laut.de-Kritik
Der Chef sorgt für Ordnung.
Review von Kai ButterweckEs gibt Musiker, bei denen man nie genau weiß, was sie als nächstes aus dem Hut zaubern. Eels-Mastermind E gehört zu ihnen – ein Tausendsassa, der undefinierbare musikalische Spuren hinterlässt und jede vermeintlich klar strukturierte Soundlandschaft in einen undurchdringlichen Klangirrgarten verwandelt. Auf dem neuen Album "Wonderful, Glorious" paart der Alternative-Guru aus Virginia abermals verschnörkeltes Effektgut und gängige Backgrounds.
Der Eels-Kopf ging schon im Vorfeld stolz mit der Kunde hausieren, dass es sich diesmal um ein komplettes Bandwerk handelt, bei dem jedes 'Bandmitglied' in das Songwriting involviert wurde. Doch Freunde von kollektiver Eingängigkeit sollten sich nicht zu früh freuen, denn die vier Mitstreiter The Chet (Gitarre), P-Boo (Gitarre), Koool G Murder (Bass) und Knuckles (Schlagzeug) sorgen nur selten für ungewohnte Einschübe. Stattdessen spielen sie dem Maestro lieber mit knarzigen Einwürfen in die Karten.
Verschrobene Gitarreneffekte und trockenen Rhythmen geben auf flotteren Nummern wie "Kinda Fuzzy", "Peach Blossom", "Stick Together" und "Open My Present" die Richtung vor. Impulsiv und stets für Überraschendes gut reist das Quintett durch psychedelische Rock-Welten. Der Weg scheint das Ziel zu sein, denn nur selten werden die Verantwortlichen wirklich sesshaft. Immer wieder kommt es kurz vor dem Landeanflug zu abrupten Bremsmanövern oder dynamischen Richtungswechseln.
Ganz anders verhält es sich in den ruhigen Momenten. Hier nehmen sich die hibbeligen Hummeln im Allerwertesten des Quintetts eine verdiente Auszeit und pflegen ihren zerzausten pelzigen Thorax zu den Klängen von geschmeidig Gezupftem ("On The Ropes") und schwer Melancholischem ("True Original", "I Am Building A Shrin").
Trotz der vielen gegensätzlichen Elemente hält sich die Verwirrung dennoch in Grenzen. Das liegt vor allem an Mark Oliver Everetts unverkennbarem Organ. Fast scheint es, als würde der Sänger den Mikrokopf auf der Zunge parken. Zart säuselnd oder kratzig und forsch präsentiert sich der Chef an vorderster Front und sorgt stets für Ordnung im mitunter doch ziemlich heillosen Durcheinander.
6 Kommentare
Chef-Band die Chefs wie ich schon Chef-ewig hören, yo.
Ganz erträgliche Platte, aber es fehlt der eine Glanzpunkt, sowas wie "The Other Shoe".
die songs sind eine melange zwischen melancholie und psychedelic, trotz einigen quengelnden gittarenriffs und e. partielles geheule ... ein bezaubernd, extravagant u. schräges album.
lapacho, bist du mit der Zotterschokolade verwandt? Die haben auch eine Lapacho...(oder eine so ähnliche) Schokoladensorte.
Nach ein paar Durchläufen des Livestreams würd ich das Teil ein ordentliches, aber für Mr.E durchschnittliches Album nennen. Alles schön knarzig und wie gewohnt, aber kein überrascheneder Hammersong dabei. Für einen Albumkauf reicht es diesmal wohl eher nicht.
just wonderful and glorious, yessss