Gunter Gabriel verdient Respekt. Zigmal ist er hingefallen, einmal mehr ist er aufgestanden. Nun, da er für einen normalen Menschen das Rentenalter erreicht hat, meldet er sich nach langer musikalischer Abwesenheit zurück. Und das bei einem Label, das sich sonst mit großen Namen und den oberen Etagen …
Gunter Gabriel stellt sich sowohl mit der Idee als auch mit der Umsetzung (Titelauswahl, überzogenem Pathos etc.) unzählige Fettnäppfchen in den Weg.
Interessant ist, dass er nahezu jedes davon auslässt. 'Zu viel Ehrlichkeit' als Kitsch abzutun - was machen wir dann mit all dem offengründigen Kitsch in der Pop-Musik? Der gute Gunter neigt zu dieser übertriebenen Ehrlichkeit - das kann man ihm schon abnehmen. Tetxlich ist das gut umgesetzt. Man könnte im vorwerfen, dass das alles zu aufgesetzt ist (zu sehr auf Johnny Cash abzielt). Doch gerade durch diese Kopie wird Gabriel für mich zum Original (meine subjektive Meinung).
Die "Empathisierung des Banalen", die hier genannt wird,ist ein ein gutes Stichwort. Dieses "Stilmittel" wird in der Pop-Musik generell gern eingesetzt - doch hier gewinnt es eine besondere Intensität. Wie es dazu gekommen ist (d.h. inwieweit die Beweggründe eine mögliche Authentizität der Platte rechtfertigen), kann kaum rekonstruiert werden. Ich halte es daher werkimmanent - und zum ersten Mal in seiner Karriere (auch, wenn ich beileibe nicht alles kenne) überzeugt mich der alte Knochen.
Interessant ist, dass er nahezu jedes davon auslässt. 'Zu viel Ehrlichkeit' als Kitsch abzutun - was machen wir dann mit all dem offengründigen Kitsch in der Pop-Musik? »):
Nix. Oder einfach dudeln lassen. Der ist ja auch harmlos.
Die zitierten Zeilen
Zitat (« Die Welt war mir scheißegal Doch ich hab dafür geblutet Und meinen Preis gezahlt
Vor dir steht im Regen Was von mir übrig ist Du kannst es alles haben Ich geb den Rest für dich. »):
sind es in ihrer - wenn auch nur mäßig - raffinierten Art eben nicht. Ich jedenfalls reagiere auf solche, wie soll ich es ausdrücken, Gefühlseinflößungen mit Turbo-Suggestivkraft ausgesprochen allergisch. Diese Worte sagen überhaupt gar nicht, wie es dem Mann ergeht. Sie sagen und geben vor, was ich darüber denken und fühlen soll, indem sie aus dem Inventar und mit den Mitteln der Produktwerbung eines der eingeschliffenen Stereoptype zu aktivieren suchen. Irgendeine Szene der Kategorie "abgerissener Typ steht als reuiger Rückkehrer und begossener Pudel draußen im Regen und hat nun alle Eitelkeiten abgelegt" meint man doch, in dieser oder jenen Variante bereits in Dutzenden Vorabendserien und Kinowerbeclips mal irgendwie gesehen zu haben.
@achneelassmal (« Gunter Gabriel stellt sich sowohl mit der Idee als auch mit der Umsetzung (Titelauswahl, überzogenem Pathos etc.) unzählige Fettnäppfchen in den Weg.
Interessant ist, dass er nahezu jedes davon auslässt. »):
Aber gleich in das erste und größte Fettnäpchen tritt er voll hinein: Den Albumtitel. Und damit meine ich nicht etwa den Johnny-Cash-Bezug. "Sohn aus dem Volk" - diese Mischung aus völkischem Pathos und sakraler Symbolik ist so über alle Maßen eklig, dass einem die Worte fehlen ...
