junge Mann mit den tätowierten Armen als der Heilsbringer der gefühlsbetonten Rockmusik? Wenn man das Album hört, mag man an Rettung glauben.
Dashboard Confessional rocken so einfühlsam sanft, und Carrabba singt dazu so süß und gefühlvoll, als gelte es, sämtliche verflossenen Lieben dieser Welt wieder zum Leben zu erwecken. Denn "A Mark, A Mission, A Brand, A Scar" handelt von der Liebe und klingt dabei völlig ungekünstelt, wie der Soundtrack des amerikanischen Teenagerlebens. Mal verzweifelt, mal sehnsüchtig. Doch die Texte wirken nicht juvenil platt, DC besitzen Tiefgang. Carrabba legt sein Herz in die Hand seiner Angebeteten und lässt den Hörer daran teilhaben.
Er singt über Dinge, die wir alle schon einmal erlebt haben: "Mein Herz gehört Dir, zum Füllen oder Platzen lassen, zum Brechen oder Vergraben, es als Schmuck zu tragen, was immer du bevorzugst." Da geben wir uns gerne hin. "Hands Down" ist ein Jimmy Eat World-ähnlicher, von Hoffnung getragener Einstieg in das Auf und Nieder der liebenden Seele, eine kleine Geschichte über das erste Date: "Und du küsstest mich, als ob du es meintest".
Gleich darauf holt einen das getragene "Rapid Hope Loss" zurück auf den Boden der Tatsachen. Sie hat es wohl doch nicht so gemeint. Beim nächsten Mal mache ich alles richtig, schwört sich der Songwriter, "As Lovers Go". Ein feines Gefühl scheinen DC bei der Instrumentierung zu haben: Emo muss nicht immer mit der Brechstange Stromgitarre zu Werke gehen, es tut auch mal eine balladeske Countrynummer wie "Carry This Picture". Massiver Acoustic-Einsatz findet sich auf einigen Stücken, weniger ist bei Dashboard Confessional definitiv mehr. Beim minimal besetzten "Ghost Of A Good Thing" kommt Carrabbas Stimme wunderbar zur Geltung. Wie er überhaupt singen kann: leise, laut, inbrünstig, zurückgenommen; er scheint jede Schattierung des menschlichen Gemüts artikulieren zu können.
Der talentierte Jungvierer hat mit "A Mark, A Mission, A Brand, A Scar" ein Album vorgelegt, dass die ideale Untermalung für alle die darstellt, die es wagen, sich dem großen Gefühl hinzugeben.
Noch keine Kommentare