laut.de-Kritik

Die Kings of Progressive Metal zeigen, was eine Harke ist.

Review von

Tja, Leute, es ist mal wieder so weit. Die Kings of Progressive Metal geben sich die Ehre und zeigen allen Möchte-Gern-Härtnern, was 'ne Harke ist. Ich seh' schon wieder, wie unzählige Musiker ihre Gitarren verbrennen und Sänger mit Glasscherben gurgeln, denn Mut machen einem solche Alben sicher nicht.

Was soll ich sagen? Die New Yorker sind einfach nicht von dieser Welt und versuchen auch gar nicht mehr, diesen Anschein zu erwecken. Es widerstrebt mir inzwischen beinahe, auf das technische Niveau der Herrn Portnoy, Petrucci, Myung und Rudess einzugehen, denn außer Wiederholungen kann man dazu eigentlich nichts mehr beitragen. Ist "Train Of Thoughts" deshalb aber nur ein Aufwasch von schon Gehörtem? Nicht in diesem Leben!

Das neue Album tut das, was man eigentlich auch von Metallica erwartet hätte: Es tritt mit Anlauf in den Arsch. Ich hab Dream Theater, außer bei einigen Live-Shows, noch nie so basslastig und heavy erlebt wie auf "Train Of Thoughts". Schon der Opener "As I Am" kommt mit einem höllisch groovenden Riff daher und setzt deutlich mehr auf Eingängigkeit, denn auf technisches Gefrickel. Der Chorus ist nach dem zweiten Hören in der Rübe und lässt sich da so schnell auch nicht mehr raus schütteln. "This Dying Soul" hämmert gleich zügig hinterher, und James LaBrie geht so weit, dass mich seine Gesangslinien an die von James Hetfield bei "Blackened" erinnern. Überhaupt vermeidet es der Mann weitgehend, sich in den Kopfstimmenbereich hochzuschrauben sondern gibt sich ebenfalls eher von der rauen Seite.

Dream Theater wären aber nicht Dream Theater, wenn sie es nicht mit spielerischer Sicherheit schaffen würden, technische Finessen einzubauen, die vergeblich ihresgleichen suchen. So bemerkt man fast ausschließlich bei den Soloparts, dass Jordan Rudess und seine Keyboards ja auch noch da sind. Das Album ist dermaßen gitarrendominiert, dass man schon genau hinhören muss, um mal ein paar Keys zu erlauschen.

"Endless Sacrifice" nimmt das Gas ein wenig raus, doch zum Chorus hin stoßen die Jungs schon beinahe in Nu Metal-artige Gefilde vor. Nachdem "Honor Thy Father" wieder sämtliche Haare nach hinten gefönt hat, folgt mit dem nicht mal dreiminütigen "Vacant" die einzige Ballade.

Zum instrumentalen "Stream Of Consciousness" will ich hier nichts weiter sagen. Wenn ihr als Musiker in euch gefestigt seid, hört's euch an, wenn nicht, überspringt's. Mit dem Rausschmeißer "In The Name Of God" gibt es alles bereits Erwähnte noch mal vereint, auch wenn mir die Soloeskapaden von John Petrucci stellenweise auf den Sack gehen, da sie nun wirklich nicht mehr songdienlich sind. Für mich trotzdem ein absolutes Highlight des Jahres.

Trackliste

  1. 1. As I Am
  2. 2. This Dying Soul
  3. 3. Endless Sacrifice
  4. 4. Honor Thy Father
  5. 5. Vacant
  6. 6. Stream Of Consciousness
  7. 7. In The Name Of God

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38 Kommentare

  • Vor 20 Jahren

    Ich glaube nicht dass DT Songabschnitte so sehr wiederholen wie Metallica auf St. Anger.
    Für DT sind lange songs normal. Auf ToT haben die sich sogar extra zurückgehalten mit der Songlänge. Bei denen find ich das nicht schlimm.

  • Vor 20 Jahren

    Zitat (« Ecneg schrieb:
    Für DT sind lange songs normal. Auf ToT haben die sich sogar extra zurückgehalten mit der Songlänge. Bei denen find ich das nicht schlimm. »):

    Das wusste ich nicht. Wenn das einfach ihr Stil ist, ok.

    Für mein Empfinden hätte es manchmal die eine oder andere Minute Gefrickel nicht gebraucht.

  • Vor 20 Jahren

    Auch damit haben sie sich beim neuen Album sogar zurückgehalten ;)