laut.de-Biographie
Iron Maiden
Es gibt wohl keine Band im Metal, deren Mitglieder nicht weit jenseits der 50 sind, die Iron Maiden nicht als einen ihrer wichtigsten, musikalischen Einflüsse angeben. Was die Eisernen Jungfrauen mit Bands wie Black Sabbath, Saxon und einigen anderen für diese Musikrichtung getan haben, kann man gar nicht hoch genug einschätzen.
Den Ball ins Rollen bringt Steve Harris, der eigentlich schon eine Karriere als Fußballer ins Auge gefasst hat, sich aber als 15-jähriger Knilch 1975 seinen ersten Bass zulegt und locker drauflos zupft. Zuerst tönt er bei einer Truppe namens Influence, die sich dann in Gypsy's Kiss umbenennen und den kleinen Steve kurz darauf vor die Tür setzen. Nach einem kurzen Gastspiel bei Smiler, entschließt sich Steve dann seine eigene Band an den Start zu bringen und entscheidet sich Ende '75 für den klangvollen Namen Iron Maiden, ein spaßiges Folterinstrument, das die Form eines Sarkophages hat mit fiesen Nägeln auf den Innenseiten, die dem Insassen beim Schließen unangenehme Piercings verpassen.
Das erste Line-Up, mit dem Maiden auftreten, besteht aus Steve, Dave Murray (Gitarre), Bob D'Angelo (Gitarre), Dennis Wilcock (Gesang) und Drummer Ron Rebel. Mit der Zeit wird aber so ziemlich jeder mal wieder gefeuert. Zwischenzeitlich sogar mit nur einem Gitarristen und einem Keyboarder (!) unterwegs, bessert sich die Situation erst, als Steve, Dave wieder zurück holt und mit Paul Di'Anno endlich mal einen brauchbaren Sänger findet. Da aber Punk und New Wave gerade die angesagtesten Musikstile sind, sind die Auftrittsmöglichkeiten begrenzt. Somit spielen sie ein Demo ein, das trotz minderer klanglicher Qualität dazu führt, dass Rod Smallwood ihnen seine Dienste als Manager anbietet. Dieser organisiert dann kräftig Konzerte. Im legendären Marquee Club in London steht dann mit John Darnley ein Talentsucher der EMI im Publikum und nimmt die Jungs unter Vertrag.
Die ersten Arbeiten für EMI sind zwei Songs für den "Metal For Muthas"-Sampler. 1980 sind neben Steve, Paul und Dave inzwischen Clive Burr an den Drums und Dennis Stratton bei Maiden aktiv. Das Quintett bekommt das Angebot bei Top Of The Pops auf BBC zu spielen. Die Bedingung von Maiden lautet aber, live spielen zu dürfen, was die BBC erstaunlicherweise akzeptiert. Als am 14. April dann "Iron Maiden" in den Läden steht, schlägt die Scheibe auf Platz 4 in den Charts ein. Auf der anschließenden Tour spielen sie an vier Abenden hintereinander im Marquee vor ausverkauftem Haus. Im Anschluss steht eine Tour mit Kiss und U.F.O. an, die für Dennis die letzte ist, da er für Adrian Smith gefeuert wird.
Mit der '81 erscheinenden "Killers", gehen die fünf auf ihre erste Welttour und nehmen in Japan gleich noch "Maiden Japan" auf. Der leicht verweste Kerl, der auch schon auf dem Debüt zu sehen war und auf den Namen Eddie hört, findet sich fortan auf allen Covers und ist eine Kreation von Derek Riggs. Nach der Tour kristallisiert sich langsam heraus, dass Paul nicht mehr den Ansprüchen gerecht werden kann, weshalb er Maiden verlassen muss. Dies wird sich schnell als Glücksfall erweisen, da sein Nachfolger Bruce Dickinson (ehemals als Bruce The Bruce bei Samson aktiv) den Platz nicht nur ausfüllt, sondern neu definiert. Schon nach den ersten Konzerten erhält Bruce den Beinamen "Air-Raid-Siren", den er zu Recht trägt. Der wirkliche Durchbruch steht aber ein Jahr später mit dem Meilenstein "Number Of The Beast" an.
