Porträt

laut.de-Biographie

Dub Pistols

"Ich wuchs mit dem Sound von The Clash in West London auf", erinnert sich Barry Ashworth. "Dub hörte man überall, und Punk war immer natürlicher Bestandteil meines Daseins. Die Dub Pistols sind Punk, weil Punk als Lebenseinstellung bedeutet: Alles ist möglich."

Dub Pistols - Rum And Coke
Dub Pistols Rum And Coke
"The same dirty groove": energiegeladen und grenzenlos lässig.
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Seit er 1987 in einem Londoner Club die Nachfolge Paul Oakenfolds antrat, zählt Barry Ashworth zu den festen Größen der Londoner Veranstalterszene. Nebenbei eröffnet er in Covent Garden einen Plattenladen und hebt mit Gleichgesinnten die Band Déjà Vu aus der Taufe, die mit ihrer Version von "Why Why Why" der Woodentops einen Hit für sich verbucht.

Der Weg der Dub Pistols beginnt 1996, als Ashworth für einige Aufnahmen Jason O'Bryan verpflichtet. Der stellte einst die Hälfte des Wall of Sound-Acts Ceasefire. Beide verbindet ein Faible für The Clash, The Specials, King Tubby und Public Enemy. O'Bryan schwingt sich schon bald vom Tontechniker zum Co-Produzenten und Songwriter auf. Ganz nebenbei spielt er bei Live-Auftritten den Bass.

Erste Singles des frisch gebackenen Projekts erscheinen bei Concrete Records und kommen einem Vertreter von Interscope zu Ohren. "Zwei Tage später saß ich im Flugzeug nach L.A., und dann hatte ich plötzlich einen dicken Deal mit Geffen in der Tasche", so Ashworth. So schnell kann es manchmal gehen. Die Dub Pistols mausern sich vom Studio-Duo zu einer mehr als ordentlichen Live-Band: Im Laufe der Zeit stoßen Gitarrist John King, Produzent Lee Spencer, Bill Borez (Programming) und Turntablist Malcolm Wax dazu.

Die Dub Pistols kombinieren mit an Frechheit grenzender Unbekümmertheit Hip Hop, Dub, Ska und Punk und servieren ihre Mixtur mit einer Attitüde, der nur eine Bezeichnung gerecht wird: Rock'n'Roll. Ihren EPs "Westway" und "Best Got Better" von 1997 folgt ein Jahr später das Debüt-Album "Point Blank".

Zahllose Live-Shows in aller Welt schließen sich an. Die Dub Pistols, die in ihrer Heimat zusammen mit Fatboy Slim oder den Chemical Brothers gerne unter dem Etikett Big Beat geführt werden, touren besonders erfolgreich und ausgiebig die USA. Die Remix-Aufträge flattern zu Dutzenden ins Haus: Die Dub Pistols arbeiten unter anderem für Moby, Bush, The Crystal Method, Limp Bizkit, Ian Brown, Bono und Korn.

Tracks der Dub Pistols finden in Film- und Videospiel-Soundtracks Verwendung. Ashworth und Kollegen sind unter anderem in "Blade 2" (mit Busta Rhymes), "Bad Company" oder "Mystery Men" zu hören. Noch mehr Live-Auftritte folgen, ein zweites Album wird fertig gestellt - dann erschüttern die Anschläge vom 11. September die Welt. "Es schien, als ob beinahe jeder Track einen Bezug zu 9/11 hätte", so O'Bryan. "Das Album sollte gerade herauskommen, als alles abgeblasen wurde", ergänzt Ashworth. "Wir kamen nach Hause und saßen einfach da, mit den Händen vorm Gesicht."

"Six Million Ways To Live" erscheint schließlich doch noch, wenn auch mit leichter Verspätung. Dem Erfolg des Albums tut dies keinen Abbruch: Kein Wunder, freut man sich doch über hochkarätige Feature-Gäste. Für die Single "Problem Is" erfüllt sich für Barry Ashworth ein weiterer Traum: "Wir waren immer riesige Fans von Terry Hall. Wir dachten, er würde nie im Leben noch ein Ska-Album machen. Aber ihm gefiel der Track und er nahm die Vocals dafür auf."

Der ehemalige Sänger der Specials bezeichnet "Problem Is" später als "die beste Ska-Single der Specials, die die Specials nie geschrieben haben". Auch Horace Andy ("Er erschien im goldenen Anzug.") und Planet Asia geben sich auf "Six Million Ways ... " die Ehre.

Auf der Homepage der Dub Pistols fasst man es in Worte: "Hätte man dem 15-jährigen Barry Ashworth gesagt, er werde einmal gemeinsam mit seinem Helden Terry Hall von den Specials in einer Band spielen, er hätte einem ins Gesicht gelacht." Zu früh, denn Halls Stimme bleibt den Dub Pistols erhalten.

Nach weiteren ungezählten Shows, ob mit der kompletten Band, Soundsystem-Gigs oder Solo-DJ-Sets von Barry Ashworth, einer Beats- und Breaks-Compilation ("Y4K - Next Level Breaks" von 2002; vertreten sind unter anderem die Chemical Brothers, Northern Lite und Hip Hop-Urgestein Afrika Bambaataa) und weiteren Single- und EP-Veröffentlichungen ist - Jahre später - wieder ein Album in voller Länge fällig.

"Speakers And Tweeters" erscheint im Mai 2007 bei Sunday Best Recordings. Neben Terry Hall sind die britischen Rapper Blade und Rodney P., ihr US-amerikanischer Kollege T. K. Lawrence, Bläserkönig Tim Hutton und Turntablist DJ Stix zu hören. Neben eigenem Material servieren die Dub Pistols Coverversionen von "Peaches" (The Stranglers), "Gangsters" (The Specials) und "Rapture" (Blondie).

Eine Spur eingängiger, doch beileibe nicht ohne Biss, schenken die Dub Pistols zwei Jahre später "Rum And Coke" nach. Nach wie vor gilt die Maxime des Punk: "Alles ist möglich." Rap und Gesang, Dub, Reggae, Raggamuffin und Ska, Pop, Elektro, Soul und ein Anflug von Latin Fever: "Keep The Fire Burning". Diesmal unter anderem mit dabei: Lindy Layton, Freak Powers Ashley Slater und Gregory Isaacs.

Den Ritterschlag haben die Dub Pistols ohnehin längst von Lynval Golding aus den Reihen der einst aus der Ferne bewunderten Specials erhalten: "Jason O'Bryan und Barry Ashworth verfügen bei ihren Live-Shows über geradezu grenzenlose Energie, sie rocken jedesmal die Crowd, immer ... Ein Riesendankeschön an Terry Hall dafür, dass er mich mit den Dub Pistols bekannt gemacht hat."

Auf ihrer LP "Addict" (2020) wenden sich die Londoner vor allem schnellen und harten Momenten in Form von Jungle, Dubstep und progressiver Ragga-Elektronik zu. Gäste sind die legendären Ragga Twins, UK-Dancehall-Legende Horseman, Rhoda Dakar aus dem The Specials-Umfeld, der Londoner Rapper Seanie T. und viele weitere. Spannend am Nachfolger 2023 ist neben der Frage nach dem weiteren stilistischen Kurs auch der in Kriegszeiten provokante Titel: "Frontline".

Alben

Dub Pistols - Rum And Coke: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2009 Rum And Coke

Kritik von Dani Fromm

"The same dirty groove": energiegeladen und grenzenlos lässig. (0 Kommentare)

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  • Sunday Best Recordings

    Für Menschen mit starken Nerven trotz zappelnder Comicfiguren sehr informativ.

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