Fast noch ekliger ist die Art und Weise, in der die bundesdeutschen Leitmedien Blut wittern: @(Narren)-Spiegel (« Auch wenn es vermessen ist, Gabriels Idol Johnny Cash mit dem Wegbereiter des deutschen Country zu vergleichen, gibt es viele Parallelen. "Ich habe meinen Rücken immer gerade gehalten - und meinen Mittelfinger übrigens auch", sagt Gabriel über sich, vielleicht das in Fachkreisen berühmte Stinkefinger-Foto von Cash im Hinterkopf. Beide ritten im Galopp durch die Sickergrube des Lebens, in der es ihnen (siehe oben) gerne bis zum Hals stehen durfte, solange keiner Wellen machte. »):
Von Sätzen wie dem letzten wird der Autor, da er ja nun in die "Fachkreise" aufgerückt ist, wahrscheinlich noch feuchte Träume bekommen. Dabei sind sie dümmer als Stulle mit Brot.
@achneelassmal (« Tetxlich ist das gut umgesetzt. Man könnte im vorwerfen, dass das alles zu aufgesetzt ist (zu sehr auf Johnny Cash abzielt). Doch gerade durch diese Kopie wird Gabriel für mich zum Original (meine subjektive Meinung). »):
Sag mal, kann sich Warner mittlerweile kein glaubhafteres Underground-Marketing mehr leisten oder werdet Ihr nur noch bezahlt, wenn Ihr so dick auftragt, dass es von Realsatire nicht mehr zu unterscheiden ist?
Es gibt, denke ich, Passagen, über die man zumindest diskutieren kann. Wenn man auch zu unterschiedlichen Ansichten darüber gelangt.
Über Passagen wie
Zitat (« Ich bin der Sohn aus dem Volk Ich bin die Fackel im Sturm Bei mir bist du sicher und warm Ich bin der Sohn aus dem Volk ... Ich bin das Feuer im Eis, In dieser Tiefkühlwelt. »):
wüsste ich nicht, woher ich mir da irgendeinen diskussionswürdigen Aspekt hernehmen soll.
Gehts irgendwie noch eine Nummer größer, Sohn aus dem Volk? 1975 hieß es noch "Komm unter meine Decke". Das war völlig harmloser Dudelkitsch und besagt auch nicht viel mehr oder weniger. Dabei hätte es bleiben sollen.
Was soll eigentlich der ständige Vergleich mit Cash? Der Gunter hat doch schon immer für jemand ganz anderes (http://www.youtube.com/watch?v=wLo8CCrFyz8) geschwärmt. Spaß beiseite: Spielt den Schmarrn mal an! Besonders die Cover fallen unter Körperverletzung: Haus am See ist vielleicht noch unfreiwillig komisch, bei Ich bin ein Nichts ist schon fremdschämen angesagt. Like A Hobo hat er mir für längere Zeit vergällt. Vor meiner Zeit tut einfach nur weh. Die ganze Tragik diese Mannes zeigt sich bei Heroes: Gunter zusammen mit Bosshoss. Der Unterschied zwischen beiden? The Bossshoss wissen, dass sie Satire sind...
edith 2: nehm alles zurück und behaupte das Gegenteil, diesen Gunter Gabriel In Memory Roy Black Song (s. ZombieGigolo) find auf irgendne trashige Art und Weise spontan voll gut.
Deine vehemente Verteidigung klingt schon ein bisschen nach unter Vertrag stehen »):
Ich vermute, das kommt eher vom Regionalbezug ...
Man könnte ja durchaus den Versuch unternehmen, Gunter Gabriel bzw. seine Musik auf Kultstatus hin in Augen- und Ohrenschein zu nehmen. Wie weiter oben ganz richtig geschrieben wurde, ist die Adelung des Banalen und/oder Kitschigen ein lange etabliertes Pop-Element. Die schwarzen Klamotten von Cash zum Beispiel. Das mag zwar kitschig sein, aber es ist absolut kultwürdig. Gerade weil es so ganz und gar aus der Zeit gefallen ist.
Zum Problem wird Kult für mich, wenn er "produziert" wird, wenn er als Masche von Medien-Profis eingefädelt wird.