Schon die Single "Run To The Hills" schlägt auf Platz sieben ein, das Album aber auf Platz eins. Eine 180 Gigs umfassende Ochsentour rund um den Globus folgt, in deren Anschluss sich Clive verkrümelt und Platz für Nicko McBrain macht, den Maiden schon von der Tour mit Trust her kennen. Nicko gibt seinen Einstand auf "Piece Of Mind", das auf Platz drei in den Charts einsteigt. Den Dortmunder Gig schneidet das Fernsehen mit und glänzt mit einen abschließenden Kampf von Bruce mit einer überdimensionalen Eddie-Puppe. Beinahe ohne Pause starten Maiden die Arbeiten zu "Powerslave" und wagen sich anschließend auch in Gebiete, die zu dieser Zeit normalerweise keine Band betourt. "Behind The Iron Curtain" dokumentiert das Ergebnis eindrucksvoll. Auf der US Tour machen sie auch einen Abstecher nach Südamerika und spielen bei Rock In Rio vor mehr als 200.000 enthusiastischen Fans.
"Live After Death" erscheint '85 als Doppel-LP und als Video und setzt nicht nur was das geniale Cover angeht neue Maßstäbe. Die Kämpfe, die sich Bruce und der Mumien-Eddie liefern, sind nur einige wenige Höhepunkte der Show. Es dauert nicht lange und Maiden melden sich mit "Somewhere In Time" zurück. Dies hat einen empörten Aufschrei zur Folge, da sie es wagen, als Metal-Band Synthesizer zu verwenden. Auch diese Tour wird auf Band festgehalten und "Twelve Wasted Years", ist so etwas wie eine Dokumentation über die bisherige Arbeit von Iron Maiden. Überraschenderweise ziehen diesmal zwei Jahre ins Land, ehe mit "Seventh Son Of A Seventh Son" ein Konzeptalbum erscheint, das auch vom Cover her eine ungewohnte Ruhe ausstrahlt.
Nachdem die Briten das Jahr wieder auf Tour verbringen, nehmen sich Bruce und Adrian die Zeit, ihre eigenen Projekte zu starten. Bruce veröffentlicht "Tattooed Millionaire" und Adrian mit ASAP (Adrian Smith And Project) "Silver And Gold". Traurigerweise kommt Adrian nicht wieder zurück zur Band, sondern entschließt sich, sein Solo-Ding weiter durchzuziehen. Für ihn holen Maiden Janick Gers in die Band, der mit Bruce dessen Soloscheibe einspielte.
"No Prayer For The Dying" wird sein Einstand, der für viele Fans nicht sehr glücklich ausfällt, denn die Scheibe kann für Maiden-Verhältnisse, trotz Einstieg auf Platz 2, schon beinahe als so etwas wie ein Flop bezeichnet werden. Auch Janick, der sich bei den Gigs mehr für irgendwelchen Firlefanz und seltsames Rumhopsen interessiert, wird von einigen Fans eher skeptisch beäugt.
Als 1992 "Fear Of The Dark" erscheint, ahnt noch keiner, dass Bruce mit dem Gedanken spielt, die Band zu verlassen. Doch auf der Tour zum Album lässt es sich nicht mehr übersehen, dass dem Sänger der Spaß an Maiden vergangen ist. Es muss also nach einem Ersatz Ausschau gehalten werden. Um diese Zeit zu überbrücken, kommen mit "A Real Live One" und "A Real Dead One" zwei ziemliche Mogelpackungen auf den Markt.
Zwar ist das verwendete Material tatsächlich live, nur nutzt Steve, der sich zum ersten Mal intensiv mit Pro-Tools und Ähnlichem auseinander setzt, die Möglichkeit, sich von verschiedenen Konzerten die besten Parts zusammen zu suchen und daraus ein Lied zu schustern. Somit bestehen einzelne Songs mitunter aus mehreren Gigs. Auch die Frage, warum es 1994 auch noch "Live At Donington '92" geben muss, sei gestattet.
