laut.de-Kritik

Eine tolle Stimme, aber zu beliebig im Sound.

Review von

Fayzen, Singer/Songwriter mit Vergangenheit im Hip Hop-Milieu, bot bislang durchaus spannende musikalische Ansätze zwischen den Genrewelten. Für die Heads zu soft, für die Softies zu hart, fiel der Kampf um Aufmerksamkeit allerdings schwer. Zuletzt begleitete der Hamburger Pohlmann auf seiner Tournee, auch Bosse nahm Farsad Zoroofchis schon ins Vorprogramm. Nun steht eine eigene Headliner-Tour ins Haus, das neue, 15 Titel starke Album "Gerne Allein" zu präsentieren.

Farsad Zoroofchis erzählt darauf Geschichten. Geschichten über Fernweh, enttäuschte Erwartungen, Selbstzweifel, über Emotionalität in ihren vielen Facetten. Und die Stimme des Sohns iranischer Einwanderer passt dazu perfekt. Zerbrechlich scheint der Klang, ein Oszillieren an der brüchigen Grenze zwischen erfüllend und übersteuert. Mal rau und kratzig, mal sanft. Und immer tief berührend. Am Gesang kann es folglich nicht liegen, dass Fayzen (noch) nicht in einem Atemzug genannt wird mit der Belle Etage deutscher Popmusik.

Das liegt eher an der Beliebigkeit der musikalischen Ausgestaltung, die schon fast aus purer Notwendigkeit mit den branchenüblichen Klavier- ("1000 Teile"), Geigen- ("Unschuldig") und Akustikgitarren-Akkorden ("Freunde") daher kommt - wobei Letzteres noch am besten funktioniert. Kaum ein Arrangement prägt sich ein. Es fehlt die Experimentierfreudigkeit eines Clueso, die Chuzpe eines Bosse oder die Variabilität eines Max Herre. Viel zu spät - nämlich mit dem "Outro (Quillagua)" -
setzt das alles erst ein.

"Und ich bin wieder auf der Suche nach dem perfekten Lied / Ohne zu wissen, ob es überhaupt so etwas gibt / Und ich such' weiter, immer immer weiter / Und ich bin wieder auf der Suche nach dem perfekten Lied / Und wenn ich es finde, weiß ich nicht einmal, ob es die Welt dann sieht / Vielleicht kommt es in der Zukunft, mit der Zeit / Vielleicht irgendwo aus der Vergangenheit", heißt es in "Herr Afshin".

Damit trifft Fayzen den Kern. Letztlich ist alles Geschmackssache. Und vielen wird "Gerne Allein" gefallen. Ganz bestimmt. Mancher wird sich aber mehr musikalische Diversität wünschen. Alle zufriedenzustellen, ist schwer. Vielleicht unmöglich. Vielleicht aber auch überhaupt nicht nötig.

Trackliste

  1. 1. Intro (Quillagua)
  2. 2. Mondverlassen
  3. 3. Gerne Allein
  4. 4. Baumwall
  5. 5. Herr Afshin
  6. 6. Freunde
  7. 7. Unschuldig
  8. 8. Mein Herz Ist Traurig
  9. 9. Blumen Im Kopf
  10. 10. Liebe Machen
  11. 11. Vater
  12. 12. 1000 Teile
  13. 13. Wundervoll
  14. 14. Lina
  15. 15. Outro (Quillagua)

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