Ich hab' mir nun doch das Video zu "Ich geb den Rest für Dich" angeschaut ( http://www.youtube.com/watch?v=7DyU_IukpyA" ), obwohl ich 99 Prozent aller Musikvideos nicht mag. Ich war mir sicher, dass sie Gabriels Gesicht und seine Hände in Nahaufnahmen bringen werden. Und Bilder aus seiner Biograhpie. Und ich wusste, dass sie eine kurze, religiös aufgeladene Einblendung haben werden. So wie in jede professionelle Autowerbung kleine Kinder oder rauschende Wälder gehören. Dass sie es mit den andeutungsweise zum Gebet zusammengeschlossenen Händen so platt und nach dem Kochbuch machen ... ist eben der Unterschied zu Johnny Cash. In dieser Richtung kann man verschiedener Meinung sein. Für mich sind gerade auch die Stücke der American Recordings, vor allem das "Hurt"-Video - offensichtliches Vorbild für "den Rest" - Beispiele für eine unertägliche, kalkulierte Tränenherausdrückerei. Nur eben entschieden professioneller gemacht.
Man muss da mal völlig herunterkommen und sich überlegen, ob man wirklich an Künstlerbiographien in musikalisch aufbereiteter Form interessiert ist - die gibt es mehr als man denkt, aber sie lassen sich naturgemäß nur in kleinen intimen Interieurs ausleben oder ob man am passiven Ende einer gigantischen Emotionseinflößungsmaschinerie sitzen will.
Boah, das tropft ja wirklich. Aber ich befürchte das funktioniert. Das ist was für die geneigte PUR/Betroffenheits-Hörerschaft.
Was mich schon immer tierisch nervte ist diese "Wenn du nur willst kannst du es schaffen" Mentalität. Das ist schlicht widerlich.
Dem Mann sei alles Gute gewünscht, aber ich kann das kaum ertragen.
edit: ohne das Video geht es doch ein wenig besser.Nur so nebenbei bemerkt. Für einen wie GG ist es jetzt nicht sooo schlecht. Aber ich brauch das nicht.
Ich kenne mehrere Leute, die jahrelang, teilweise jahrzehntelang materiell weitgehend auf alles verzichten und an ihrem musikalischen Singer/Songwriterding (das musikalisch und textlich Lichtjahre über Gabriels Hervorbringungen liegt) schrauben. Immer mit dem Risiko, dass keine Sau das jemals wahrnehmen wird. Trotzdem wird keiner von denen so offensichtlich berechnend auf die sentimentalen Ausbrüche der Zuhörerschaft schielend arbeiten und eine derartig selbstverliebt-larmoyant und dabei gleichermaßen permanent in den Größenwahn abkippende Egoshow abliefern.
Trotzdem. Gabriel wird in den NDR/WDR/MDR...-Talkrunden nur so rumgereicht werden. Und die Kulturredakteure werden "Spinne auf der Sahnetorte" und ähnlichen Unfug schreiben und sich dabei sonstwie fühlen. Und das Publikum wird verzückt sein.
@mördermonstermuschel (« edith 2: nehm alles zurück und behaupte das Gegenteil, diesen Gunter Gabriel In Memory Roy Black Song (s. ZombieGigolo) find auf irgendne trashige Art und Weise spontan voll gut. »):
Kommt jedenfalls erheblich sympathischer rüber als dieses marketinggerecht verkaufte outlaw-Image.
Eine ausgeglichene Persönlichkeit mit ausgewogenem Charakter wird Apotheker oder Verwaltungsbeamter. Ohne eine gewisse Exzentrizität und eine Portion Größenwahn wird niemand ein Songschreiber, dem es sich lohnt, zuzuhören.
