laut.de-Kritik

Der Arzt verschreibt harten Rave-Trap.

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"King Kool Frauenarzt Doppeldecker-Fick / Ich wunder' mich warum es so viele Opfer-Rapper gibt / Bin ich dir zu hart? Dann verpiss dich du Spasst!" Der Berliner zieht gleich im ersten Song alle Register. Klar also, um was es die kommenden 38 Minuten gehen wird: "Der Titel 'Mutterficker' ist mir innerhalb einer Minute eingefallen und bringt es einfach sehr passend auf den Punkt: Auf dem Album werden Mütter gefickt, das ist West-Berlin-Battle-Rap feinster Sorte und Hardcore-Gedisse", verriet er uns im Interview. Dem ist kaum etwas hinzuzufügen.

Der "Nachbarviertelterrorist" verschont wirklich niemanden. Er schießt auf wack MCs, terrorisiert die Szene, bezeichnet Gangsta-Rapper als Weicheier und vergnügt sich dabei - na klar - mit Müttern. "Ich war Backpacker, danach ein Sex-Rapper / zwischenzeitlich Star in den Charts als ein Trendsetter." Nun will er als Underground-King erneut Maßstäbe setzen und dreht die elektrifizierten Bass- und Lautstärke-Regler dafür auf Anschlag.

Dass dabei besonders die Livetauglichkeit im Vordergrund steht, verdeutlichen Brecher des Formats "Blaulicht", "666" oder die Videosingle "Zieh Dein Shirt Aus". Die Bass-Tiraden, die hier über den Hörer hereinbrechen, bringen ordentlich Schwingung zwischen die Ohren. "Ich konzipiere die Songs so, dass sie live gut funktionieren. Ich bin ein Typ, der daran gewöhnt ist, jedes Wochenende unterwegs zu sein und die Bühne zu rocken. Ich habe im Gespür, was live funktioniert und was nicht. 'Zieh Dein Shirt Aus' ist für mich jetzt schon der Livebanger 2016."

Da darf sein Oberstübchen getrost mal auf Durchzug stellen, denn textlich, das bestätigt der Doktor selbst, bietet er neben gefickten Müttern nicht allzu viel Inhalt: "Ich bin ja textlich eher der simple Typ. Ich mag keine tiefgründigen Texte und schreibe absichtlich oberflächlich. Ich verstecke lieber Sachen zwischen den Zeilen, deren man sich vielleicht erst beim zweiten oder dritten Mal bewusst wird." Ah, ja? Zum Beispiel?

"Der Song 'Zieh Dein Shirt Aus' fordert nicht einfach nur Nacktheit, sondern sagt auch: Mach dich frei von Oberflächlichkeiten. Du musst keine Designer-Klamotten tragen, um jemand zu sein! Außerdem ist es ein Unisex-Track. Es sollen sich nicht nur Frauen ausziehen, sondern einfach jeder. Egal welche Rasse, egal welche sexuelle Orientierung, jeder soll sein scheiß Shirt ausziehen und abgehen." Bleiben wir dabei: Was uns der 37-Jährige hier vor den Latz knallt, basiert auf schlecht gereimten Prollzeilen - man mag das Straßen-Rap oder West-Berlin-Battle-Rap nennen - die durch den satt wummsenden Abgeh-Charakter der instrumentalen Vorlage allerdings an Unterhaltungswert gewinnen.

Um eines klar zu stellen: Auch wenn hier Hell Yes, seinerzeit schon für den Atzen-Sound zuständig, maßgeblich am Werke war, hat Frauenarzt den "Disco Pogo" vorerst zu Ende getanzt. Die "Mutterficker"-Beats hämmern, bohren und sägen sich quietschend, bassgewaltig und mächtig in die Gehörgänge - von Elektro-Ballermann-Schlager weit und breit keine Spur. Ohne gerappte Zeilen à la "Ficken, ficken, die Mütter können sich ficken", geht es hier um elektronische Dancemucke und nicht um Hip Hop. Dass Frauenarzt den "Gang-Bang-fick-deine-Mutter-Slang" durch den Elektroeinfluss auf ein nächstes Level hievt, muss man ihm zugestehen. Kategorisiert müsste man das als harten Rave-Trap einsortieren.

Der Mann, der seine eigene Relevanz im Biz für Juice-Cover-würdig hält (der gerappte Mittelfinger klingt so: "Diese Hip Hop-Journalisten können sich mal selber fisten"), steht seinen Mann: Keine Anbiederung, keine Veränderung der Themen, keine Midlife-Crisis-Lebensweisheiten. Stattdessen streckt der "Mutterficker" den "Fickfinger" in die raue Westberliner Nacht und liefert 2005er Reim-Niveau auf Sound-Geballer anno 2016. Obligatorisch verschreibungspflichtig: "Ich fick Mütter am Fließband."

Trackliste

  1. 1. KKF
  2. 2. Zieh Dein Shirt Aus
  3. 3. Nachbarviertelterrorist
  4. 4. Blaulicht
  5. 5. Alles Gute
  6. 6. Fickfinger
  7. 7. Eine Kugel
  8. 8. Buuuh (feat. Taktlo$$)
  9. 9. Westberlin
  10. 10. Ketten Raus Kragen Hoch
  11. 11. 666
  12. 12. Mein Bae
  13. 13. Wir geben keinen Fick (feat. MC Bomber)

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"Nackte Haut, zieh' dich aus. Keine Alternative, meine Devise: Ich bin drauf. Schmeiß' die Hunnies durch den Club, schmeiß' die Hunnies durch den Club.

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