laut.de-Kritik

Der Trap-König kommt auf den Punkt wie Pornodarsteller.

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Das junge Jahr reibt sich noch schlaftrunken die letzten Krümel aus den Augen, die Musikwelt betrauert verstorbene Rock-Opas – doch das Monster bleibt im Beast Mode. Er mixt "the soda like hair dye", sippt Dirty Sprite, schenkt gerne "yellow tuss" aus und dealt sich durch superbe Beats von Metro Boomin, Southside, Nard B oder Zaytoven. Dass er kurzerhand auch den Purple-Begriff aus Houston vereinnahmt wie A$ap, kratzt höchstens C-Künstler aus der Stadt der Rockets. Frei nach Pimpmaster Bohlen: Wenn der Kanister spricht, hat das Gläschen Sizzurp zu schweigen.

Doch trotz vordergründiger Trap-Abreißer - irgendetwas ist auf "Purple Reign" anders, Future Hendrix reflektiert sein Leben mit den eigenen Augen wie einst Azad. Zum Drogenkonsum gesellen sich Liebeskummer um Ciara und eine trotzig-wütende Scheißegal-Ich-bin-sowieso-Boss-Haltung. Catchy, energetisch und straight gespittet entfaltet der Genre-König dieses Spannungsdreieck.

"Now she going, now that bitch going / I purchase Avion and now she lit, huh / Wedding band rings on me lit, huh / Married to the game, I'm the shit, huh". Die Zeilen aus dem – mit bösartigen Synthie-Streichern stechenden – Metroboomin-Southside-Werk "Wicked" bringen es auf den Punkt wie Pornodarsteller. Fast jeder Track dreht sich um Aufarbeitung der aktuellen Situation. "I'm cool on her, I done had her / Bounce back with a millio'". Future bleibt auch im sonnig-funkigen "Inside The Matress"-Wolkentune trotz Scheidung auf Boss-Level mit Millionen Dollar Salär, integer und mit reinem Gewissen:

"I never told the world about you / I never told the homies 'bout you, not once / I never had no bitter towards you / I never had no drama for you, not once / I never want to go to none of these award shows / That's not me / Only the time will tell the day I prevail and get me a Grammy."

Er schreckt auch vor leichten Drohungen Richtung Musikindustrie, die ihn 2015 ja unverständlicherweise übergangen hat. Ruhig Brauner, möchte man rufen, doch kaum gedacht hat sich Future wieder ein wenig Syrup in die Mountain Dew-Limo gekippt und erzählt von früher. Oder besser: Er spuckt seine Stories förmlich quer durch den Beat.

"By the time I was seven, my Uncle Wayne was in prison / We used to take a trip once a month and go visit / My Grandma and my Granddad, yeah, they all suspicious / Just say no to drugs, hell nah I ain't listen."

Nard B, seit einiger Zeit auf kreativem Höhenflug durch die Straßen Atlantas, legt für "Never Forget" einen ultrahart kriechenden Kopfnicker vor, dessen Brutalität immer wieder von melodischen Streichern konterkariert wird. Man sollte jedoch nicht den Fehler machen, Future als Drogenbaron oder Abhängigen zu sehen. In einem Interview stellt er klar: "Meine Musik porträtiert vielleicht ein bestimmtes Image", doch das Geprotze ist real: "Ich handele wie ein Boss und schließe die großen Werbedeals ab wie ein Boss."

Was der Jung lyrisch auf der Metaebene wirklich drauf hat, zeigt "Perkys Calling" in wirklich jeder einzelnen Zeile und erreicht zum Teil das Level New Yorker OG-Poeten. Jeder weitere Track brennt fast so lichterloh wie die beschriebenen. Auch wegen jener inhaltlichen Intensität erklimmt "Purple Reign" Futures eigenen, bereits mehrfach vergüldeten Tape-Thron und schiebt sich vor "Monster", "56 Nights", "1000" und "Astronaut Status". Oder wie es ein Fan schrieb: "Dieses Tape trennt die Spreu vom Weizen, die echten Fans von denen, die nur mitschwimmen wollten." Salute.

Trackliste

  1. 1. Purple Reign Intro
  2. 2. All Right
  3. 3. Wicked
  4. 4. Never Forget
  5. 5. Drippin (How U Luv That)
  6. 6. Inside The Mattress
  7. 7. Hater Shit
  8. 8. Salute
  9. 9. Bye Bye
  10. 10. No Charge
  11. 11. Run Up
  12. 12. Perkys Calling

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