laut.de-Kritik

Hilfe, der Techno-Biedermeier kommt ...

Review von

Beim Blick auf die Aushängeschilder der House- und Technoszene fragt man sich manchmal, was eigentlich mit den Jungen los ist. Regelmäßig belegen Leute jenseits der 40 wie Richie Hawtin, Sven Väth, DJ Hell, Josh Wink, Paul Oakenfold oder Laurent Garnier die vorderen Plätze. Einer, der vor fünf Jahren als hoffnungsvoller Newcomer gehandelt wurde, ist Gregor Tresher. 2007 hat der Frankfurter mit "A Thousand Nights" sein Debütalbum vorgelegt. Es scheint höchste Zeit, aus dem Schatten der großen alten Herren zu treten.

Ein Schritt, den man Tresher durchaus zutraut, schließlich wurde er in der Vergangenheit von eben jenen "Alten" gerne mal als Produktionspartner ins Studio geholt (Monika Kruse), hat auf ihren Labels releast (Josh Wink) oder deren Tracks geremixt (Sven Väth und Anthony Rother). Mit dem Titeltrack "The Life Wire" hat Tresher vor kurzem auch schon eine Kostprobe des gleichnamigen Albums ausgekoppelt.

Der melodische Technotrack mit seiner prägnanten Bassline macht genau dort weiter, wo "A Thousand Nights" vor zwei Jahren aufgehört hat - im Club ein sicherer Winner. Gute Clubtracks produzieren aber eben mittlerweile ganze Heerschaaren emsig arbeitender DJs und Toningenieure.

Genau deshalb bietet dieses zweite Soloalbum zu wenig: 13 Tracks lang hoppelt alles munter vor sich hin, bis am Ende die Frage steht, ob überhaupt irgendein Stück die Substanz hat, länger im Ohr zu bleiben. Die Antwort fällt für Tresher ungünstig aus. Einfallslos ist die Mehrzahl der Tracks, flach sind die Beats.

Alles ist zwar soundtechnisch schön aufpoliert, Atmosphäre entsteht dennoch nicht. Viel zu vorsichtig geht Tresher vor, ganz nach dem Motto "Keine Überraschungen". Es ist Techno-Biedermeier, was der Frankfurter Produzent seinen Hörern vorsetzt. Wenn man sich dagegen einige aktuelle Produktionen aus Detroit anhört, die gerade aus ihrer unvollkommenen Produktionsweise eine Großteil ihres spannungsgeladenen Charakters ableiten, muss man sich ernsthaft Fragen, warum er sich auf seinem Album einem atmosphärische Klangdesign derart konsequent verweigert.

Da wirkt es geradezu grotesk, dass "The Life Wire" auf dem Label Break New Soil erscheint. Das Album ist das genaue Gegenteil davon, nämlich konservativ bis ins Mark. Kein Wunder, dass die alten Technostars noch immer auf jemanden warten, der sie vom Thron stößt.

Trackliste

  1. 1. Ghosts
  2. 2. The Very End
  3. 3. Escape To Amsterdam
  4. 4. The Life Wire
  5. 5. Nothing For Granted
  6. 6. 1982
  7. 7. Fire On Fire
  8. 8. Awaking Life Inside
  9. 9. Plutonian Shores
  10. 10. Days For Minor Keys
  11. 11. Black Six Survival
  12. 12. For Years To Come
  13. 13. The Heartbeat Orchestra

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LAUT.DE-PORTRÄT Gregor Tresher

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5 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Kann die Kritik nicht ganz nachvollziehen.

    Tresher macht genau das was er sollte. Musik aus den Clubs und für die Clubs.

    Seine Tracks werden von DJ's auf der ganzen Welt gespielt.

    Schön zu sehen das er nicht, wie viele DJ's, ein Album macht auf dem ein paar tanzbare Tracks sind und der Rest irgendwelcher pseudokünstlerischer Müll.

    Ich freu mich auf das Album.

  • Vor 15 Jahren

    ... ist es halt nichts besonderes. grundsätzlich ne harte aber nicht unberechtigte kritik. von techno 2009 darf man mehr erwarten. finde ich.

  • Vor 15 Jahren

    Ich kann den Autor nicht verstehen.
    Das Album ist der Hammer und Techno 2009 kann froh sein, dass es Gregor Tresher gibt.

    Meiner Meinung nach absolut verfehlte Album-Besprechung.

    Was spielt es eigentlich für eine Rolle ob ein Produzent alt oder jung ist. Solange der Sound frisch ist, wie z.B. bei Tresher, ist das doch völlig egal.

  • Vor 15 Jahren

    ich kann mich da nicht ganz anschliessen.
    Ich finde das Album ganz gut hörbar auch wenn man ein wenig spürt, dass sich auch Gregor Tresher von dem Minimal Wahn nicht entziehen konnte.
    Trotzdem spürt man noch deutlich, wer da produziert hat und Tresher hört sich eben nicht an wie jeder 0815 Produzent.
    Ihm dies zu unterstellen lässt darauf hindeuten, dass der Autor nicht sehr stark in der Szene involviert ist denn sonst wüsste er zwei Dinge.
    Gregor Tresher ist Produzent und nebenbei vielleicht noch ein wenig DJ. Das ist schon mal der grosse Unterschied zu seinen im Text genannten Vorfahren.
    Zweitens hat Gregor Tresher mit seinen ersten Platten wie z.B. "Still" einen ganzen Stil mit geprägt und somit kann man ihm definitiv nicht unterstellen er produziere wie 1000 andere 0815 Tonbastler

  • Vor 14 Jahren

    meiner meinung nach ist er seinem style treu geblieben, manchmal hört es sich wie ein "thousand nights"-remixalbum an...

    ich hab es seit 2 tagen, mal schauen was im ohr bleibt