Aber die Frage, ob oder wie sehr die reale Biografie von Cash oder Gabriel dem entspricht, was da medial präsentiert wird, ist doch gar nicht so erheblich. Fakt ist, dass es in beiden Fällen unfassbar dick aufgetragene, medientechnisch durchkalkulierte Emotionsversatzstücke sind. Das Gabriel-Comeback ist allemal eine hochprofessionell organisierte Medienkampagne mit TV-Biografie, Talkrunden und und und. So weit geht es mit dem outlaw-Dasein nun doch nicht. Im Gegensatz zum Schlager, wo es quasi abgemacht ist, dass man ein bissel industriell verfertigte Gefühlsduselei konsumiert, wird das was unter Cash oder Gabriel verkauft wird, in zunehmenden Maße für Ernst und vom Zuhörer als authentisch nachvollzogen genommen. Das ist erschreckend. Ich kann zwar nicht wissen, was jemand fühlt, wenn er das Zeug hört, aber ich kann immerhin lesen wie darüber geschrieben wird.
@ZombieGigolo (« Was soll eigentlich der ständige Vergleich mit Cash? »):
Produktionstechnisch sind die Cash-Sachen besser, von der Menge her umfangreicher und stilistisch ein ganzes Stück mehr auf der guten Seite. Aber das sind doch eher Details. Im Kern, von der Art her, wie diese Alben zustande gekommen sind, mit welcher AUsrichtung und wie sie unter die Leute gebracht werden, sind die German Recordings ganz und gar der kleine deutsche Vetter der American Recordings.
Gunter Gabriel verdient Respekt. Zigmal ist er hingefallen, einmal mehr ist er aufgestanden. Nun, da er für einen normalen Menschen das Rentenalter erreicht hat, meldet er sich nach langer musikalischer Abwesenheit zurück. Und das bei einem Label, das sich sonst mit großen Namen und den oberen Etagen …
Gunter Gabriel stellt sich sowohl mit der Idee als auch mit der Umsetzung (Titelauswahl, überzogenem Pathos etc.) unzählige Fettnäppfchen in den Weg.
Interessant ist, dass er nahezu jedes davon auslässt. 'Zu viel Ehrlichkeit' als Kitsch abzutun - was machen wir dann mit all dem offengründigen Kitsch in der Pop-Musik? Der gute Gunter neigt zu dieser übertriebenen Ehrlichkeit - das kann man ihm schon abnehmen. Tetxlich ist das gut umgesetzt. Man könnte im vorwerfen, dass das alles zu aufgesetzt ist (zu sehr auf Johnny Cash abzielt). Doch gerade durch diese Kopie wird Gabriel für mich zum Original (meine subjektive Meinung).
Die "Empathisierung des Banalen", die hier genannt wird,ist ein ein gutes Stichwort. Dieses "Stilmittel" wird in der Pop-Musik generell gern eingesetzt - doch hier gewinnt es eine besondere Intensität. Wie es dazu gekommen ist (d.h. inwieweit die Beweggründe eine mögliche Authentizität der Platte rechtfertigen), kann kaum rekonstruiert werden. Ich halte es daher werkimmanent - und zum ersten Mal in seiner Karriere (auch, wenn ich beileibe nicht alles kenne) überzeugt mich der alte Knochen.
German Recordings, sehr gut!
"Deutsche Aufnahmen" ginge ja auch nicht klar, aber diese 1:1 Kopie eines Konzepts ist schon sehr billig...
Naja, wenigstens hat er jetzt seine Schulden zurückbezahlt
war der nichma im dschungelcamp?
@achneelassmal («
Interessant ist, dass er nahezu jedes davon auslässt. 'Zu viel Ehrlichkeit' als Kitsch abzutun - was machen wir dann mit all dem offengründigen Kitsch in der Pop-Musik? »):
Nix. Oder einfach dudeln lassen. Der ist ja auch harmlos.
