laut.de-Kritik
Die Ex-Fischmöbbe reiten behende durch wechselnde musikalische Landschaften.
Review von Martina Schmid"We got the Funk" attestieren sich International Pony gleich volle sechs Minuten zum Auftakt von "We Love Music".
Getarnt als International Pony Radio Show schickt das Trio mit den Ex-Fischmöbben DJ Koze und Cosmic DJ sowie Erobique alias Carsten Mayer 16 durchwachsene, manchmal verschrobene Tracks über den fiktiven Äther. Der heimliche Wunsch kleiner Wendy-Leserinnen (das Pony!) reitet dabei sechsbeinig, aber behände durch wechselnde musikalische Landschaften.
Mal trottet es zu warmen House-Beats wie in "Leaving Home", dann wieder labt es sich an deepem Soul, an "Meet Some Friends", oder an einem fast überzuckerten "Blow My Mind". Arg träge schleppt es sich über das allzu eintönige "Superyou". Aber das Pony ist nicht nur süß und zahm, in "My mouth" zieht es ganz andere Saiten auf, böse, schnell, punkig und rotzig. Jose bekommt eine neue Bassline ("A New Bassline For Jose"), und das klingt dann nach funkigem, tanzbaren House. "Why Why Why" ist wieder ganz sorgfältig instrumentalisierter, softer R'n'B, dem Austin Cole seine Seele einhaucht. So ein Pony, ein internationales noch dazu, kommt ganz schön rum.
International Pony gelingt es, kaum einen Track straight durchzuziehen, immer wieder gibt es Breaks, wechseln Stile und Tempo. Die Kunst dabei ist, dass der geneigte Hörer sich davon nicht gestört fühlt, sondern den Eindruck gewinnt, so und nicht anders habe dieses Stück zu klingen. Irgendwie sonderbar ist dieses Album dennoch, aber eher im Sinne von speziell. Bei der Konstellation dieses Trios war das Ergebnis schwer einzuschätzen, und im Endeffekt ist es überhaupt nicht, was man erwartet hätte.
In "We Love Music" steckt gehörig viel Funk und Soul, der trotzdem gar nicht angestaubt klingt. Aber da ist noch mehr. Nicht nur, dass es schwer zu überhören ist, dass hier wirklich drei Musikliebhaber am Werk waren. Was beim ersten Hören wie konzeptlos und wild durcheinander geworfener Stil-Mischmasch wirkt, entwickelt sich nach einer Weile zu einem sonnigen Ausritt in überraschende Gefilde. Den zündenden Funken hab ich aber dann doch vermisst.
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