laut.de-Kritik
Schwupduwap. Nanananaa, Erdboden gleichgemacht!
Review von Markus BrandstetterBaby, baby, hey, hey, yeah! Helge Schneider sagt, wir sollen jetzt zur Music dancen. Über acht Minuten Zeit nimmt sich der 63-Jährige auf dem Opener seines neuen Albums mit einer Jazz-Eskapade Zeit, uns dazu aufzufordern. Dazu braucht es nicht viel Text, und auch die gesamten acht Minuten hätte es nicht gebraucht.
Helge hat auf auf "Partypeople (Beim Fleischer)", so der schöne Titel des Albums, die meisten Instrumente wieder selbst eingespielt, wer kann der kann. Dass Helge ein hochqualifizierter Jazzmusiker und Multiinstrumentalist ist, ist schließlich hinlänglich bekannt. Dass er in seinen guten Momenten (dazu gehören zahlreiche Filme, Hörspiele, Musikalben und Auftritte) ein Meister des Absurden ist, ebenso.
"Partypeople (Beim Fleischer)" ist ein Mix aus Songs und Hörspielen, vergleichbar zum Beispiel mit dem famosen "Es Rappelt Im Karton". Die Hörspiele, man kennt es schon von seinen frühen Alben der 1980er-Jahre, bestehen aus absurden Alltagssituationen, die Helge im Dialog mit sich selbst einspricht. Alltagsgespräche beim Einkaufen ("Einkaufen", "Beim Fleischer"), die ins Nirgendwo führen. Oder, noch besser, eine Schelte eines Erziehers für ein Kind ("Steine", eine überraschende Wendung: Das Kind ermordet den Erzieher. "Nein, nicht den Kopf auf den Teller legen! Nein, nicht das Schlachtermesser!"). Hat man prinzipiell auf früheren Longplayern zwar schon in lustigerer Form gehört, ist aber trotzdem streckenweise lustig.
Auch einige gelungene Stücke sind zu finden. "Wenn der Komet kommt, kommt der Komet" singt Helge Schneider im beschwingten "Komet", dem besten Stück seines neuen Longplayers. "Wenn der Komet kommt / Wenn der Komet kommt / Kommt der Komet", sinniert der 63-Jährige folgerichtig. Und weiter: "Wenn der Komet kommt macht er alles kaputt. Putput. Auch das Haus, in dem ich sitze, wird dem Erdboden gleichgemacht. Schwupduwap. Nanananaa, Erdboden gleichgemacht". Alle Einkäufe, sogar die Jacken und Gitarren, die elektrische Eisenbahn: alles kaputt.
Und weil die Zeiten auch an ihm nicht spurlos vorbeigehen, wird er politisch. "Politsong (This Is A Political)" heißt das Stück und beginnt erstmal mit Scatgesang, mit dem sich Helge selbst zum Lachen bringt. Dann spielt er auf der elektrischen Gitarre ein paar Moll-Akkorde und legt einen Synth-Lead darüber. "This is a political song", sagt er. "People in the world will understand". Dann gibt es Dissonanzen, wieder Scat-Gesang und die Conclusio "Ich glaub, mehr brauch ich dazu nicht zu sagen".
Dann ist Helge wieder in guter Laune und singt im Stück "Partypeople": "Ich bin der Partypeople", dazu gibt es Swing und ein schönes, ausuferndes Saxophon-Solo (zuvor hat er schon beim ganz ernsten Stück "Saxophon-Outlet" Lust auf Sax spielen). "Lonely Pony" ist ein Westernstück mit einem
Gitarrensolo, das seinem grandiosen Film "Texas" zur Ehre gereicht. Zwei Blues-Stücke sind auch auf dem Album: "Leberblues" beschäftigt sich mit dem wilden Lebenswandel und bei "Kirmesblues" schwärmt Helge vom Date am Rummelplatz. "Baby, baby, es war ein schöner Tag mit dir auf der Kirmes / Ich hab zwar viel Geld ausgegeben, aber du hast gut ausgesehen auf der Break Dance", singt er, und weiter: "Zuckerwatte schmeckt sehr gut / Es macht die Zähne kaputt, aber das ist mit egal".
Eine gute Sache.
12 Kommentare mit 8 Antworten
Ungehört 5/5
So ein Zeilenumbruch kann ganz schön irritierend
sein
Brutaler Ohrwurm von "Wenn der Komet kommt" schon seit Wochen.
Ist das ein Album Review oder ein Kochrezept?
Es ist auch eine Kunst, zu einem durchgeknallten Tausendsassa wie Helge einen derart gelangweilten Text zu schreiben. Nach dem Lesen wäre ich eher von einer 2/5 ausgegangen.
Solide geliefert, aber nüscht neues.