VÖ: 1. März 2024 (Interscope Records) Pop, Jazz/Blues
Ich frage mich schon sehr lange, warum ich mit Jacob Colliers Alben einfach nicht warm werde. Auf dem Papier ist doch eigentlich alles gegeben, das die Platte interessant machen kann: Ein unfassbar talentierter und sympathischer Musiker, der ohne Schwierigkeiten Genregrenzen überflügelt und mit spannenden …
Ich habe großen Respekt vor seinem theoretischen Wissen und dem praktischen Können an den Instrumenten, aber sein Songwriting ist und bleibt...uff. Immerhin ist er für alle vermeintlich unbegabten Musiker ein Mutmacher. Sämtliche Skalen und Harmonien zu kennen kann helfen, muss es aber nicht. Ein "London Calling" wird ihm wohl nie gelingen.
Auch bei mir war die Bewunderung für seine außeridischen musikalischen Skills bisher größer als die für seine Songs aber langsam geht es schon in die richtige Richtung finde ich: der Coldplay-Opener ist schön, "Little Blue" ist echt schick und "Wellll" macht Spaß und ist wirklich catchy. Das ist für seine Verhältnisse doch alles ziemlich wenig "schau mal, welche abgefahrenen harmonischen Konzepte ich auf dem Kasten hab" und eingängig.
Ich erkenne keinen Sufjan Stevens in Little Blue. Wenn man es mit diesem vergleicht, kann es nicht gut bewertet werden. Um einen Stevie-Wonder-Song einzuschätzen, würde man ihn ja auch nicht mit Wilcos Musik vergleichen.
Ob Djesse Vol 4 ein Meisterwerk ist oder nicht, darüber lässt sich trefflich streiten. Aber 2 Sterne finde ich schockierend. Wenn man das mit all den anderen Alben vergleicht, die auf laut.de 2 Sterne bekamen, ist Jacobs neues Album um Meilen besser und musikalisch großartiger. 2-Sterne-Alben sind üblicherweise "Würgmusik", naives "Popgedudel" oder belanglose Spätalben von mutlosen Rock-Urgesteinen.
Ich finde daher, dass es das beste 2-Sterne-Album ist, dass hier jemals besprochen wurde.
Jacob ist vielleicht ein "musician's musician". Ich mache niemandem einen Vorwurf, der mit seiner Musik nichts anzufangen weiß, weil sie "überladen" klänge. Geschmackssache letztlich.
Das Netz ist derweil voll mit reaction-Videos zu seinen Songs, in denen Menschen buchstäblich in Tränen ausbrechen, weil der jeweilige Song sie so berührt. "Little Blue" ist geradezu ein Paradebeispiel oder auch das Coldplay-Cover "Fix You". Ich bin froh, dass die Musik-Welt um einen Künstler reicher ist, der das Pop-Portfolio mit derart technischer Raffinesse bereichert und gleichzeitig (oder gerade deswegen) derart tiefe emotionale Resonanzen hervorbringt.
"Less is only more when you know what "more" is" - so lautet übrigens das volllständige Zitat von Collier. Es geht ihm nicht um "mehr" um jeden Preis, sondern darum, eine bewusste musikalische Entscheidung auf Grundlage einer möglichst breiten musikalischen Palette zu treffen. laut-Redakteur, do your homework!
Mir macht das Album sehr viel Freude, auch wenn ich nicht jeden Song super finde. Djesse vol. 2 fand ich z.B. besser. Schade nur, dass Jacob Colliers extrem außergewöhnliches musikalisches Talent von Menschen, denen seine Musik schlicht nicht gefällt (das ist ja gar nichts Schlimmes) in dem Sinne diskriminiert wird, dass man ihm emotionale Wirkung per se abspricht. Wie falsch das ist, beweisen die erwähnten reaction-Videos sowie mittlerweile zigtausende von seiner Musik beseelte Konzertbesucher aus aller Welt.
Danke, Slippy. Collier hatte ich bisher noch nicht in dem Maße entwürdigt, wie er es eigentlich verdient hätte. Ich glaube, für Anfänger in der Musik oder Nicht-Musiker ist er eher einer als ein "Musician's Musician".
Diejenigen in der Musikszene, denen ich traue und deren Meinungen ich respektiere, wissen mit ihm sehr wenig anzufangen. Da beherrscht einer viele Instrumente, hat ein großes musikalisches Wissen - und macht daraus etwas absolut Unspannendes. Er bestätigt für mich sehr, dass Musik eben sehr, sehr, sehr viel mehr ist als die Summe ihrer Teile. Und diese Teile bis zur annähernden Perfektion zu beherrschen führt einen dann idR. nicht besonders weit, wenn man etwas Aufregendes sucht.
