laut.de-Kritik
Saturday Night Soundtrack.
Review von Karim ChughtaiGanze 15 Jahre nach ihrer Gründung wie auch ihrem seither unerreichten Hit "Insomnia" präsentieren sich Faithless mit Studioalbum Nummer sechs. Zählt man die PR-strategischen und auf Szenefähigkeit aufgepäppelten DJ- und Remix Compilations hinzu, so konnte der Weg in den Plattenladen bislang sogar traditionsgemäß jährlich vollzogen werden.
Seit "To All New Arrivals" (2006) war es eher ruhig um die schlaflose Band. Ein neues Album auf einem neuen, eigens gegründeten Label verspricht also Spannung. Schon immer kombiniert das britische Trio verschiedene Stile, die sie mit den aktuellen Geschehnissen der Londoner Clubszene kreuzt. "The Dance" bezeichnen Maxi Jazz, Sister Bliss und Rollo frei als "Saturday Night Soundtrack".
Wieder liegen die vagen Zielkoordinaten hierfür irgendwo zwischen Trance, House, Trip Hop und Electronica. Während sich die exakte Definition des Faithless-Sounds als schwierig erweist, um so leichter ist deren Erfolgs-Formel subsumier: clubtaugliche, elektronische Beats als Fundament der monoton gehaltenen Narrationsebene von Rapper Maxi Jazz.
"Not Going Home" steht als Blaupause für diese Gliederung - eine Stadion-ähnliche Synthie-Sinfonie, die nach fünf Minuten den Vorhang zur Trance-Manege öffnet. Bis der Track zum kollektiven Abraven einlädt, glitzert der Opener noch unschuldig in treibendem Electrohouse, der etwas New Yorker Disco, Felix Da Housecat und Headman in sich trägt.
Als Hommage an den gleichnamigen Song mit selbigen Vocals aus dem Jahre 1982, folgt die Aufarbeitung Blacmanges "Feel Me". Pulsierende, bunte Synthesizer treffen dabei auf den schizophrenen, manisch ausufernden Gesang von Blacmange. Geleitschutz nach dem Exzess garantiert sogleich "Crazy Bal'heads" reggaelastiger Post-Club-, Chill-Out-Song.
"The Dance" speist sich von warmen, klickernden House-Beats mit blubbernden Basslines ("Comin Around"), progressiven, fanfarenartigen Trance-Momenten ("Tweak Your Nipple"), wie auch dramaturgisch ausgereiften Downtempo-Stücken, deren hauchzarte Gesangsflächen breite, weiche Synthie-Decken eng umschlingen ("Love Is My Condition").
"Flyin Hi" zeugt von einer endlosen Tagtraum-Dramaturgie, baut sich so lange auf, bis es die Mutation eines dynamischen Shuffle-Beats erreicht. Dido leiht den wieder housigen Four-To-The-Floor-Tracks ("Feelin Good" und "North Star") ihre Stimme für mehr Sanftmut und Zärtlichkeit.
Zu guter Letzt dreht der Achtziger-Synthie "Sun To Me" nochmals mächtig auf, unterzeichnet den Albumtitel abschließend. Ein Lied mit einer bouncenden Basslinie zum direktem Abtanzen oder Losheulen vor Glück, je nach Verfassung.
Faithless versteht es alle erdenklichen Klangbauteile in ihre musikalische Architektur einzugliedern. Sanfte Grooves, sphärische Synthie-Sounds, Ambient-Verschnaufpausen, Techno-Esoterik, Pop-Appeal, Instrumentelles für episch, hypnotische Momente im Club wie im heimischen Ohrensessel. Die gesamte Bandbreite bieten sie auch gerne mal in nur einem einzigen Song.
Dabei kommt den Tracks stets ein unvorhersehbarer Aufbau zu. Das Thema bleibt, der tragende Groove variiert. Dieser Ansatz gelingt den Briten mit ihren Stücken auf "The Dance" wieder. Ebenso überzeugt die Wahl ihrer Featuregäste. Nicht nur, dass sie hervorragend "gecastet" sind, sie lockern auch Maxi Jazz Mikrofon-Monopol abwechslungsreich auf.
Eine Schwäche des Longplayers liegt nämlich beim Ausschöpfen der hauseigenen Erfolgsformel. Obwohl die Songs gut produziert sind und einzeln solide dastehen, so erschweren die unverkennbaren, immer wiederkehrenden, in ihrer Emotion konstant gehaltenen Sprechgesangseinlagen von Maxi Jazz ein mehrmaliges Hören des Albums.
2 Kommentare
yepp , faithless besinnen sich auf das was sie können. endlich wieder Dance Tracks !
und das jede menge davon.
Super denn es machteinfach spass das album zu hören, in den clubs wird sicher einiges von dem Album als Remix auftauchen.
3 von 5 sterne
Die Sprechgesangseinlagen hätten sie diesmal echt besser weggelassen. Genau diese haben mich tatsächlich vom Erwerb des Albums abgehalten, bevor ich erfuhr, dass es Herr Chughtai ähnlich sieht, bzw. hört