laut.de-Kritik
Hierrr kommt die Sonne!
Review von Dani FrommWer hätte das gedacht? In seiner Jahrzehnte währenden Karriere verzeichnete Heino tatsächlich noch nie ein Nummer-eins-Album. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, sollte "Mit Freundlichen Grüßen" diesen Zustand nicht umgehend beenden. Zumal Heinos Marketing-Beauftragte sein Coveralbum mit Schützenhilfe der Bild-Zeitung punktgenau vor der Veröffentlichung in die Schlagzeilen katapultierten.
Die PR-Aktion geriet allerdings ebenso durchsichtig, wie sie unnötig erscheint. Deutschlands bekanntester Schlager-Barde interpretiert Hits aus musikalischen Bereichen, die ihm ferner gar nicht liegen könnten: Das allein schon hätte doch die Neugier geschürt - in allen Fan-Lagern.
Heino covert Songs von Rammstein und Oomph!, von den Ärzten und den Sportfreunden Stiller, von Clueso und Peter Fox, den Fantastischen Vieren und den Beginnern, von Stephan Remmler und Marius Müller-Westernhagen. Um solches... nun, ja ... interessant zu finden, muss man es nicht mit Hilfe kreativ ersonnener "Original"-Töne der gecoverten Kollegen zum "Rocker-Krieg" aufblasen.
Man muss auch gar nicht erst versuchen, dem Ergebnis per Untertitel eine verruchte Aura zu verleihen. Jeder halbwegs geradeaus denkende Zeitgenosse merkt doch, dass "Mit Freundlichen Grüßen" in etwa ein so "verbotenes Album" ist wie Nena die Speerspitze des deutschen Gangster-Rap verkörpert. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei dieser Platte um ein - zumindest vom Ansatz her - spannendes Projekt.
Dass diese Balance-Akte zwischen den Genres gleichermaßen jedes Bierzelt, jede Karnevalsveranstaltung, jedes Schlager-Revival, jede Bad Taste-Party und - als Gag eingestreut - jeden beliebigen anderen Club rocken werden, steht außer Frage. Trotzdem erscheint das Ergebnis auf Albumlänge betrachtet doch in höchstem Maße durchwachsen. Abgesehen davon, dass sich der Witz abnutzt, zumal die Nummern mit Blasmusik und Klingeling doch sämtlich recht ähnlich in Szene gesetzt wurden, stehen die ausgewählten Stücke Heino schlicht unterschiedlich gut zu Gesicht.
Manches Lied kann nur gewinnen, stimmt es (anders als in der Vorlage) ein Sänger mit einer gut ausgebildeten, volltönenden und darüber hinaus ungemein markanten Stimme an. Wie sollte so jemand etwa der Sportfreunde "Mein Kompliment" ruinieren? "Leuchtturm", "Vogel Der Nacht" oder "Willenlos" enthüllen unter Heino erst ihren wahren Charakter, handelte es sich dabei doch noch nie um etwas anderes als um astreine Schlager.
Schlimm wird es dagegen, wenn Attitüde, Thematik oder verwendete Sprache einfach nicht passen wollen. Mir einen Heino vorzustellen, der seine Holde mit Erdnussflips füttert, während er sich über Comics und Graffiti auslässt ("Kling Klang", ursprünglich von Keimzeit), das übersteigt meine Phantasie ähnlich wie Rainald Grebes zwiebelschneidende Nazis.
Eckstein, Eckstein, Dero & Co. sollten besser versteckt sein, sobald Heino ihr "Augen Auf" zu bändigen versucht. Trotzdem wirkt das noch lange nicht so übel wie das heillos in die Hose gegangene "Liebes Lied". Den Mantel des Schweigens darüber zu breiten, reicht nicht aus. Das möchte ich in der hintersten Ecke des Kellers auf Nimmerwiederfinden in einem tiefen Loch verscharren. Weniger Flow hätte wohl nur noch Christine Westermann an den Tag gelegt.
"MFG", "Junge" oder "Haus Am See" funktionieren dagegen ganz ordentlich. Auch in Cluesos nachdenklichem "Gewinner" macht Heino eine weit bessere Figur, als die lächerliche Nietenlederjacke oder das Totenkopf-Hemdchen, in die sie ihn für das Covershooting gesteckt haben, vermuten lassen.
"Rammstein haben mit Befremden die heutige Berichterstattung der Bild-Zeitung zur Kenntnis genommen, die Band befände sich in einer Auseinandersetzung mit Heino zu seiner Coverversion des Rammstein Titels 'Sonne'", entlockte die Springerpresse sogar den Mannen um Till Lindemann einen Kommentar. "Das ist nicht der Fall." Warum sollten sie sich auch beschweren? Spätestens, wenn sich Heino in dem Pathos und der Theatralik ihrer Nummer suhlt, wächst zusammen, was zusammen gehört. "Hierrr kommt die Sonne!"
43 Kommentare mit einer Antwort
"Wenn man so will, bist du meine Schillout-Arrrrrrea"
heino ist geil
Frau Fromm trifft es genau.
Dieses "Rechtes Gedankengut" vertrende Stück Altpresspappe, die jungen Leute kennen Ihn nicht und feiern Ihn einfach nur weil er alt ist. Er ist und bleibt ein Stück dreck am äußersten rechten Rand.
Das die Medien diesen Zirkus mitmachen ist unglaublich.
jackgin
3/5 für heino (!)....jbg 2/5...heino 3/5.hart.ich brauche diesen riesen rucksack auch
Ich würde 2/5 geben.