laut.de-Kritik
Madness im XXL-Format.
Review von Dominik KrausTatü Tata. Der Hamburger Pony Express läuft ein. Zum zweiten Mal auf Albumlänge. Und ja Jungs ... It Has Been A Long Time seit "We Love Music". Dafür gibt es dann zur Wiedersehensfeier gleich mal ein freundliches "Welcome" vom unbekannten Vollverstrahlten und ein "Solid Gold" hinterher. "Sweet Madness, Here We Go Again ...". Mit anderen Worten: nach ca. 44 Sekunden Spieldauer weiß der Hörer schon ziemlich gut, was auf "Mit Dir Sind Wir Vier" gespielt wird. Madness im XXL-Format.
Und wie es sich für eine Supergroup mit allseits bekannten Mitgliedern des International DJ Jet-Sets geziemt, startet "Solid Gold" als Opener auch musikalisch gleich gut durch. Zischel-Hi-Hat, Psycho-Orgel und catchy Hookline: "Everything You Touch, It's Like ... Solid Gold". In diesem Fall sicher. Weiter geht es mit "Still So Much" einer irritierend langsamen Downbeatnummer, die in Richtung Valiumsimulation geht. Sehr ruhig, aber auch sehr schön. Frühmorgens im Streichelzoo. Hintenraus dann sogar mit den unbestreitbaren Qualitäten zur Themenmusik einer familientauglichen Sonntagsserie in den öffentlich-rechtlichen Programmen. Sanfte Holzbläser inklusive.
Und auch das folgende "Gravity" ist Zuckerwatte-Popcorn pur. Lift Me UP. And We Will Be The Answer. Da mag man fast noch daran glauben, auch wenn man so nach und doch darauf wartet, dass mal was Richtiges passiert. Ein Rumms, ein Wumms, ein Wuppdich ... irgendetwas, das dich nach vorne bringt. Und tatsächlich begibt sich das Pony bei "Bubble in The Bottle" in leichten Galopp und täuscht kurz einen Tempowechsel an. Doch so richtig zieht das hier den musikalischen Wagen auch noch nicht nach vorne. Trotz der Gäste Khan und Snax, die in Elektronikerkreisen durchaus gern gesehene Kameraden sind, bleibt auch das Gebubelle irgendwie blass.
Ganz im Gegensatz dazu die Singleauskoppelung "Gothic Girl": Hier funktioniert die Mischung aus verschrobenem Humor, willenlosem Gesang und lässig produzierten Beats ganz hervorragend. Funky Bassline, Götterlyrics, Spitzenarrangement - doch, doch, das sind die International Pony, wie sie es eigentlich immer sein sollten. Dazu gibt es übrigens auch ganz hervorragendes Musikvideo, wo die drei Hamburger Superhelden den ganzen Friedhof zum Wuppen bringen. Prima Sache.
"Vodka Biene" nervt, Die "Lost Version" von "Solid Gold" ist ganz o.k., doch spätestens hier fragt man sich doch, ob es nicht vielleicht eine gute Idee gewesen wäre, sich mit der VÖ noch ein bisschen Zeit und ein oder zwei Bomben heran reifen zu lassen, anstatt belanglose Albernheiten und Zweitmixes mit ins Spiel zu bringen. Zumal mit "Our House" noch ein zwar sehr guter, aber bereits vor längerem veröffentlichter Track auf "Mit Dir Sind Wir Vier" zu bewundern ist.
Der Rest ist schnell erzählt. "The Royal Pennekaums" ist ein sehr ordentlicher Deep-Schwurbel-House-Track, der sicher ganz gut auf dem Dancefloor für Verwirrte funktioniert (also fast überall). Das abschließende "Velvet" gibt sich als Bye-Bye-Track recht zahm, hat zu Beginn wieder diesen zarten Serientouch (Trompeteneinsatz) und kommt dann sehr versöhnlich mit dickem Untenrumbass-Sound und georgelten Lyrics bei.
Nett. So wie das meiste auf dem Album. Aber halt leider auch nicht viel mehr. Zumal doch die ganze Zeit aufblitzt, was die Herren Ponydompteure eigentlich auf der Pfanne haben, bzw. hätten. Ein Hauch weniger Albernheiten, dafür ein bisschen mehr Zeit und Hirnschmalz in zwei, drei weitere Songs investiert, und "Mit Dir Sind Wir Vier" hätte ein ganz dicker Kracher werden können.