laut.de-Kritik

Zwischen Hommage und Plagiat.

Review von

Ein kluger Mann hat mal gesagt: Wenn's aussieht wie Entombed und sich anhört wie Entombed, dann ist es Entombed. Oder halt Entrails. Denn das ist genau das Problem dieser Band: An welcher Stelle hört die Hommage auf und fängt reines Plagiat an? Bei Entrails musste man sich diese Frage in der Vergangenheit immer stellen, auf dem neuen Album hat sich daran nichts geändert. Die Marschrichtung heißt: Entombed zu Zeiten von "Left Hand Path" und "Clandestine", Dismember sind ebenfalls nicht weit entfernt. Sogar der Gitarrensound klingt wie anno dazumal.

Auf der anderen Seite: Entombed haben lange nichts mehr veröffentlicht, außerdem hören die sich seit Ewigkeiten nicht mehr an wie auf den ersten beiden Alben. Dismembers Auflösung ist auch schon wieder zwei Jahre her. (Kinder, wie die Zeit vergeht!) Da wäre also ein Vakuum, das die Jungs rund um Jimmy Lundqvist mit klassischem Death Metal schwedischer Prägung füllen.

Bei all den Vergleichen muss fairerweise erwähnt werden, dass Entrails Anfang der 90er bei der ersten Schweden-Death-Welle dabei waren. Damals bekamen sie es aber nicht auf die Kette, ein Demo aufzunehmen, und lösten sich frustriert auf. So stammen die ersten veröffenlichten Aufnahmen aus der Zeit nach der Band-Neugründung 2008. "Raging Death" ist das dritte Album der Schweden, hätte abgesehen vom druckvollen Sound aber auch 1991 erscheinen können.

Wer hier einen einzigen Funken Originalität findet, darf sich einen Kinderriegel aus dem Kühlschrank holen. Aber was soll's, Entrails machen ihre Sache gut, solide Songs sind das allenthalben. "Bloodhammer" ist im unterhaltsamen Hoppel-Hoppel-Galoppel-Rhythmus unterwegs. Beim Riff von "Carved To The Bone" nickt das Köpfchen mit, ob man will oder nicht. So was nennt man in Fachkreisen wohl zwingend. Hin und wieder übertreiben sie es arg: Der Schlussteil bei "The Cemetery Horrors" klingt wirklich 1:1 wie aus Entombeds "Left Hand Path".

Reicht das aus? Mir nicht so richtig. Aber wer dringend noch Old-School-Futter für die Schwedenorgel sucht, sollte ein Ohr riskieren.

Trackliste

  1. 1. In Pieces
  2. 2. Carved To The Bone
  3. 3. Bloodhammer
  4. 4. Headless Dawn
  5. 5. Cadaverous Stench
  6. 6. Descend To The Beyond
  7. 7. Death League
  8. 8. Chained And Dragged
  9. 9. Defleshed
  10. 10. The Cemetery Horrors

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