laut.de-Biographie
Imogen Heap
Mit Vergleichen ist man ja ziemlich schnell bei der Hand, wenn es darum geht, Newcomer zu kategorisieren und in eine Schublade zu stecken. Bei Imogen Heap lauten diese Patti Smith (wohl eher wegen des Aussehens), Kate Bush (aufgrund ihrer stimmlichen Variationsmöglichkeiten), Tori Amos und Alanis Morissette (warum auch immer). Lauter selbstbewusste Frauen, die ihre Lieder selbst schreiben und im allgemeinen wenig drauf geben, wer oder was gerade angesagt ist.
So auch Imogen Heap. Sie kann sich das auch erlauben, denn sie wird von Größen wie Jeff Beck, Bon Jovi, Nik Kershaw und Paolo Conte gebeten, Background Vocals einzusingen, und das will schon etwas heißen.
Auch wenn ihr Name außergewöhnlich klingt, hat sie keine indianischen oder exotische Vorfahren. Geboren am 9. Dezember 1977 in Essex, erhält sie schon in frühen Kinderjahren eine klassische Klavierausbildung, außerdem lernt sie das Spielen von Cello, Klarinette, Gitarre und Schlagzeug. Schon mit elf schreibt sie erste Songs. Nach der Scheidung ihrer Eltern kommt sie mit zwölf Jahren in ein Internat, wo sie sich der musischen Klasse anschließt. Die Unterrichtsmethoden des Musiklehrers stimmen nicht so ganz mit denen von Heap überein. Es kommt zu zahlreichen Auseinandersetzungen, in deren Folge sie der Pauker dazu verdonnert, alleine zu üben. So bringt sie sich selbst das Samplen bei, spielt am Sequenzer und fummelt an Mini-Computern herum, bis sie selbst in der Lage ist, ihre eigenen Songs zu produzieren.
Nach der Zeit auf dem Internat besucht sie die Brit School Of Performing Arts & Technology in Croydon, auf der später auch kurz Katie Melua vorbei schaut. Fasziniert von Jazz und Blues schreibt sie weiter Lieder. Diese Stile fließen zwar in ihre Musik ein, aber sie beschränkt sich nicht alleine darauf und lässt viel viel Raum für moderne Sounds. Zwei Jahre später nimmt sie, unterstützt von Songwriter-Gott Nik Kershaw, ihr erstes Demo auf. Nachdem sie 1994 bei einem Konzert für die Wohltätigkeitsorganisation von Prince Charles auftritt und vier Cover-Songs spielt, wird sie vom Fleck weg von Herp Alperts Label Almo Sounds engagiert.
1998 erscheint ihr Debüt "I Megaphone". Der Album-Titel ist ein Anagramm ihres Namens. An den Reglern stehen David Kahne, Dave Steward und Guy Sigsworth. Trotz einer Amerika-Tour sowie euphorischem Kritikerlob landet sie mit dem Debüt keinen Riesenerfolg. Ihre klare Stimme und die sehr persönlichen Texte besitzen dennoch zwingenden Gänsehautcharakter, dem man sich nur schwer entziehen kann. Auch wenn ihr Erstling unter Musikliebhabern eine flotte Karriere per Mund zu Mund-Propaganda hinlegt, ist das Label nicht zufrieden. Die zuständigen Menschen bemängeln das fehlende Hitpotenzial und lassen Imogen über ein Jahr im Ungewissen, ob sie den Vertrag verlängern. Als Universal den Laden schluckt, ist für Heap dort letztendlich Schluss.
Das ficht die Dame jedoch nicht wirklich an. Sie besinnt sich einfach ihrer alten Kontakte. So tut sie sich mit Guy Sigisworth zusammen, der das Debüt produzierte und mit Imogen an ihrem Track "Getting Scared" schrieb. Seine Arbeiten für Seal und vor allem Björk qualifizieren ihn vorzüglich, um mit einer aufstrebenden Künstlerin vom Kaliber Heaps zusammen zu arbeiten. Das Duo schreibt Songskizzen und gibt sich den Projektnamen Frou Frou. Die seltsame Bezeichnung stammt aus dem Gedicht "Ma Bohème" von Arthur Rimbaud und beschreibt das Rascheln von Damenroben beim Tanzen. Außerdem heißt Graf Vronskys Pferd aus Tolstois Anna Karenina so.
Ironie des Schicksals, dass das Duo ausgerechnet bei Universal einen Deal abschließt, ist der Major ja indirekt dafür verantwortlich, dass Imogen nach ihrem Debüt ohne Plattenertrag dasteht. Das Single-Debüt "Breathe In" erreicht in Italien beachtliche Erfolge, wo das Stück an die Spitze der Radio-Charts steigt, im Vereinigten Königreich gelingt der Einstieg in die Top 50. Für die Promotion zum Album "Details", das im August 2002 erscheint, folgt sogar eine US-Tour, aber letztendlich trennen sich die beiden 2003 wieder, auch wenn sie im selben Jahr noch eine Coverversion von Bonny Tylers "Holding Out For A Hero" für den Soundtrack zu "Shrek 2" beisteuern. Universal bietet Heap daraufhin einen Solo-Deal an, den die Frau aber dankend ablehnt.
Ende des Jahres 2003 kündet Imogen auf ihrer Webseite an, dass sie wieder an einem Solo-Output arbeitet. Über ihre Internet-Präsenz will sie ihre zahlreicher werdenden Fans auf dem Laufenden halten. Sie setzt sich selbst die Zeitspanne von genau einem Jahr, um Songs aufzunehmen und zu produzieren. Sie hält tatsächlich Wort, denn fast genau ein Jahr später kann man sich die beiden Songs "Just For Now" und "Goodnight And Go" vor dem Erscheinen des Album herunter laden. Letztgenanntes Lied findet sogar in der zweiten Staffel der Serie "O.C., California" Verwendung.
Ihre Erfahrungen mit Plattenfirmen führen dazu, dass Imogen ihr eigenes Label Megaphonic gründet, auf dem auch das Album "Speak For Herself" am 18. Juli 2005 in Großbritannien erscheint. Die erste Auflage von 10.000 Stück ist ratzfatz weg, sogar der Einstieg in die Download-Charts gelingt ihr. Im August verkündet sie überraschend, dass sie für den Vertrieb der Scheibe mit Sony/BMG zusammen arbeitet, die das Album im November des Jahres in den USA veröffentlichen. Dort verzeichnet sie einen Achtungserfolg und tritt sogar in den Late Shows von Letterman und Leno auf.
Ihre US-Aktivitäten machen anscheinend gebührend Eindruck auf die amerikanische Öffentlichkeit. So erhält sie im Dezember 2006 zwei Grammy-Nominierungen. Eine als bester Newcomer, die andere für den besten Song eines Filmes ("Can't Take It In" aus "Die Chroniken Von Narnia"). Dass sie die Preise letztendlich nicht gewinnt, kann ihr egal sein, die Aufmerksamkeit ist ihr dennoch gewiss.
Fast anderthalb Jahre nach Erscheinen von "Speak For Yourself" entschließt sich endlich auch der deutsche Ableger von Sony/BMG, das Album zu veröffentlichen, so dass Kontinentaleuropa ebenfalls in den Genuss ihrer vielfältigen, einfühlsamen und mitreißenden Songs kommt.
Für das 2009 erscheinende "Ellipse" bedient sie sich der Promo via Web 2.0. Über ihre Facebook-Seite lässt sie nach und nach Details wie Album-Cover, Trackliste etc. streuen, so dass sie die Vorfreude ihrer Anhänger nach und nach steigert.
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