Die zitierten Zeilen
Zitat («
Die Welt war mir scheißegal
Doch ich hab dafür geblutet
Und meinen Preis gezahlt
Vor dir steht im Regen
Was von mir übrig ist
Du kannst es alles haben
Ich geb den Rest für dich. »):
sind es in ihrer - wenn auch nur mäßig - raffinierten Art eben nicht. Ich jedenfalls reagiere auf solche, wie soll ich es ausdrücken, Gefühlseinflößungen mit Turbo-Suggestivkraft ausgesprochen allergisch. Diese Worte sagen überhaupt gar nicht, wie es dem Mann ergeht. Sie sagen und geben vor, was ich darüber denken und fühlen soll, indem sie aus dem Inventar und mit den Mitteln der Produktwerbung eines der eingeschliffenen Stereoptype zu aktivieren suchen. Irgendeine Szene der Kategorie "abgerissener Typ steht als reuiger Rückkehrer und begossener Pudel draußen im Regen und hat nun alle Eitelkeiten abgelegt" meint man doch, in dieser oder jenen Variante bereits in Dutzenden Vorabendserien und Kinowerbeclips mal irgendwie gesehen zu haben.
totaler Fremdscham-Typ ...
Ich finde es abschäulich, wenn englische Songs ins Deutsche übersetzt werden. Also mal ehrlich, was soll der Scheiß?
@achneelassmal (« Gunter Gabriel stellt sich sowohl mit der Idee als auch mit der Umsetzung (Titelauswahl, überzogenem Pathos etc.) unzählige Fettnäppfchen in den Weg.
Interessant ist, dass er nahezu jedes davon auslässt. »):
Aber gleich in das erste und größte Fettnäpchen tritt er voll hinein: Den Albumtitel. Und damit meine ich nicht etwa den Johnny-Cash-Bezug. "Sohn aus dem Volk" - diese Mischung aus völkischem Pathos und sakraler Symbolik ist so über alle Maßen eklig, dass einem die Worte fehlen ...
Fast noch ekliger ist die Art und Weise, in der die bundesdeutschen Leitmedien Blut wittern:
@(Narren)-Spiegel («
Auch wenn es vermessen ist, Gabriels Idol Johnny Cash mit dem Wegbereiter des deutschen Country zu vergleichen, gibt es viele Parallelen. "Ich habe meinen Rücken immer gerade gehalten - und meinen Mittelfinger übrigens auch", sagt Gabriel über sich, vielleicht das in Fachkreisen berühmte Stinkefinger-Foto von Cash im Hinterkopf. Beide ritten im Galopp durch die Sickergrube des Lebens, in der es ihnen (siehe oben) gerne bis zum Hals stehen durfte, solange keiner Wellen machte. »):
Von Sätzen wie dem letzten wird der Autor, da er ja nun in die "Fachkreise" aufgerückt ist, wahrscheinlich noch feuchte Träume bekommen. Dabei sind sie dümmer als Stulle mit Brot.
@achneelassmal (« Tetxlich ist das gut umgesetzt. Man könnte im vorwerfen, dass das alles zu aufgesetzt ist (zu sehr auf Johnny Cash abzielt). Doch gerade durch diese Kopie wird Gabriel für mich zum Original (meine subjektive Meinung). »):
Sag mal, kann sich Warner mittlerweile kein glaubhafteres Underground-Marketing mehr leisten oder werdet Ihr nur noch bezahlt, wenn Ihr so dick auftragt, dass es von Realsatire nicht mehr zu unterscheiden ist?
@Kukuruz (« @Blitzbügler («
http://www.amazon.de/Lasst-die-Fahnen-auf-… »):
Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch
... AC/DC: Black Ice
tsss »):
Eh AC/DC is dagegen hohe Kunst.
Zumindest origineller ...
Das und die Tatsache, das sie nicht die Allheilbringende Wahrheit verkünden.
Es gibt, denke ich, Passagen, über die man zumindest diskutieren kann. Wenn man auch zu unterschiedlichen Ansichten darüber gelangt.
Über Passagen wie
Zitat («
Ich bin der Sohn aus dem Volk
Ich bin die Fackel im Sturm
Bei mir bist du sicher und warm
Ich bin der Sohn aus dem Volk
...
