laut.de-Kritik
Die Karaoke-Glöckchen klingen lauter als der Londoner Big Ben.
Review von Kai ButterweckDas ungarische Thrash-Metal-Core-Quartett Ektomorf befindet sich momentan scheinbar in einer kreativen Duracell-Phase; unter dem Titel "Retribution" veröffentlichen die Mannen um Mastermind Zoltán "Zoli" Farkas nun schon den dritten Longplayer innerhalb von nicht einmal zwei Jahren. Leider erweist sich der Akkordarbeit-Pfad jedoch als künstlerische Einbahnstraße; denn selten zuvor präsentierte sich das Schaffen der Osteuropäer dermaßen monoton und vorhersehbar.
Für eine knappe Dreiviertelstunde zwängen sich vier Roma-Angehörige in viel zu enge Sepultura-Shirts. Das Klon-Projekt geht allerdings nach hinten los, denn der Versuch, der Hochzeit der Brasilianer auf Augenhöhe zu begegnen, fördert nichts anderes zu Tage als eine Ansammlung zweitklassiger Kniefall-Momente, für die es von den Gebrüdern Cavalera maximal einen feuchten Händedruck geben wird.
Stumpf und leblos stapelt die Band einen Metal-Core-Block auf den nächsten, ohne dabei nach links oder rechts zu gucken. Und so wackeln die Verantwortlichen irgendwann in luftiger Höhe vor sich hin und lassen ihren Frust an anderen aus ("Who The Fuck Are You", "Numb And Sick"). Um dem Copy-Charakter zusätzlich Nachdruck zu verleihen, quetschen die Ungarn eine Eins-zu-Eins-Version des Slayer-Brechers "I Hate You" dazwischen. Spätestens jetzt klingeln die Karaoke-Glöckchen lauter als die des Londoner Big Ben.
Vor und hinter der einzig offiziell deklarierten Coverversion des Albums geht es wie bereits nur in eine Richtung, und die führt direkt zum Zuckerhut. Doch leider haben Sepultura-meets-Soulfly-Dreiminüter wie "Ten Plagues", "Escape" oder "Watch Me" nur halb so viele Pferdestärken unter der Haube wie ihre Klang-Mentoren "Refuse/Resist" oder "Jump Da Fuck Up". Da hilft auch des Shouters Touristen-Akzent nicht weiter, der in den cleanen Passagen ("Save Me") selbst den eines Max Cavalera problemlos in den "Schatten" stellt.
Am Ende möchte man einfach nur ganz gehörig auf die Bremse treten. Und den Musikern nahelegen, während der nächsten Jahre bei der einen oder anderen feurigen Gulaschkanone die Füße mal ein bisschen hochzulegen, um den eingeschlagenen musikalisch doch recht einfältigen Weg nochmals zu überdenken.
10 Kommentare mit 3 Antworten
Alter, du hast das Wort Roma verwendet! Wenn das der Strulle liest bekommst du aber mal sowas von aufn Sack!
Roma ist der korrekte Terminus. Wer sollte sich daran stören? Wäre es eine deutsche Band, könnte es evtl. nicht korrekt recherchiert sein, da sich in Deutschland die Menschen mehrheitlich zu den Sinti zählen. International sind es aber wohl mehr Roma.
PS: Wie komme ich auf eine elf Tage alte Rezension?!?
Waren die nicht schon immer monoton und vorhersehbar? Dann will ich gar nicht erst wissen, wie langweilig dieses Album erst sein muss...
hart rautiert. Vergebe ohne Gehört zu haben, einen Punkt. Frühere Versuche, dieser Band irgendwas abzugewinnen, scheiterten, weil es da auch nichts zu entdecken gibt.
Warum werden die immer mit Soulfly verglichen???!!! Versteh ich nicht... Davon mal abgesehen ist der Sound saugeil!!! Power ohne Ende und da tauchen echt auch mal Melodien auf z.B. vom Frontsänger der ILL NINO. Zum abreagieren perfekte Mucke! Und auf alle fälle besser als die neue Throwdown...
Dieser Kommentar wurde vor 7 Monaten durch den Autor entfernt.
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