2. August 2017

"Die Gerüchte sind alle Fake"

Interview geführt von

Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass die Deftones ihr Album "Gore" veröffentlichten. Damals sprachen wir mit Sänger Chino Moreno, der die Entstehungsgeschichte vom Album erläuterte. Danach ging es für die Band erst mal auf Tour, die von einer mehrmonatigen Pause unterbrochen wurde.

Was in der Zwischenzeit so passiert ist, besprachen mit mit dem Deftones-Bassist Sergio Vega, der uns auch erläuterte, was an den Gerüchten dran ist, dass sich die Band untereinander nicht so wirklich gut versteht.

Vor etwas mehr als einem Jahr haben wir mit eurem Sänger Chino Moreno gesprochen zur Veröffentlichung der Platte "Gore". Gib uns doch mal ein Update, was seither so passiert ist.

Sergio Vega: "Gore" ist das dritte Album, das ich mit der Band aufgenommen habe. Nach "Diamond Eyes" sind wir 2010 extrem ausgiebig auf Tour gegangen, waren Monate am Stück unterwegs und nur kurz mal zuhause. Dann nahmen wir direkt "Koi No Yokan" auf und haben auf der anschließenden Tour unser neues Album "Gore" geschrieben. Dann kam "Gore" raus, und wir sind auf Tour gegangen, haben uns dann aber eine etwa fünf Monate lange Pause genommen. Das war für mich damals etwas komisch, weil wir ja gerade eine neue Platte am Start hatten.

Rückblickend betrachtet macht es aber Sinn. Danach fühlten wir uns frisch und hatten eine ganz neue Energie. Da war noch mehr Begeisterung. Das Album ist jetzt über ein Jahr alt – aber es fühlt sich immer noch frisch an. Es war toll zu sehen, wie positiv die Platte bei den Leuten ankam. Jede Deftones-Platte ist anders.

Hat sich durch die Pause auch eine neue Perspektive auf die Stücke an sich ergeben?

Ja, ich denke schon. Wir haben die Platte Stück für Stück erarbeitet, mal zwei Wochen lang gemeinsam geschrieben, dann wieder Konzerte gegeben, danach uns gegenseitig E-Mails geschickt, "Ich hab da ein Riff", solche Sachen. Als wir nach der Pause zusammen kamen, spielten wir wirklich brutal, auch wenn die Stücke an sich filigran sind.

Gab es spezielle Songs, bei denen du überrascht warst, wie sie sich entwickelten?

Ja, beim Stück "Gore" zum Beispiel. Es gibt einige Stücke, die wir gerne live spielen und die sehr verschiedene Aspekte der Platte darstellen. Es war interessant, die Leute zu beobachten. Wir kommen aus einer Richtung, wo das Publikum gerne mosht, aber bei einigen neuen Sachen standen die Leute wirklich nur da und hörten andächtig zu. Da denkst du: "Mann, mögen die unsere neuen Songs? Wann beginnen die endlich zu slamdancen?".

Probt ihr auf Tour?

Du meinst neue Stücke oder die vom Album?

Die Live-Arrangements des aktuellen Albums.

Da ist es eher so, dass wir vor der Tour ein paar Tage proben – zuvor macht eh jeder von uns seine Hausaufgaben. Das neue Material ist sehr "touch and feel", picking patterns. Die Songs sind für die linke Hand nicht schwer zu spielen, aber es geht sehr um die rechte Hand. Und dann, wenn wir zusammenkommen, dauert es noch mal, bis sich das alles richtig anfühlt. Mittlerweile machen wir aber auch Soundchecks zu Proben, in denen wir die komplizierten Stücke der neuen Platte nochmal üben. Wir wollen, dass alles richtig klingt – und haben eine Menge Spaß damit.

"Wenn wir auf die Bühne gehen, habe ich schon fünf Stunden geübt"

Was machst du vor Gigs?

In meiner Garderobe stehen drei Bässe. Ich spiele in so vielen verschiedenen Tunings, ein großer Teil meines Tages besteht darin, frisch zu bleiben mit dem Deftones-Material.

Wie wärmst du dich auf?

Ich nehme mir einen Bass zur Hand, schalte Netflix ein, schaue einen Film und spiele daneben sechs, sieben Stücke durch – am ehesten die, die wir nicht so oft spielen. Dann gehe ich zum Soundcheck, und danach spiele ich nochmal ein, zwei Stunden. Bis wir auf die Bühne gehen, habe ich bereits vier, fünf Stunden geübt.

Das ist ja gerade als Bassist für die Finger ziemlich hart.

Naja, meine Saiten sind ziemlich dünn und ich spiele mit einem Plektrum. Mit Fingern habe ich nie gespielt. Ich versuche, einen leichten Anschlag zu haben. Mein Rig ist so aufgebaut, dass ich eher leicht anschlagen kann, das ist einfach wichtig, um die Nuancen am Leben zu erhalten. Wenn du immer voll auf der Zwölf bist, kannst du dich nirgendwo hinbewegen. Ich habe das von Stephen (Deftones-Gitarrist, Anm.), der ja einen wirklich heavy Sound hat, aber er schlägt nur sehr sanft an. Dadurch bekommt er Raum für Dynamik. Ich komme ja eigentlich von einem Hardcore-Background, da hat jeder immer so richtig reingehauen.

Wieviele Instrumente hast du eigentlich auf Tour mit?

Ich reise mit acht, neun Bässen und spiele Standard-Tuning, Drop D, Drop C# und Drop C. Dazu spiele ich einen Fender Six, der sieht aus wie eine große Gitarre, ist aber ein tiefer, reicher Bass.