Ich bin das Feuer im Eis,
In dieser Tiefkühlwelt. »):
wüsste ich nicht, woher ich mir da irgendeinen diskussionswürdigen Aspekt hernehmen soll.
Gehts irgendwie noch eine Nummer größer, Sohn aus dem Volk? 1975 hieß es noch "Komm unter meine Decke". Das war völlig harmloser Dudelkitsch und besagt auch nicht viel mehr oder weniger. Dabei hätte es bleiben sollen.
Was soll eigentlich der ständige Vergleich mit Cash? Der Gunter hat doch schon immer für jemand ganz anderes (http://www.youtube.com/watch?v=wLo8CCrFyz8) geschwärmt.
Spaß beiseite: Spielt den Schmarrn mal an! Besonders die Cover fallen unter Körperverletzung: Haus am See ist vielleicht noch unfreiwillig komisch, bei Ich bin ein Nichts ist schon fremdschämen angesagt. Like A Hobo hat er mir für längere Zeit vergällt. Vor meiner Zeit tut einfach nur weh.
Die ganze Tragik diese Mannes zeigt sich bei Heroes: Gunter zusammen mit Bosshoss. Der Unterschied zwischen beiden? The Bossshoss wissen, dass sie Satire sind...
Also, ich mag den Mann ja weder verurteilen noch ihm huldigen, aber verdammt, das klingt nu mal alles nach Papas Autoradiomucke.
@Anwalt
Deine vehemente Verteidigung klingt schon fast ein bisschen nach unter Vertrag stehen
Edit: nach dem Nachdenken: Gabriel is Schlager und Schlager ist Müll. und Doppelpunkt. somit Dreifachpunkt
edith 2: nehm alles zurück und behaupte das Gegenteil, diesen Gunter Gabriel In Memory Roy Black Song (s. ZombieGigolo) find auf irgendne trashige Art und Weise spontan voll gut.
@mördermonstermuschel («
@Anwalt
Deine vehemente Verteidigung klingt schon ein bisschen nach unter Vertrag stehen »):
Ich vermute, das kommt eher vom Regionalbezug ...
Man könnte ja durchaus den Versuch unternehmen, Gunter Gabriel bzw. seine Musik auf Kultstatus hin in Augen- und Ohrenschein zu nehmen. Wie weiter oben ganz richtig geschrieben wurde, ist die Adelung des Banalen und/oder Kitschigen ein lange etabliertes Pop-Element. Die schwarzen Klamotten von Cash zum Beispiel. Das mag zwar kitschig sein, aber es ist absolut kultwürdig. Gerade weil es so ganz und gar aus der Zeit gefallen ist.
Zum Problem wird Kult für mich, wenn er "produziert" wird, wenn er als Masche von Medien-Profis eingefädelt wird.
Ich hab' mir nun doch das Video zu "Ich geb den Rest für Dich" angeschaut ( http://www.youtube.com/watch?v=7DyU_IukpyA" ), obwohl ich 99 Prozent aller Musikvideos nicht mag. Ich war mir sicher, dass sie Gabriels Gesicht und seine Hände in Nahaufnahmen bringen werden. Und Bilder aus seiner Biograhpie. Und ich wusste, dass sie eine kurze, religiös aufgeladene Einblendung haben werden. So wie in jede professionelle Autowerbung kleine Kinder oder rauschende Wälder gehören. Dass sie es mit den andeutungsweise zum Gebet zusammengeschlossenen Händen so platt und nach dem Kochbuch machen ... ist eben der Unterschied zu Johnny Cash. In dieser Richtung kann man verschiedener Meinung sein. Für mich sind gerade auch die Stücke der American Recordings, vor allem das "Hurt"-Video - offensichtliches Vorbild für "den Rest" - Beispiele für eine unertägliche, kalkulierte Tränenherausdrückerei. Nur eben entschieden professioneller gemacht.
