Porträt

laut.de-Biographie

Diana Krall

Eigentlich ist es immer eine ähnliche Geschichte, die in Diana Kralls Fall so geht: Am 16. November 1964 erblickt sie in Nanaimo (British Coumbia, Kanada) das Licht der Welt. Die Eltern spielen Klavier, die Großmutter ist selbst Sängerin. Zuhause dreht sich alles auf dem Plattenteller, was einem gewissen Anspruch gerecht wird. Von Oper bis Jazz reicht der musikalische Horizont ihres nächsten Umfeldes. Mit vier Jahren beginnt Diana Klavier zu spielen. Mit 15 absolviert sie die ersten bezahlten Gigs. Bei einen Wettbewerb erhält sie ein Stipendium für das renommierte Berklee College of Music. Über Los Angeles und Toronto landet sie 1990 in New York.

Diana Krall - Turn Up The Quiet
Diana Krall Turn Up The Quiet
Fast zu perfekt in Szene gesetzte Sinnlichkeit.
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Drei Jahre später erscheint ihr Debütalbum "Stepping Out". Tommy LiPuma entdeckt sie für das GRP-Label und produziert 1995 "Only Trust Your Heart". Bereits mit dem nächsten Album "All For You" wird sie für den Grammy nominiert und hält sich damit 70 Wochen in den Billboard Traditional Jazz Charts.

Dianas Smooth-Jazz-Welle überrollt Europa 1999. An "When I Look In Your Eyes" kommt kein Jazzfreund vorbei. Ihr Candle-Light-Swing erobert die Wohnzimmer und Festivalbühnen: "Ich habe viele Sachen ausprobiert. Es stellte sich immer wieder heraus, dass das Standard-Repertoire mir vom Klavier und den Arrangements her, vom melodischen, harmonischen und textlichen Standpunkt aus am besten liegt. Also mache ich da weiter, denn es ist meine Musik".

"When I Look In Your Eyes" hält sich rekordverdächtige 52 Wochen auf Platz eins der Billboard-Jazzcharts und beschert ihr neben einer Nominierung in der Kategorie "Album Of The Year" (!) zwei Grammys in den Kategorien "Best Jazz Vocal Performance" und "Best Engineered Album, Non Classical". Mit "The Look Of Love" kann sie diesen Erfolg noch toppen. Das Album steigt auf Platz neun der Popcharts ein und verkauft allein in den USA in der ersten Woche 95.000 Einheiten.

Gekennzeichnet durch einige Schicksalsschläge (sie verliert zusätzlich zu ihrer Mutter ihre engen Freunde und Mentoren Ray Brown und Rosemary Clooney) veröffentlicht sie mit "The Girl In The Other Room" ein Album, das sie reifer, eigener, mutiger und persönlicher denn je zeigt. "Ich habe in den letzten Jahren eine Reihe schwerer persönlicher Verluste und tiefschürfender Veränderungen erlebt. Zum Glück traf ich Elvis Costello und alles bekam eine gute, inspirierte Wendung. Die Heirat mit ihm beschließt für mich ein großes Kapitel in meinem ganz persönlichen Geschichtenbuch. Diese CD handelt davon."

Mit Hilfe ihres erfahrenen Songwriter-Gatten Elvis Costello komponiert sie sechs der zwölf Stücke für "The Girl In The Other Room" selbst, was ihrer künstlerischen Eigenständigkeit einen ordentlichen Schub verpasst. "Der Grund dafür, dass ich vorher keine eigenen Lieder gesungen habe, liegt darin, dass mir ein Partner fehlte, der in der Lage war, meine Geschichten, Gedanken und Gefühle in schöne Songtexte zu übersetzen."

Doch die musikalische Verwandlung, die in ihrer Musik für einen kurzen Moment deutliche Spuren hinterlässt, ist nur von kurzer Dauer, schließlich wird Diana Krall vom Publikum ihres smoothen Candlelight-Jazzes wegen geliebt. Ralf Dombrowski, etablierter Autor des renommierten Jazzthing-Magazins, ist trotzdem fassungslos und bezeichnet "From This Moment On" als nervtötenden Rückfall in die Konsensmucke.