Ein Jahr später kommt auf "The X Factor" der neue Frontmann Blaze Bayley auf Tonkonserve zum ersten Mal zum Zuge. Blaze, der mit seiner alten Band Wolfsbane schon im Maiden-Vorprogramm spielte, schafft es zu keiner Zeit, die Lücke von Bruce auch nur annähernd zu schließen. Auch seine beeindruckende Live-Performance und sein Engagement täuschen nicht darüber hinweg, dass er den stimmlichen Anforderungen nicht gewachsen ist. Zwar stärken ihm die anderen Jungs den Rücken damit, dass die Songs ja eigentlich noch alle für Bruce' Stimme geschrieben seien, doch auch "Virtual XI" kann den faden Beigeschmack nicht übertünchen. Die Glanzzeiten des ehemaligen Metal-Flaggschiffs scheinen tatsächlich vorbei zu sein.
Bruce hat in der Zwischenzeit ein paar mehr oder minder erfolgreiche Platten veröffentlicht und sich auch mit Adrian Smith und Producer und Gitarristen Roy Z, der auch schon Rob Halford wieder nach oben brachte, zusammen getan und zwei astreine Scheiben aufgenommen, die man schon als Bewerbung in Richtung Maiden sehen muss. Was viele schon vermuten, bestätigt sich dann auch: 2000 kommt mit "Brave New World" die Reunion-Scheibe raus. Blaze wurde gekickt, klar, aber anstatt Janick vor die Tür zu setzen, stehen die Briten plötzlich mit drei Gitarristen da.
Dass diese aber überhaupt nicht notwendig sind, zeigt erstens das Album, das auch mit zwei Gitarristen so klingen würde, und zweitens der Unfall von Janick in Mannheim beim Metal 2000, als er vor lauter Rumgehampel von der Bühne fällt, sich die Rübe und diverse Körperteile prellt, und die Zugaben ohne ihn gespielt werden. Der Sound bleibt exakt derselbe!
Mit "Rock in Rio" (auch als DVD) kommt dann die zweite wirklich wichtige Live-Scheibe in die Läden, doch es gibt auch eine schlechte Nachricht zu vermelden. Clive Burr, der Ex-Drummer, zu dem die Band immer noch freundschaftlichen Kontakt hält, ist an MS erkrankt. Um ihn finanziell zu unterstützen organisieren sie auf die Schnelle drei Konzerte, wovon das letzte live über ihre Homepage übertragen wird.
Unterdessen erhöhen Maiden mal wieder die Schlagzahl, und bringen mit "Edward The Great - The Greatest Hits" im Jahr 2002 noch eine wenig empfehlenswerte Best Of und mit "Dance Of Death" (2003) ein eher mittelmäßiges Studioalbum heraus. Der Fan muss nicht lange darben. 2004 entrümpeln Maiden ihr Archiv, pressen es auf DVD und werfen ein Sammelsurium aus Interviews, Konzerten, Bildern und Artwork auf DVD unter dem Namen "The History Of Iron Maiden - Part 1: The Early Days" auf den Markt. Das Doppelpack hat es gewaltig in sich und beschert Fans feuchte Augen ob des teilweise noch nie veröffentlichten Video-Materials.
Wie an der Nummerierung ersichtlich ist, sind weitere Folgen der Reihe geplant, die die komplette Historie des Metal-Flagschiffs in allen Einzelheiten beleuchten sollen. Nach einer Tour zur DVD erscheint mit "Death On The Road" jedoch erst mal ein Livemitschnitt der Konzerte zu "Dance Of Death", zunächst auf Doppel-CD (2005), dann auch auf DVD (2006).