Man muss da mal völlig herunterkommen und sich überlegen, ob man wirklich an Künstlerbiographien in musikalisch aufbereiteter Form interessiert ist - die gibt es mehr als man denkt, aber sie lassen sich naturgemäß nur in kleinen intimen Interieurs ausleben oder ob man am passiven Ende einer gigantischen Emotionseinflößungsmaschinerie sitzen will.
Boah, das tropft ja wirklich.
Aber ich befürchte das funktioniert. Das ist was für die geneigte PUR/Betroffenheits-Hörerschaft.
Was mich schon immer tierisch nervte ist diese "Wenn du nur willst kannst du es schaffen" Mentalität. Das ist schlicht widerlich.
Dem Mann sei alles Gute gewünscht, aber ich kann das kaum ertragen.
edit: ohne das Video geht es doch ein wenig besser.Nur so nebenbei bemerkt. Für einen wie GG ist es jetzt nicht sooo schlecht. Aber ich brauch das nicht.
Ich kenne mehrere Leute, die jahrelang, teilweise jahrzehntelang materiell weitgehend auf alles verzichten und an ihrem musikalischen Singer/Songwriterding (das musikalisch und textlich Lichtjahre über Gabriels Hervorbringungen liegt) schrauben. Immer mit dem Risiko, dass keine Sau das jemals wahrnehmen wird. Trotzdem wird keiner von denen so offensichtlich berechnend auf die sentimentalen Ausbrüche der Zuhörerschaft schielend arbeiten und eine derartig selbstverliebt-larmoyant und dabei gleichermaßen permanent in den Größenwahn abkippende Egoshow abliefern.
Trotzdem. Gabriel wird in den NDR/WDR/MDR...-Talkrunden nur so rumgereicht werden. Und die Kulturredakteure werden "Spinne auf der Sahnetorte" und ähnlichen Unfug schreiben und sich dabei sonstwie fühlen. Und das Publikum wird verzückt sein.
oh, falten.
@mördermonstermuschel (« edith 2: nehm alles zurück und behaupte das Gegenteil, diesen Gunter Gabriel In Memory Roy Black Song (s. ZombieGigolo) find auf irgendne trashige Art und Weise spontan voll gut. »):
Kommt jedenfalls erheblich sympathischer rüber als dieses marketinggerecht verkaufte outlaw-Image.
Eine ausgeglichene Persönlichkeit mit ausgewogenem Charakter wird Apotheker oder Verwaltungsbeamter. Ohne eine gewisse Exzentrizität und eine Portion Größenwahn wird niemand ein Songschreiber, dem es sich lohnt, zuzuhören.
Aber die Frage, ob oder wie sehr die reale Biografie von Cash oder Gabriel dem entspricht, was da medial präsentiert wird, ist doch gar nicht so erheblich. Fakt ist, dass es in beiden Fällen unfassbar dick aufgetragene, medientechnisch durchkalkulierte Emotionsversatzstücke sind. Das Gabriel-Comeback ist allemal eine hochprofessionell organisierte Medienkampagne mit TV-Biografie, Talkrunden und und und. So weit geht es mit dem outlaw-Dasein nun doch nicht. Im Gegensatz zum Schlager, wo es quasi abgemacht ist, dass man ein bissel industriell verfertigte Gefühlsduselei konsumiert, wird das was unter Cash oder Gabriel verkauft wird, in zunehmenden Maße für Ernst und vom Zuhörer als authentisch nachvollzogen genommen. Das ist erschreckend. Ich kann zwar nicht wissen, was jemand fühlt, wenn er das Zeug hört, aber ich kann immerhin lesen wie darüber geschrieben wird.
@ZombieGigolo (« Was soll eigentlich der ständige Vergleich mit Cash? »):
Produktionstechnisch sind die Cash-Sachen besser, von der Menge her umfangreicher und stilistisch ein ganzes Stück mehr auf der guten Seite. Aber das sind doch eher Details. Im Kern, von der Art her, wie diese Alben zustande gekommen sind, mit welcher AUsrichtung und wie sie unter die Leute gebracht werden, sind die German Recordings ganz und gar der kleine deutsche Vetter der American Recordings.