laut.de-Biographie
Happy Mondays
Die Happy Mondays gehören Ende der 80er Jahre zu den führenden Madchester Party People. Der Name rekurriert auf den damals schon legendären Song "Blue Monday" von New Order. Sie kommen aus Salford, Greater Manchester, wo der Akzent so richtig genuschelt wird. 1985 gründen sich die Hooligans. Zum Original-Line Up gehören Shaun Ryder am Mikrofon, sein Bruder Paul am Bass, "Cowhead" Mark Day an der Gitarre, P.D. am Keyboard und Schlagzeuger Gary Whelan. Blickpunkt auf der Bühne ist Maraca-Tänzer Bez, er gesellt sich erst später dazu, genauso Rowetta Satchell, die in den frühen Neunziger Jahren den Background Gesang übernimmt.
Auf einem Band-Contest im berühmten Hacienda Club in Manchester wird die Band von Tony Wilson entdeckt, der die Happy Mondays gleich bei seinem Label Factory Records unterschreiben lässt. Darauf erscheint 1985 zunächst die EP "Forty Five" und zwei Jahre später das Debüt "Squirrel And G-Man Twenty Four Hour Party People Plastic Face Carnt Smile (White Out)". Der üble Ruf der Party People-Rotznasen hat sich bereits herumgesprochen und so ist es für TV- und Label-Mogul Wilson nur eine Fingerübung, Velvet Underground-Ikone John Cale den Produzentenjob schmackhaft zu machen.
Von Pop- und Soul-Musik sowie der aufkommenden House-Bewegung beeinflusst, gelingt den Happy Mondays ein ganz neuer Sound. Neben Primal Scream, Inspiral Carpets und Stone Roses gehören sie zu den zentralen Madchester-Bands. Der Lohn: Die Liebe einer Generation.
Der 2002 erschienene Musikfilm "24 Hour Party People" von Michael Winterbottom berichtet über sämtliche Madchester-Bands, den Drogeneinfluss der damaligen Ära und die ununterbrochene Tanzwut. Die Rave-Manie schwappt 1989/90 von der Insel auf andere Länder über. Ganz Europa ist vom psychedelischen Disko-Rhythmus fasziniert und selbst in Amerika erscheinen die Platten der Mondays. Optisch lenken sie ihren Style zurück in die 70er: Hippie-Mode und glamouröser Glitzer-Look. Natürlich spielen auch vorwiegend synthetische Drogen auf jedem Rave eine große Rolle.
Das Psychedelic-Revival der Happy Mondays begleiten Techno-Beats und Acid House. Zu ihren populärsten Hits gehören "Lazyitis (One Armed Boxer)" (hier singt Ryder gemeinsam mit dem schottischen Sänger Karl Denver), "Kinky Afro" und "Step On" aus dem 1990er Schlüsselalbum "Pills 'N' Thrills And Bellyaches". Produziert von Paul Oakenfold und Steve Osborne in den Londoner Eden Studios gehört es zu den wichtigsten Veröffentlichungen der Manchester Rave-Bewegung. Unvergessene Textzeilen: "You're twisting my melon, man! Y'know, you talk so hip, man, you're twisting my melon, man!" ("Step On")
1992 kommt es dennoch zur Bandauflösung. Shaun Ryder ist mal wieder während eines wichtigen Gesprächs mit der Plattenfirma auf der Suche nach Heroin und verlässt fluchtartig das Gebäude. Sein Bruder Paul schwört, nie wieder mit ihm auf eine Bühne zu gehen. Gemeinsam mit seinem Freund Paul Leveridge aka Kermit gründet Shaun später Black Grape, eine ebenfalls erfolgreiche Formation, die bis 1997 zwei Platten veröffentlicht.
1999 steigt die lang ersehnte Mondays-Reunion, allerdings ohne Paul Davis und Mark Day. Die Welttour verläuft schleppend und auch die Single "The Boys Are Back In Town" hält sich nur auf Position 30 in den UK-Single-Charts. Einziger Höhepunkt im Jahre 2000 ist der Support von Oasis. Nach einigen verpatzen Solokarrieren versucht man es 2004 erneut in der Urbesetzung mit Bez, Gary und Shaun. Neu dazu gekommen ist Gitarrist Kav Sandhu, der einen Club in London betreibt. Dort trifft er auf Shaun, der ab und an als DJ auflegt und gemeinsam plant man ein Festival für unbekannte Bands. Da aber eine bekannte Gruppe fehlt, die die Zuschauer anlocken soll, kommen die Happy Mondays wieder zusammen.
Sie spielen auf vielen weiteren Open Airs, u.a. beim Glastonbury 2005. In ihrer Heimat füllen sie die riesige Manchester Evening News Arena (heute Manchester Arena) und 2006 sind sie Ehrengäste auf dem dreitägigen Fuji Rock-Festival in Japan. 2007 erscheint dann mit "Uncle Dysfunktional" tatsächlich ein neues Studioalbum, das erste komplette Werk nach über 14 Jahren. Damit geht es auf Welttournee, u.a. spielt die Band beim Coachella vor den frisch reformierten Rage Against The Machine.
2010 reist Ryder dann wegen erheblicher Steuerschulden nach Australien und nimmt an der britischen Ausgabe von "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" teil. Mittlerweile geht es Ryder, der sechs Kinder hat, finanziell besser. Mit Black Grape veröffentlicht er 2017 das dritte Studioalbum "Pop Voodoo". Ansonsten genießt er das Familienleben: "Als meine ersten Kinder kamen, war ich selbst noch eins. Ich genieße es, 55 Jahre alt zu sein, nicht mehr in Clubs zu gehen und mich volllaufen zu lassen. Ich habe es damals geliebt, aber ich bin nicht mehr der Kerl von damals."
Die Happy Mondays bleiben als Bühnenact gefragt. Im Februar und März 2019 spielen sie etwa in Neuseeland und Australien eine Tour zum Erfolgsalbum "Pills 'N' Thrills And Bellyaches". Meist bleibt es aber bei Recycling-Arbeit, neue Musik erscheint kaum. 2019 veröffentlichen sie "The Early EPs" mit einigen remasterten Varianten, 2020 folgt eine Mix-Version von "Uncle Dysfunctional".
Mittlerweile etwas in die Jahre gekommen, bespielen sie aber weiterhin weltweit die Bühnen, etwa 2022 beim Isle Of Wight-Festival. Kurz vor dem geplanten Auftritt beim Kubix Festival in Sunderland am 15. Juli 2022 dann die Schocknachricht: Bassist und Gründungsmitglied Paul Ryder verstirbt im Alter von 58 Jahren. Auf Twitter trauert die Band: "Ein wahrer Pionier und eine Legende. Wir werden ihn für immer vermissen. Lang lebe sein Funk."
Noch keine Kommentare