laut.de-Kritik

Konsequenter Mix aus Sprechgesang und Pop.

Review von

Auf den Straßen Hamburgs verkaufte Fayzen über die Jahre bereits mehr als 20.000 CDs, doch andernorts war der rappende Singer/Songwriter wohl noch eher unbekannt. Doch ausgerechnet beim mit heftigen bis durchgeknallten Hip Hop-Alben bekannt gewordenen JAW sorgten Fayzens stille Videosingles im Vorfeld für virtuelle Jubelstürme. "Dieser Song ist ein Geschenk", freute sich andererseits Philipp Poisel über den vorab veröffentlichten Opener "Rosarot".

Wobei letzteres Kompliment fast schon skurril wirkte, weist der Song doch eine frappierende Ähnlichkeit zum Sound des erfolgsverwöhnten Stuttgarters auf. In der folgenden Dreiviertelstunde steht Fayzen hingegen auf stilistisch eigenen Füßen - in erster Linie dank seines stets offensichtlichen Rap-Backgrounds.

Gerade wenn die Taktfrequenz mal in Richtung Indiepop anzieht, entstehen dabei hübsche Sommertracks wie "Süden". Herkömmlich organische, doch modern produzierte Sounds treiben das Tempo nach vorne, ohne dem sachten Melancholiker Fayzen dabei die Show zu stehlen. Auf die Nerven geht jedoch immer wieder dessen Hang zur Niedlichkeit. "Dass meine Ex mein Baby abtrieb", geht dem 30-Jährigen in "Paradies" ähnlich schüchtern über die Lippen wie das "Steineschmeißen auf die eigene Feigheit".

"Zu Hause (Zeig Mir Den Weg)" und vor allem "Ruhe" scheitern hingegen an fast schon banalen Hooklines. "Irgendwo verlor ich meine Ruhe / hilfst du mir bei der Suche?" Die dazugehörige Melodie wirkt nicht mal ansatzweise erfrischender. Und dennoch erscheint Fayzens Stilmischung insgesamt als runde Sache - nicht zuletzt dank des angenehm luftigen Sounds.

Fragt sich nur: Warum sieht Farsad Zoroofchis eigentlich erst mit knapp 30 seinen ersten Plattenvertrag? "Bei den Hip Hoppern war ich immer der Schnulzi, der die ganze Zeit über seine Gefühle spricht. Und den Singer/Songwritern war ich zu sehr Hip Hop - und sah auch nicht so aus, wie ein deutscher Singer/Songwriter", sucht der Hamburger nach einer Erklärung.

Dass hiesige Musikfans im Allgemeinen und die jüngere Generation im Besonderen längst aufnahmefähig für den konsequenten Mix aus Sprechgesang und Pop sind, haben die letzten zwei Jahre hinreichend bewiesen. Um das Genre-Dilemma noch entschlossener abzuschütteln, hätte ein wenig mehr Temperament, Feuer und Experimentierfreude Fayzens Debüt aber sicher nicht geschadet.

Trackliste

  1. 1. Rosarot
  2. 2. Süden
  3. 3. Zu Schnell
  4. 4. Paradies
  5. 5. Zu Hause (Zeig Mir Den Weg)
  6. 6. Und Der Wasserhahn Tropft
  7. 7. Ruhe
  8. 8. Ich Betäub Mich (Interlude)
  9. 9. Bist Du Wie Ich
  10. 10. Sandkorn
  11. 11. Eine Flasche Wein
  12. 12. Richtung Meer
  13. 13. Joya
  14. 14. Eine Neue Stadt

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