laut.de-Kritik
Unverfälschter Mitschnitt der "Dance Of Death"-Tour.
Review von Giuliano BenassiWer 2003 bei einem der Iron Maiden-Konzerte zum damals frisch erschienen Album "Dance Of Death" mit dabei war, wird sich an eine bombastische Show erinnern: Eine Bühne, die einem mittelalterlichen Verlies nachempfunden war, genügend Scheinwerfer, um in einer mittelgroßen Stadt die Nacht in den Tag zu verwandeln, überlebensgroße Eddies und ein Bruce Dickinson, der herum rannte wie ein Derwisch. Nach knappen 25 Jahren Tätigkeit präsentierte sich die Band in Höchstform.
"Death On The Road" liefert ein treues Zeugnis jener Tour ab. An einem einzigen Abend – am 24. November 2003 in der Dortmunder "Westenfalenhalle" (Booklet) – aufgenommen, ist die Tracklist auf den zwei CDs die selbe wie beim Konzert. Angesichts eines solch dokumentarischen Eifers sei das eine oder andere Manko verziehen, wie der durchgehend etwas zu breiige Klang oder Dickinsons Probleme zu Beginn, den richtigen Ton zu treffen.
Professionell stimmen Maiden ihr Publikum ein. Nach dem Opener, der aus "Dance Of Death" stammt, kommt erst mal die Vergangenheit zum Zuge: Die ganz alten Stücke "Wrathchild" und "The Trooper" sowie – unverständlicherweise – das schwachbrüstige "Can I Play With Madness". Warum nicht "Clairvoyant", wenn schon ein Auszug aus "Seventh Son Of A Seventh Son" mit dabei sein soll? Aber das ist nur eine Anmerkung am Rande.
Das Herz der Band schlägt eindeutig für das neuere Material. Die balladesken "Dance Of Death" und "Brave New World" führen zum Erster Weltkrieg-Epos "Paschendale", bei dem sich die Bühne in einen nächtlichen Schützengraben inklusive Kanonenschüsse verwandelt. Nicht ganz dazu passt "Lord Of The Flies", das wohl eher für die Archive der Die Hard-Fans bestimmt ist. Warum sonst sollten Maiden eines ihrer weniger gelungenen Lieder aus der Zeit mit Interimssänger Blaze Bayley ausgraben?
Keine Experimente gibt es auf CD 2. Nach dem neuen Stück "No More Lies" stehen die Dauerbrenner auf der Liste. Zwar wirkt "Hallowed Be Thy Name" nicht mehr ganz frisch – kein Wunder, nach Tausenden von Aufführungen –, aber die Band revanchiert sich mit einem choral gesungen "Fear Of The Dark". Das Herzstück des zweiten Abschnitts bildet wieder ein Auszug aus "Dance Of Death", das hymnische "Journeyman". "I know what I want, and I say what I want, and no one can take it away", singen Dickinson und Zuschauer wie aus einer Kehle.
Mit "Death On The Road" erfüllen beide Parteien ihre "I Want"s. Sowohl die Fans, die einen - zumindest dokumentarisch - gelungen Konzertmitschnitt in der Hand halten, als auch die Band, die mit einem rekordverdächtigen siebten Livealbum ihre ohnehin schon prallen Konten weiter füllen darf.
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