laut.de-Kritik
Die 80s-Synthies übernehmen das Kommando.
Review von Deborah KatonaErst kürzlich hat mich das neue Broken Bells-Album mit seinen 80s-Synthie-Sounds positiv überrascht. Und dank Fanfarlo geht es nun nahtlos weiter, auch wenn man die jeweilige Umsetzung nicht vergleichen kann.
Fanfarlo sind mir mit etwas anderen Klängen in Erinnerung geblieben: Melancholischer, gediegener, mit handgemachter Musik. Nun stellen sie einen, zwar nicht halb so aufwendig produzierten, aber ebenfalls leicht abgedrehten Albumtrailer ins Netz.
Und sie lassen sich durch merkwürdige Dinge zu ihrer "Zukunftsmusik" inspirieren. Von Visionen eines postapokalyptischen Londons zum Beispiel oder der Hypothese der Panspermie (das darf man ruhig mal googlen). Klingt beim Lesen erst mal kryptisch und anstrengend. Fronter Simon Balthazar bricht das Ganze zum Glück runter: "Am Ende des Tages kannst du diese Songs als einfache Geschichten über Liebe, Sehnsucht und Verlust betrachten."
"Coming from afar and heading for the sun / I think of us when we were molecules." Zu Beginn, bei "Life In The Sky", ölen Fanfarlo ihre Stimmen, die in sphärische, elektronische Töne übergehen und mit dem Eintreten des Schlagzeugs in harmonische Gefilde abgleiten. "Landlocked" liefert 80er Jahre-Keyboards, teils glockenartige, verzerrte Synthies, Stimmen kurz vor dem Überschlag. Auch "A Distance" besitzt besonderen 80s-Charme voller Energie.
Düsterer und new waveiger kommen dagegen "We're The Future" oder "Painting With Life" (mit starkem musikalischen Abspann) daher. Ihre große Stärke – den Einsatz unterschiedlichster Instrumente – lassen Fanfarlo trotz der Neuerungen nicht außer Acht: Ticken und Flöteneinsatz bei "Myth Of Myself (A Ruse To Exploit Our Weaknesses)", Streicher bei "A Distance", Piano und Saxophon bei "The Beginning And The End".
Visionär, abgedreht - oder eben einfach moderne Popmusik mit Indie-Folkpop-Wurzeln? Wie auch immer Fanfarlo "Let's Go Extinct" beschreiben, selbstbewusst sind sie in jedem Fall. Dank der Stimme von Balthazar ergibt sich ein detailverliebtes Album voller eingängiger Melodien, fast Musical-mäßigen Strukturen und ganz viel Gefühl. Fanfarlo experimentieren herum, zeigen neue Facetten. Auf das weitere Bandbestehen sollte sich der Albumtitel also nicht beziehen.
2 Kommentare
Leider 'ne Fehlinvestition. Die letzten beiden Alben gefielen mir gut, mit dem hier fang' ich aber wenig an. Entwicklung und alles ist ja schön und gut, aber muss aktuell wirklich jede Band auf den Synthie-Zug aufspringen ...?
Ich empfinde es (ja...gut...mit Reservoir) als ihr stärkstes Album bisher. Klar, 80s sind in, aber ich habe seit längerem nichts mehr gehört, wo dieser Sound so selbstverständlich klingend in das übrige Bandrepertoir eingefügt wurde. Toll produziert, schöne Songs, die leicht ins Ohr gehen und (bei mir jedenfalls) auch da erstmal drin bleiben.