laut.de-Kritik
Hello Kitty-Katzensprung.
Review von Yan VogelZu Evanescence ließ sich prima die Nuller-Tristesse in der Dorf-Disco raushopsen. Komplettiert um den Bravo-Starschnitt und das Abzieh-Tatoo am Oberarm von Sängerin Amy Lee hieß es damals lautstark: "Bring Me To Life".
Teenie-Postillen sind die eine Seite der Medaille. Die andere ergibt eine starke Akzeptanz in der Metal-Presse. Die Ambivalenz der Berichterstattung liegt in der musikalischen Anlage der Amis begründet. Pop und Nu Metal ergeben die Einflusssphären, in denen female fronted-Kapellen wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Dazu gesellen sich eine Prise Gothic Rock der Marke HIM und dezente Elektronik-Spirenzchen. Vom Teenage Kreisch-Anzeiger bis zur Metal-Braut ists nur ein Hello Kitty-Katzensprung.
Gestern wie heute dominieren auf die Zielgruppe zurechtgestutzte Dualismen. Die Neunziger-Produktion liefert wenig Mitten und eine Überbetonung des hohen und tiefen Frequenzspektrums. Der Bass wummert, die restlichen Instrumente verschwimmen zu einem Soundgemisch. Über allem thront der Alt von Sängerin Lee. Die Gitarren braten und brutzeln, dass Papa Durst auf ein Pils im Park bekommt.
Textlich sprechen Artwork und Titel Bände. Die Wahrheit ist eine bittere Pille und Leben ist gleich Leiden, der Tod das einzige Fanal. Viel Tiefen, wenig Höhen, das gleiche gilt für die Musik.
Das Schema in "Better Without You" findet sich in vielen Varianten auf der Platte. Auf ein dezentes, soundbasiertes Intro, in diesem Fall der beliebte Glockenspiel-Klang, folgt die entsprechend eruptive Riffrock-Passage, bevor der in der Folge häufig repetierte Refrain versucht, eine neue Standardtonfolge für Klingeltöne zu etablieren. Das funktioniert wie Lothar Matthäus sagen würde mal besser ("Broken Pieces Shine") und mal schlechter ("Yeah Right").
Für die ruhigen Piano-basierte Passagen, die im weiteren dynamischen Songverlauf als Pathos-Kringel auf den Streicher-Wellen über die Ufer treten wie in "Far From Heaven", wurde die Kategorie Schmachtfetzen erfunden. In "Use My Voice" dominieren Fußball-kompatible Chor-Passagen. Lees Stimme erinnert eher an Pop-Prinzessinnen als an die Metal-Diven wie Floor Jansen oder Anneke Van Giersbergen.
"Wasted On You" könnte in der Form auch von Skunk Anansie stammen. Auch wenn Evanescence sich mit fremden Federn schmücken: Der Track gelingt voll und ganz. An Evanescence sind mittlerweile zwanzig Jahre vorbeigezogen, ohne große Veränderungen. Entsprechend heißt es auch in einem Track "The Game Is Over". Für die Stiltreue und die Konsequenz in der Umsetzung bekommt die Band jedoch nicht nur Häme, sondern von den zahlreichen Fans auch viel Liebe.
10 Kommentare mit 17 Antworten
Lothar Matthäus - hoffentlich der neue Bundestrainer, denn dann wäre jedes Länderspiel wieder echtes Entertainment(ja selbst Freundschaftspiele der "Die Mannschaft" gegen Moldawien) - schreibt sich mit Doppel-T.
Können sich jetzt mit Nena zusammentun. Unhörbar.
Auweia.
Keine Meinung zu Evanescence aber zum Autor: Du bist nicht lustig.
hahahahaahaha
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
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Gute Hintergrundmusik zum Forellen ausnehmen!
Finde das Album geht grob in Ordnung auch wenn viele Songs nach bekannten Muster konzipiert sind. Hab aber auch schon viel schlechteres gehört. Knapp 3/5.
Paralympii wäre auch ein guter nick