laut.de-Kritik
Die üblichen Verdächtigen in neuer Verpackung.
Review von Artur SchulzWelche Bedeutung Frankie-Boys Arbeit nicht nur in musikalischer Hinsicht zukommt, erläuterte Gore Vidal in den Neunzigern mit einer originellen These: "Ich würde sagen, dass die Hälfte aller über 40-Jährigen bei Sinatra-Musik gezeugt wurde. Bing Crosby hat dich eingelullt, während Sinatra das Blut in Wallung brachte." Begeisterte Fan-Wallungen löst "Best Of The Best" allerdings nicht aus.
Der Markt ist seit Jahrzehnten übersättigt mit Sinatra-Best Ofs unterschiedlichster Ausstattungen. Im letzten Jahr erschien als scheinbar endgültige Zusammenstellung "Nothing But The Best". Ende der Fahnenstange? Mitnichten. Denn nun steht mit "Best Of The Best" eine weitere "mehr brauchst du nicht"- Verheißung in den Läden. Und ermüdenderweise wieder nur randvoll mit dem all dem Kram, den Fans nun wirklich nicht mehr brauchen.
24 Songs enthält die reguläre CD. Egal, welchen Titel man sich herauspickt - man erwischt immer einen der üblichen Verdächtigen. So gibt es für den Rezensenten auch nichts, absolut nichts Neues zu Songs wie "The Lady Is A Tramp", "Strangers In The Night", "My Way" und natürlich "Theme From New York, New York" zu bemerken. Sinatra und sein Werk trifft dabei selbstredend keinen Groll. Wohl aber die Nachlass-Verwalter, die in Sachen Einfallslosigkeit im Umgang mit dem Erbe des Crooners einfach nur abzuwatschen gehören.
Kleine Mehr-Nährwerte bietet eine aufgepeppte Box-Version mit zwei CDs. Sie enthält fünf hübsche Hochglanz-Fotos, die sich gerahmt gewiss prima an der Wand machen. Das Booklet präsentiert Liner-Notes von Sinatras Sohn Frank Jr.
Neben den mit dem separaten Album identischen Studio-Titeln finden sich auf der Bonus-CD Konzert-Aufnahmen aus dem Jahr 1957. Klanglich ordentlich restauriert, handelt es sich leider auch hier nicht um womöglich erstmalig präsentierte Veröffentlichungen: die gewieften Macher haben schlicht den bereits 1999 erschienenen Longplayer "'57 In Concert" mal schnell mit eingepackt.
Hier intoniert Frank neben vielen All-Time-Hits auch einige auf Best Of-Zusammenstellungen bislang kaum verbratene Nummern wie "Violets For Your Furs" oder "Oh! Look At Me Now". Anders als bei der Studio-Arbeit stand Sinatra nur selten mit dem legendären Komponisten, Arrangeur und Big Band-Leader Nelson Riddle auf der Konzertbühne. Die besondere Chemie zwischen beiden ist und bleibt einzigartig - seinen innovativen und intensiven Arrangements verdankt Ol' Blue Eyes eine Reihe wegweisender Alben, darunter "Songs For Swingin' Lovers" (1956) und "Only The Lonely" (1958).
Die Sinatra-Archive stecken randvoll mit unveröffentlichtem Material. Doch kaum etwas von den schlummernden Schätzen erhielt bislang eine die Freigabe. In erster Linie dürfte noch immer andauernder Familien-Zwist verantwortlich sein.
3 Kommentare
Weihnachtszeit - Best Of Zeit.
Ich hör lieber Brenk Sinatra!
Och nö. Nicht noch so eine möchtegern Sinatra best of cd. Völlig lieblos zusammengewürfeltes allerlei zum Geld aus der Tasche ziehen.
So überflüssig wie Fusspilz.