laut.de-Kritik

Bewährtes Material in neuer Verpackung.

Review von

Erstaunlich, welche Künstler in den letzten Jahren an die Spitze der Charts gelangten. Im Mai 2013 schafften es Deep Purple in Deutschland auf Anhieb auf Platz eins. Nicht, dass sie das aus der Vergangenheit nicht gewohnt waren.

Ihr Mut wurde belohnt, in hohem Alter noch einmal ins Studio zu gehen und sich nicht lediglich an einem Abwasch ihrer Vergangenheit zu versuchen wie zeitgleich Black Sabbath. "Now What ?!" fällt mit seinen Progressive-Passagen experimenteller aus als alles, das sie bis dahin gemacht haben. Mit Ausnahme ihres "Concerto For Group And Orchestra" 1969, das aber in eine ganz andere Richtung ging.

Wem das alles viel zu modern erscheint oder wer Ahnenforschung betreiben will, kann sich nun über eine neue CD-Reihe freuen, die im Laufe von 2013 weitere neun Mitschnitte auf den Markt bringt und zudem noch so gestaltet ist, dass sie im Regal gut aussieht.

Nicht, dass es an offiziellen Konzertmitschnitten von DP mangelte. Auch diese Show erschien bereits auf DVD und CD. Doch die Güte dieser Band in ihrer besten Schaffensphase ist nach wie vor erstaunlich.

Als sie im März am 1. März 1972 in Kopenhagen auftraten, hatten Ian Gillan (Gesang), Ritchie Blackmore (Gitarre), Jon Lord (Orgel), Roger Glover (Bass) und Ian Paice (Schlagzeug) – kurz: das klassische Mark II-Lineup – ihr bekanntestes Album "Machine Head" bereits im Kasten, aber noch nicht veröffentlicht. Fast schon entschuldigend erklärt Gillan zu Beginn, seine Band spiele nun einen neuen Song, wahrscheinlich den Opener aller Konzerte im folgenden Jahr. Es handelt sich um "Highway Star".

Bei jeder Band gibt es ein erstes Mal, auch bezüglich des Moments, in dem sie einen zukünftigen Klassiker vorstellt. "Machine Head" besitzt nicht nur einen davon, sondern mindestens vier: neben dem Opener auch "Lazy", "Space Truckin'" und jenes "Smoke On The Water", das die Band zu diesem Zeitpunkt offenbar noch für einen Lückenfüller hielt. Jedenfalls ist es bei den Aufnahmen nicht dabei.

So kann man sich irren. Ansonsten deckt sich die Tracklist mit der des offiziellen Livealbums "Made in Japan", das ein knappes halbes Jahr später entstand, zumindest in der 2CD-Version. Die Qualität der Aufnahmen lässt sich nicht vergleichen, denn trotz Überarbeitung fällt das Schlagzeug auf "Live In Copenhagen" arg scheppernd aus. Wer das Material aus der DVD " Live In Concert 72/73" (2005) oder der CD "Live In Denmark 1972" (2007) schon kennt, wird aber ahnen, dass es schwer genug war, den Klang so hinzukriegen wie auf dieser Remastered-Ausgabe.

Ein gelungener Auftritt, der die noch dazu gepackten Aufnahmen aus New York überflüssig macht: "Strange Kind Of Woman" beginnt mittendrin, "Smoke On The Water" haben wir schon oft genug gehört. Ganz lustig ist dagegen ein in Australien aufgenommenes Interview, in dem sich Schlagzeuger Ian Paice gleich mal in die Nesseln setzt. "We found them a little bit behind. That's only to be expected from the weird place they are, so alone", berichtet er über die Einwohner dort. "We were pleased with the way it went", fügt er noch rechtzeitig hinzu.

Nicht Neues, also, aber ganz nett. Wie auch der Rest der Serie, der die Jahre 1969 bis 1976 umfasst. "Paris 1975", der letzte Auftritt von Mark III (mit David Coverdale am Mikrophon und Glenn Hughes am Bass), ist bereits im Januar 2013 erschienen. Unter anderem folgen "Live In California 1974" (das berühmt-berüchtigte "California Jam") und "Live At Long Beach Arena" 1976 mit dem kurz danach verstorbenen Tommy Bolin an der Gitarre. Alles schon auf dem Markt, aber nicht so schön verpackt und nicht in überarbeiteter Sound-Qualität.

Trackliste

CD 1

  1. 1. Highway Star
  2. 2. Strange Kind Of Woman
  3. 3. Child In Time
  4. 4. The Mule
  5. 5. Lazy
  6. 6. Space Truckin'

CD 2

  1. 1. Fireball
  2. 2. Lucille
  3. 3. Black Night
  4. 4. Strange Kind Of Woman (Live in New York 1973)
  5. 5. Smoke On The Water (Live in New York 1973)
  6. 6. Space Truckin' (Live in New York 1973)
  7. 7. 1971 Australian Interview

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