laut.de-Kritik

Manowar für Gemäßigte, im Klischee verhaftet.

Review von

Ende der Neunziger Jahre, als die Rockwelt von Grunge, Indie und Alternative-Rock dominiert wurde, erwarben sich die Schwedenmetaller Hammerfall Meriten als Erneuerer des sogenannten True- und Power-Metal. Ihre unverfälscht traditionellen Alben "Glory To The Brave" und "Legacy Of Kings" wurden von der damals darbenden Hartwurst-Gemeinde dankbar und euphorisch aufgenommen und massenhaft gekauft. Endlich wieder etwas unkompliziert nach vorne Rockendes, zum Matten und Fäuste schütteln, und eingängige, plakative "Hoch den Hammer"-Refrains zum Mitgröhlen auch nach der achten Halben Bier. Die Headbanger-Welt war wieder in Ordnung.

Heutzutage, wo konventioneller Schwermetall schon fast zum Mainstream gehört, sind die Sounds, die Hammerfall produzieren, etwa so innovativ wie ein Leberwurstbrot. Und wenn man genau hinhört und -schaut, war das Beste, was die Hammerharten nach den zwei eben genannten Alben fabrizierten, das Cover-Album "Masterpieces" von 2008, auf dem sie bekannte Songs bekannter Metal-Bands durchweg ziemlich gut interpretieren. Ein idealer Soundtrack für jede zünftige Rocker-Party. Ansonsten fielen Hammerfall vor allem live dadurch auf, dass sie ihrem Drummer auf der Bühne eine Zeitlang zehn im Dreieck angeordnete Fußtrommeln verpassten, um darauf die einzelnen Buchstaben ihres Bandnamen zu verewigen. Ein ulkiger Anblick.

Mit "Built To Last" jedoch machen Hammerfall nichts anderes, als ihren erworbenen Status zu zementieren und sich so gut es geht selbst zu zitieren. Das ist vor allem im lyrischen Bereich nicht besonders schwer, da man die paar Dutzend im Text-Baukasten für Metal-Anfänger vorhandenen Schlagwörter wie (natürlich) 'Hammer', 'Glory', 'true', 'Guardian', 'Defender', 'Dragon', 'brave', 'forever' und dergleichen nur immer wieder neu zusammensetzen muss. Noch ein paar 'Hoh, hoh, hoh'-Chöre rein und fertig ist die Laube.

In musikalischer Hinsicht bedient man sich weiterhin an sauber gespielten Riff-Vorlagen der Marke Accept, Judas Priest oder Iron Maiden und lässt das Ganze mehr oder weniger schnell nach vorne galoppieren. Wichtig: Textlich immer wieder den Hammer rausholen. Das ist man dem eigenen Namen schuldig. Beim Stück "Hammer High" wird das dann schon fast unerträglich. Noch unerträglicher gerät aber die sich zäh dahin schleppende Ballade "Twilight Princess", bei der einem das ansonsten recht gute Organ des Sängers Joacim Cans die letzten Zähne zieht.

Besagter Herr hat leider auch die Angewohnheit, wirklich jede einzelne Silbe seiner Stolz- und Ehre-Lyrics gleich stark zu betonen. Das ermüdet. Und so ist auch die ganze Platte bei aller Metal-Power ziemlich ermüdend. Denn trotz technischer Versiertheit, guter Gitarrenarbeit und mitunter knackigen Stückchen wie "Bring It" oder "Stormbreaker" bleibt fast alles im Klischee stecken (siehe "The Sacred Vow", "Built To Last"). Nur die Fellhöschen-Träger von Manowar sind da noch platter und radikaler. Aber die sind ja bekanntlich schon scheintot.

Trackliste

  1. 1. Bring It!
  2. 2. Hammer High
  3. 3. The Sacred Vow
  4. 4. Dethrone And Defy
  5. 5. Twighlight Princess
  6. 6. Stormbreaker
  7. 7. Built To Last
  8. 8. The Star Of Home
  9. 9. New Breed
  10. 10. Second To None

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4 Kommentare

  • Vor 7 Jahren

    Mir persönlich ist der Gesang immer schon eine Octave zu hoch und die Riffs etwas zu gerade gewesen, daher nicht meine Band. Aber ich finds generell sehr sympatisch, dass die Jungs sich treu bleiben und einfach beständig alle 2 Jahre ein Album liefern, dass dann auch wirklich nach Hammerfall klingt und sie nicht krampfhaft versuchen, sich immer neu zu erfinden. So etabliert man sich bei seinen Fans und zementiert den eigenen Status, der immerhin zum Headliner bei mittelgroßen Festivals wie dem Bang your Head oder dem Out and Loud reicht. Sabaton haben das Prinzip auch verstanden, viele andere leider nicht.

  • Vor 7 Jahren

    Mh mann muss den Herren lassen das sie mein Einstieg in die "härtere Musik dargestellt habe als ich so ca 14 war. Mittlerweile kann ich mir das nicht mehr geben aber als Einstiegsdroge hats funktioniert.....

  • Vor 7 Jahren

    Du hast Stormwitch vergessen, das bedienen sie sich am meisten