laut.de-Kritik

Fast zu perfekt in Szene gesetzte Sinnlichkeit.

Review von

Nachdem Diana Krall 2015 mit "Wallflower" einen Ausflug in den Pop unternahm, wählt sie für "Turn Up The Quiet" die Rückkehr ins ursprüngliche Nest. Hier ist alles auf Heimspiel angelegt: Als Produzent fungierte der inzwischen leider verstorbene Tommy LiPuma, der schon für "The Look Of Love" und "Love Scenes" verantwortlich zeichnete. Auch bei der Songauswahl gilt die Maxime 'Keine Experimente': Wieder einmal müssen Klassiker des American Songbook für mehr oder weniger aufregende Neuinterpretationen herhalten.

Der Opener "Like Someone In Love" gibt die Richtung vor und fasst das Konzept gleich komplett zusammen: Die im Mittelpunkt stehende Stimme Dianas schmiegt sich mal hauchzart, mal rauchig-verrucht um dezent angejazzte Variationen von Cole Porter & Co. Da tauchen vor dem geistigen Auge gleich wieder die Bilder von Michelle Pfeiffer im roten Kleid aus dem Streifen "Die Fabelhaften Baker Boys" auf.

In dieselbe Kerbe schlägt "Isn't It Romantic" mit seinem edel transportierten Barjazz. Die wirkungsvoll eingeflochtenen Geigen bleiben im Hintergrund, während Diana ihren Gesang mit erotischen Akzenten phrasiert. Nat King Coles "L-O-V-E" geht dank strafferer Rhythmuspassagen im Kontext des Albums schon als beschwingte Uptemponummer durch.

Für ihre Musiker greift die Krall auf eine Reihe alter Mitstreiter zurück. Darunter finden sich unter anderem Bassist Christian McBride und Gitarrist Russell Malone, die bereits zu "Love Scenes"-Zeiten ihre Klasse unter Beweis stellten. Statt mit überschäumendem Emotionen daher zu kommen, hält Diana die Zügel im Zaum, die Femme Fatale schimmert nur selten durch.

Im unkaputtbaren "Night And Day" tänzelt der Bossa Nova so dezent umher, als wolle er die weiterhin zurückhaltend agierenden Streicher nicht übermäßig verschrecken. Für "I'm Confession (That I Love You)" umschmeichelt Diana mit eleganter Nonchalance den Angebeteten. "Moonglow" gibt den perfekten Hintergrund für wohlige Engtanz-Augenblicke auf dem dem mitternächtlichen Balkon.

Auf "Blue Skies" sticht das Duell der mit viel Swing-Seele versehenen Kontrahenten Piano und Kontrabass heraus. Zum Ende nimmt "I'll See You In My Dreams" dank des munteren Pianos und fröhlich umfiedelnder Violine noch einmal beschwingte Fahrt auf und rundet einen insgesamt positiven Eindruck ab.

Kurioserweise das einzige Manko von "Turn Up The Quiet": Die aktuellen Interpretationen der Songbook-Klassiker klingen in ihrer Makellosigkeit schon fast zu perfekt. Da sitzt jeder Basszupfer, jeder Besenschwung scheint genau berechnet, jedes laszive Seufzen findet den allzu rechten Moment.

Trotz durchgehender Gefälligkeit umschifft das Album dennoch problemlos die Niederungen der Fahrstuhlmusik. Songbook-Variationen 2017: Überraschungsarm, aber in Umsetzung und Technik untadelig umgesetzt.

Trackliste

  1. 1. Like Someone In Love
  2. 2. Isn't It Romantic
  3. 3. L-O-V-E
  4. 4. Night And Day
  5. 5. I'm Confessin' (That I Love You)
  6. 6. Moonglow
  7. 7. Blue Skies
  8. 8. Sway
  9. 9. No Moon At All
  10. 10. Dream
  11. 11. I'll See You In My Dreams

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