Und in Sachen Verstärker?

Da habe ich hauptsächlich Orange-Amps. Mein Sound ist eine Mischung aus Orange Amps und einer Fractal Unit, die in den Orange reingeht. Ich benutze auch eine Menge Effekte. Multiband-Compressor, Distortion, verschiedene Delays, Tremolos ... dazu noch eine Menge Expression-Pedale. Es macht Spaß, weil Stephen oft entweder einen sehr effektierten Sound oder einen sehr schweren, trockenen Sound hat. Es ist witzig, wenn der Bass die Effekte trägt, weil man es vom Bass einfach nicht so erwartet. Ich schreibe die Riffs schon mit den Effekten am Bass, sie sind oft integraler Bestandteil der Musik.

Habt ihr bereits neue Songs?

Nicht so wirklich, aber wir schicken immer wieder neue Ideen hin und her. Das bringt die Sache zwar langsam ins Rollen, aber die Dinge passieren erst dann, wenn wir wirklich alle in einem Raum sind.

Die Stimmung in der Band ist gut?

Ja, klar!

Man hört ja öfters mal, das sie das nicht ist.

Ja, aber das stimmt einfach nicht. Wir mögen uns. Haben Menschen manchmal eine schwere Zeit miteinander? Ja. Gibt es manchmal Spannungen zwischen Menschen? Natürlich. Aber man hat auch Spannungen mit Ehefrauen, Brüdern oder Freunden. Wir haben immer eine gute Zeit miteinander.

Also stimmen die Gerüchte nicht?

Überhaupt nicht, wir kommen bestens miteinander aus. Menschen streiten, aber eigentlich tun wir nicht mal das. Wir sind natürlich auch mal auf den anderen sauer, aber das ist doch normal. Es gibt schon einen Grund, warum diese Band schon so lange existiert.

Das freut mich zu hören!

Ja, die Gerüchte sind alle Fake (lacht).

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3 Kommentare mit 11 Antworten

  • Vor 6 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 6 Jahren

    Leute, Leute...

    Wer redet denn bitte mit Sergio "Der Ersatz" Vega über die deftones, hm? Da hättet ihr gleich auch noch Abe befragen können, ob er der Meinung ist, dass Jonathan Davis und er selbst lieber bei ihren ersten Ehefrauen hätten bleiben sollen und wie sich eine solche Entscheidung auf die jüngeren Veröffentlichungen beider Bands ausgewirkt haben könnte...

    Vega ist wirklich das Abziehbild eines wandelnden Klischee-Bassisten: Will von zwischenmenschlichen Konflikten in der Band nix mitbekommen haben, feiert bedingungslos jeden Brocken ab, den ihm seine Mitstreiter vor die Füße würgen und ist dabei auch noch in unrealistisch selbstbewusstem Maße der Ansicht, dass sein Tiefton-Gebrumme maßgeblichen Anteil am Bandsound habe.
    Echt jetzt, wie er da dumm-dreist in seiner musikalischen Unbildung fast noch ein wenig stolz zu Protokoll gibt, dass er mit Plektrum spielt und daher keine blutenden Fingerkuppen kenne. Der ist zu seinem ersten Bass doch auf dieselbe Art und Weise gekommen wie der schlechteste Gitarrist einer jeden Schulband! Dann schiebt er noch hinterher, dass er ja auch einen tollen Fender VI spielt, vermutlich um von seinen begrenzten Skills abzulenken und dabei auf Laien noch irgendwie musikalisch universell bewandert zu wirken!

    Junge, den Fender VI habe ICH schon VOR Veröffentlichung der Diamond Eyes für ein Audition-Tape deiner Band gespielt, als es noch Hoffnung gab, der fette Carpenter würde sich nur einmal im Leben mehr als nötig und damit über den eigenen Papptellerrand seiner Musikerfreunde hinaus auf der Suche nach nem geeigneten Ersatz für Chi bewegen!
    Anders als Du weiß ich das Ding aber mit den blanken Fingern zu bespielen, ganz wie einen echten E-Bass. Nur wenn abends die Kuppen bluten kannst Du nämlich sicher sein, dass Du heute über'n Tag auch wirklich was Großartiges gelernt hast. Dipshit!

  • Vor 6 Jahren

    @soulburn
    armer soulburn, wärend du deine Finger verarztest, steht Sergio noch auf der Bühne, bringt diese zum Beben und verdient sein Geld - er ist eben smarter

    • Vor 6 Jahren

      Also bitte, abgesehen von Dir, der meinem rant of the week auf den Leim ging und sich extra für eine läppische Sozialneid-Unterstellung nen Account bei laut.de angelegt hat, wissen hier ALLE um die Hassliebe zu meiner Profession und der durch sie gewährleisteten sicheren wie unspektakulären Mittelstandsexistenz :D

      Vom 20. Jahrestag meines Hassliebe-Jubiläums (Anniversary of an uninteresting event...) zu den deftones sollten auch schon so einige hier gehört haben, von der korrekten Nutzung der laut'schen Unterkommentarfunktion im Übrigen ganz zu schweigen!

    • Vor 6 Jahren

      lol, ich freu mich für dich

    • Vor 6 Jahren

      ich tue mir schwer zu glauben, dass deftones, in welcher besetzung auch immer, je eine bühne zum beben gebracht haben. Wenn ein Ville Vallo mich und meine Band lobend erwähnt und Promo macht --> sofortige (selbst)auflösung