laut.de-Kritik
Entkleidet bis auf die nackte Musik wirkt der fette Joe ziemlich mager.
Review von Stefan Johannesberg"Never Change A Winning Team", heißt eine inflationär benutzte Ballsport-Floskel. Fat Joes Mannschaft besitzt zwar nicht mehr die großen Namen (Ja Rule, Ashanti, R. Kelly) des Vorgängers "J.O.S.E", doch der mächtige Kapitän versucht trotzdem nach dem gleichen Strickmuster alte Erfolge einzufahren. Sprich: man nehme einen charismatischen Rapper und kreiere für diesen einen perfekt getimten Mix aus Hardcore-Beats und R'n'B-Tunes. Die Plain-Auszeichnung kann kommen, denn der Zweck heiligt eben alle Mittel.
Denkste! "Loyalty" startete kürzlich unerwartet schlecht in den winterlichen Rap-Kampf um die Krone der Billboard-Charts. Haben die Mainstream-Fans Fat Joes freche Verarschung etwa durchschaut? Sind nicht sogar solch unausgegorenen Schnellschüsse für den drastischen Rückgang der Verkaufszahlen verantwortlich? Fragen über Fragen, die auch diese Kritik nicht beantworten wird. Sie kann nur das vorliegende Produkt bis auf die nackte, musikalische Qualität entkleiden, um den geneigten Lesern von allen Oberflächlichkeiten zu befreien.
Unter diesem Aspekt sieht es zumindest in Sachen Raps ziemlich mager aus. Dass Fat Joe als der Don, der Pate im Hip Hop bekannt wurde, weiß mittlerweile jeder. Also warum muss ein renommierter Emcee wie Joe bis zum Erbrechen den Terror Squad-Status "We Run This Shit" herunter leiern? Wir folgen nun seit den letzten zwei, drei Alben seiner Aufforderung "Take A Look at My Life", wissen, dass er als "Gangsta" "Born In The Ghetto" ist und von allen "Loyalty" einfordert. "Prove Something", möchte man dem Dicken entgegen schreien, doch bis auf die nette Liebesbekundung in "All I Need" passiert da nicht viel.
Bei den Beats stehen die orchestral-bombastische Buckwild-Produktion "Take A Look At My Life", die von The Alchemist mit George Clinton-Sample verzierte "Bust At You"-Attacke und der zynische Kinderchor bei "Gangsta" auf der Habenseite - der einfallslose, R'n'B-lastige Rest kriecht dagegen im Soll. Fat Joe täte gut daran, seine Taktik wieder zu ändern. Weniger Sicherheit-Sounds, mehr Risiko-Rap. Dann strömen auch die Fans wieder begeisterter in die Plattenläden.
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