Damit - wieder einmal - nicht genug. Während sich Fans der Jungfrauen noch an diesen Veröffentlichungen gütlich tun, arbeiten Maiden bereits am nächsten Studioalbum. Am 11. August kommt zunächst die Single "The Reincarnation Of Benjamin Breeg" heraus, am 25. des Monats dann "A Matter Of Life And Death". Wobei sich hier schon die Frage stellt: "Who the fuck is Benjamin Breeg?" Auf der Webseite www.benjaminbreeg.co.uk steht hierzu, dass Banjamin Breeg 1939 in London zur Welt kam und in einem Waisenhaus aufwuchs, später eine Karriere als Maler verfolgte und 1978 spurlos verschwand.
Die Registrierung der entsprechenden Domain erfolgte zufällig, kurz bevor die Trackliste zu "A Matter Of Life And Death" an die Öffentlichkeit drang. Ist alles am Ende nur ein kolossaler Joke? Wie auch immer, "A Matter Of Life And Death" ist jedenfalls ein verdammt starkes Album, das den mittelmäßigen Vorgänger mit Leichtigkeit toppt. Zwar startet unmittelbar danach die Welttour, doch Tausendsassa Bruce Dickinson moderiert inzwischen nicht nur eine eigene Radioshow, präsentiert eine Dokumentationsserie für BBC und fliegt als Pilot schon Boeing 757, sondern plant auch einen Film über Alistair Crowley.
Anfang Februar 2008 erscheint "Live After Death" auch endlich in überarbeiteter Form auf DVD. Auf einer zusätzlichen Scheibe hält das Paket noch den zweiten Teil der "History Of Iron Maiden" sowie weiteres Bonusmaterial bereit. Die Band selbst ist wenig später schon auf der 'Somewhere Back In Time'-Tour, zu der Anfang Mai auch die entsprechende CD mit einigen Livetracks erscheint. Auf ihrer Homepage kann sich das Album unter dem Titel "Somewhere Back In Sound" umsonst runterladen und dreimal anhören, bevor der Download verfällt und man mit Kohle rumkommen muss.
Wie bei den meisten Releases der letzten Jahre, bei denen es sich um KEIN Studioalbum handelt, bleibt die Notwendigkeit der Veröffentlichung diskussionswürdig. Bruce brütet derweil ganz andere Dinge aus und präsentiert auf den Filmfestspielen in Cannes schließlich seinen Film "Chemical Wedding". Sozusagen den Film zur Band gibt es im Mai 2009: "Flight 666 - The Film" belgeitet die Band auf ihrer unglaublichen 'Somewhere Back In Time"-Tour, welche sie in einer extra umgebauten, neu lackierten Boeing 757 namens Ed Force One bestritten haben.
Dabei haben sie mit Flugkapitän Brice Dickinson über 80.000 Kilometer in 45 Tagen zurückgelegt, 23 gigantische Konzerte gespielt und das Ganze von Sam Dunn und Scot MacFadyen ("Metal - A Headbanger's Journey") filmen lassen.
2010 erscheint mit "The Final Frontier" wieder ein neues Album, das die obligatorische Mammut-Tour nach sich zieht, die auf "En Vivo" auch in Bild und Ton festgehalten wird. Nach langen, langen Jahren der Vorbereitung bringt Steve Harris im selben Jahr sein Soloalbum "British Lion" heraus.
Seine Haupt-Kapelle steht aber lange nicht still. Ohne Ermüdungserscheinungen zu zeigen, gehen Maiden auf "
Maiden England"-Tour, auf der sie hauptsächlich Material aus den 80ern zum Besten geben, mit Fokus auf "Seventh Son Of A Seventh Son".
2014 wird bei Bruce Dickinson Zungenkrebs festgestellt. Die sofort eingeleitete Behandlung erweist sich als voller Erfolg. Lange stillstehen ist aber nicht die Sache der Jungfrauen, denn bereits 2015 folgt nämlich wieder ein Studio-Album. Diesmal sogar ein doppeltes. "The Book Of Souls" kommt auf zwei CDs und drei LPs daher, dem sie das Live-Dokument "The Book Of Souls: Live Chapter" hinterher schieben.
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