Porträt

laut.de-Biographie

Ghanaian Stallion

"Ich fühle mich in meiner Rolle wohl. Mir geht es weniger darum, in der Öffentlichkeit zu stehen. Ich will geile Musik machen. Die Leute, die sich mit der Materie auseinandersetzen, sehen meinen Anteil ganz genau, und da stehe ich auch in keinerlei Konkurrenz zu den Frontmännern." Ghanaian Stallion geht selbstbewusst in seiner Rolle auf, wie er gegenüber der Backspin zugibt.

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Wer allerdings wie er die hiesige Rap-Szene mit seinem reichhaltigen Instrumental-Angebot bedient und nebenbei als Stammproduzent und Live-DJ Megalohs in Erscheinung tritt, muss sich auch als Mann in der zweiten Reihe nicht über mangelnde Aufmerksamkeit beschweren.

Alan Mensah wird im Frühjahr 1981 als Sohn einer Deutschen und eines Ghanaers im italienischen Pisa geboren. Bereits nach wenigen Monaten zieht die Familie nach Berlin. In den kommenden zwölf Jahren wächst er im Ortsteil Moabit auf, wo er Megaloh trifft. Nachdem Mensah bereits zweimal seinen Urlaub in der Heimat seines Vaters verbrachte, entscheidet sich die Familie dafür, in den westafrikanischen Staat zu ziehen.

Seine anfänglichen Bedenken äußert er im ThemaTakt-Interview: "Als zwölfjähriger Junge war das damals natürlich erst einmal ein Schock, wenn du hier in Deutschland verwurzelt bist und deine ganzen Freunde hier sind. Ich wollte damals auch nicht nach Afrika ziehen. Im Nachhinein war es mit das Beste, das mir in meinem Leben passieren konnte."

Mensah besucht in den kommenden drei Jahren die Schule in Winneba, wo er unter anderem Fante erlernt, eine der verbreitetsten Akan-Sprachen. Zudem schwärmt er davon, dass sein Aufenthalt die eigene "Weitsichtigkeit, die Offenheit, die Toleranz gegenüber allem Möglichen" gefördert habe.

Mensah wechselt danach erneut seinen Lebensmittelpunkt und zieht zu seinen Großeltern nach Freiburg. Einige Jahre zuvor war seine links eingestellte Mutter aus dem konservativen Elternhaus ausgebrochen, nun trifft Mensah auf seinen in der CDU organisierten Großvater. Der direkte Kontakt zu seinem farbigen Enkel zwingt diesen, "toleranter zu sein."

In Baden-Württemberg absolviert Mensah zunächst sein Abitur und anschließend seinen Bachelor. Nebenbei unternimmt er als DJ auch seine ersten Schritte als Musiker in Freiburg. Nach sieben Jahren verlässt er Deutschland erneut, um ein Jahr in Argentinien und Chile zu verbringen.

2006 zieht es Alan Mensah zurück nach Berlin, wo er seine Masterarbeit in Tourismusmanagement schreibt. Er trifft wieder auf seinen Kindheitsfreund Megaloh, was laut Backspin-Interview 2010 den Ausgangspunkt seiner weiteren Karriere bildet: "Als ich sein DJ wurde, hatten wir zwar eine ähnliche musikalische Vision, er hatte aber niemanden, der ihm maßgeschneiderte Musik nach seinen Vorstellungen umsetzt. So hat es damals angefangen. Dass ich mir Equipment angeschafft und begonnen habe, Beats zu machen. Dann bin ich dabei geblieben."

BSMG - Platz An Der Sonne Aktuelles Album
BSMG Platz An Der Sonne
Afrotrap als trojanisches Pferd für jede Menge Knowledge.

Musikalisch begeistern ihn unter anderem Bob Marley, Stevie Wonder, James Blake, Pusha T, J. Cole, DJ Premier, Pete Rock oder Havoc. Neben Hit-Boy und Sounwave ist No I.D., der "Godfather of Chicago Hip Hop", einer seiner erklärten Lieblingsproduzenten.

Unter dem Pseudonym Ghanaian Stallion platziert er drei Produktionen auf Megalohs "Monster EP". 2013 produziert er fast vollständig das Album "Endlich Unendlich" des Nesola-Künstlers. Zwei Jahre später tritt er als alleiniger Produzent der EPs "Okular" von Sylabil Spill und "Alle Knarren" von Simon Grohé in Erscheinung. Auch an Lakmanns "Aus Dem Schoß Der Psychose", Kalims "Odyssee 579", Joy Denalanes "Gleisdreieck" und Hanybals "Haramstufe Rot" beteiligt er sich, bevor er mit Megalohs "Regenmacher" sein bis dato erfolgreichstes Projekt umsetzt.

2016 stellt sich Ghanaian Stallion mit einer Reihe eigener Veröffentlichungen erstmals selbst in den Mittelpunkt. Im April erscheint unter dem Titel "Soul Fruits" seine erste EP über das Label Heart Working Class. Bereits einen Monat später folgt die gemeinsam mit Torky Tork entstandene EP "Mudguardian Developments", auf der unter anderem Yassin, Döll und Sonne Ra gastieren. Im Herbst rundet"Principium", ein Kollabo-Album mit Chima Ede, das produktive Jahr des Berliners ab.

Gemeinsam mit Musa und Megaloh bildet er ab 2017 das musikalische Projekt BSMG. Die ernsthaften Themen des Albums "Platz An Der Sonne" rund um Rassismus, Selbstermächtigung und Kolonialgeschichte unterlegt Ghanaian Stallion mit sommerlichem Afrotrap. Für eine Features-Edition im folgenden Jahr unterstützen Samy Deluxe, Haben oder Amewu das Trio. Nebenbei landen Instrumentals des Halb-Ghanaers auf den Alben "Beta" von Sickless und "Verde" von Marsimoto.

Im Mai 2018 veröffentlicht Ghanaian Stallion sein erstes Soloalbum. Das rein instrumentale "Future Soul" erscheint über Bamboo MGMT. Anschließend arbeitet er als Executive Producer am Debütalbum seines Mitbewohners und BSMG-Kollegen Musa. Im ausklingenden Jahr präsentieren die beiden Hip Hop-Musiker mit "Gott Sei Dank" die erste Hörprobe, für die Stallion ein Neo-Boom-Bap-Instrumental mit einem Live-Saxophon kombiniert.

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