"Natürlich swingt das irgendwie und Krall hat weiterhin eine betörend schmeichelnde After-Hours-Stimme. Aber die Arrangements des Orchesters: von einer vorhersehbaren Konventionalität, die Basie schon vor einem halben Jahrhundert hinter sich gelassen hatte. Die Einfalt der Improvisationen, die ausnahmslos einem Berklee-Workshop entstammen könnten. Wo ist der Mut des Stars, den kleinsten gemeinsamen Nenner des vermeintlichen Publikumsgeschmacks, die Bush-Kompatibilität des spießbürgerlichen Traditionsempfindens hinter sich zu lassen?"

NIcht nur als Sängerin und Pianistin tritt die Musikerin in Erscheinung. In TV-Produktionen übernimmt sie gern kleine Gastrollen, etwa für "Melrose Place"(1998), "Anything Else" (2003)oder "Public Enemies"(2009). Ihr Heimatland Kanada würdigt seine wohl berühmteste Künstlerin 2008 mit der Umbennung des Nanaimo Harbourfront Plaza in den Diana Krall Plaza.

2012 begibt sie sich in künstlerisches Neuland. Unter der Regie des Musikers und Produzenten T Bone Burnett spielt Diana "Glad Rag Doll" ein. Easy Listening findet nicht statt, dafür überrascht sie hier mit rauh und erdig aufgenommenen Tracks, die größtenteils dem Fundus des American Songbook der zwanziger und dreißiger Jahre entstammen.

2015 präsentiert Diana mit "Wallflower" eine Zusammenstellung von Songs der siebziger und achtziger Jahre. So eindeutig hat sich Diana noch nie dem Pop zugewandt, was bei der Jazzpolizei für großes Stirnrunzeln sorgt. Hier interpretiert sie Titel von u. a. Paul McCartney, den Mamas & Papas und Elton John. Die Resultate sind von unterschiedlicher Qualität: Einige Nummern profitieren von einem handwerklich seriös ausgeführten Jazz-Anstrich, doch allzu oft dümpelt die Kanadierin hier in zu seichten Barjazz-Gefilden.

2017 geht die Sängerin dann wieder auf Nummer sicher. "Turn Up The Quiet" interpretiert eine Reihe von Klassikern aus dem American Songbook in kleiner Besetzung eingespielt. Für die Musiker und den Produzenten greift die Künstlerin ebenfalls aufs Erfolgsrezept früherer Jahre zurück: Neben Producer Tommy LiPuma sind Trios, Quint- und Quartette vornehmlich mit bereits erprobten Mitsteitern besetzt.

Das Output der Diana Krall bewegt sich zwischen den Polen Mainstream, Jazz und Pop. Dass die Künstlerin mehr kann, als barkompatiblen Schmusejazz einzuspielen, belegen besonders die Alben "The Girl In The Other Room" und "Glad Rag Doll". Gerade auf letztgenanntem Werk ersetzt die Sängerin ihre oft kühl-spröde Intonation durch so bislang nie gehörte Leidenschaft und Hingabe.

Alben

Diana Krall - Wallflower: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 2 Punkte

2015 Wallflower

Kritik von Artur Schulz

Überraschungsarme Coverversionen von Dianas Lieblingsliedern. (0 Kommentare)

Fotogalerien

"Quiet Nights" "Ein Flüstern ins Ohr des Geliebten" - Diana Krall 2009

"Ein Flüstern ins Ohr des Geliebten" - Diana Krall 2009, "Quiet Nights" | © Universal Music (Fotograf: ) "Ein Flüstern ins Ohr des Geliebten" - Diana Krall 2009, "Quiet Nights" | © Universal Music (Fotograf: ) "Ein Flüstern ins Ohr des Geliebten" - Diana Krall 2009, "Quiet Nights" | © Universal Music (Fotograf: ) "Ein Flüstern ins Ohr des Geliebten" - Diana Krall 2009, "Quiet Nights" | © Universal Music (Fotograf: )

Surftipps

  • Diana Krall

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