Ist doch ok, dass seine Musik für dich unspannend ist. Kann man halt nix machen. Das liegt aber nicht daran, dass er musikalisch so versiert ist. Sie berührt dich einfach nicht; wäre wohl auch so, wenn er den Blockflöten-Unterricht in der zweiten Klasse abgebrochen hätte.
Für mich ist das Interessante an Collier, dass sie mich emotional berührt UND gleichzeitig so musikaisch reichhaltig ist.
Ich frage mich schon sehr lange, warum ich mit Jacob Colliers Alben einfach nicht warm werde. Auf dem Papier ist doch eigentlich alles gegeben, das die Platte interessant machen kann: Ein unfassbar talentierter und sympathischer Musiker, der ohne Schwierigkeiten Genregrenzen überflügelt und mit spannenden …
Ich habe großen Respekt vor seinem theoretischen Wissen und dem praktischen Können an den Instrumenten, aber sein Songwriting ist und bleibt...uff. Immerhin ist er für alle vermeintlich unbegabten Musiker ein Mutmacher. Sämtliche Skalen und Harmonien zu kennen kann helfen, muss es aber nicht. Ein "London Calling" wird ihm wohl nie gelingen.
Auch bei mir war die Bewunderung für seine außeridischen musikalischen Skills bisher größer als die für seine Songs aber langsam geht es schon in die richtige Richtung finde ich:
der Coldplay-Opener ist schön, "Little Blue" ist echt schick und "Wellll" macht Spaß und ist wirklich catchy.
Das ist für seine Verhältnisse doch alles ziemlich wenig "schau mal, welche abgefahrenen harmonischen Konzepte ich auf dem Kasten hab" und eingängig.
Welche Ketzerei.
Album natürlich Bombe.
Ich erkenne keinen Sufjan Stevens in Little Blue. Wenn man es mit diesem vergleicht, kann es nicht gut bewertet werden. Um einen Stevie-Wonder-Song einzuschätzen, würde man ihn ja auch nicht mit Wilcos Musik vergleichen.
Ob Djesse Vol 4 ein Meisterwerk ist oder nicht, darüber lässt sich trefflich streiten. Aber 2 Sterne finde ich schockierend. Wenn man das mit all den anderen Alben vergleicht, die auf laut.de 2 Sterne bekamen, ist Jacobs neues Album um Meilen besser und musikalisch großartiger. 2-Sterne-Alben sind üblicherweise "Würgmusik", naives "Popgedudel" oder belanglose Spätalben von mutlosen Rock-Urgesteinen.
Ich finde daher, dass es das beste 2-Sterne-Album ist, dass hier jemals besprochen wurde.
Jacob ist vielleicht ein "musician's musician". Ich mache niemandem einen Vorwurf, der mit seiner Musik nichts anzufangen weiß, weil sie "überladen" klänge. Geschmackssache letztlich.
Das Netz ist derweil voll mit reaction-Videos zu seinen Songs, in denen Menschen buchstäblich in Tränen ausbrechen, weil der jeweilige Song sie so berührt. "Little Blue" ist geradezu ein Paradebeispiel oder auch das Coldplay-Cover "Fix You". Ich bin froh, dass die Musik-Welt um einen Künstler reicher ist, der das Pop-Portfolio mit derart technischer Raffinesse bereichert und gleichzeitig (oder gerade deswegen) derart tiefe emotionale Resonanzen hervorbringt.
"Less is only more when you know what "more" is" - so lautet übrigens das volllständige Zitat von Collier. Es geht ihm nicht um "mehr" um jeden Preis, sondern darum, eine bewusste musikalische Entscheidung auf Grundlage einer möglichst breiten musikalischen Palette zu treffen. laut-Redakteur, do your homework!
Mir macht das Album sehr viel Freude, auch wenn ich nicht jeden Song super finde. Djesse vol. 2 fand ich z.B. besser. Schade nur, dass Jacob Colliers extrem außergewöhnliches musikalisches Talent von Menschen, denen seine Musik schlicht nicht gefällt (das ist ja gar nichts Schlimmes) in dem Sinne diskriminiert wird, dass man ihm emotionale Wirkung per se abspricht. Wie falsch das ist, beweisen die erwähnten reaction-Videos sowie mittlerweile zigtausende von seiner Musik beseelte Konzertbesucher aus aller Welt.
seht, es ist slipperman! und sein sideKick, sneakerboy!
Danke, Slippy. Collier hatte ich bisher noch nicht in dem Maße entwürdigt, wie er es eigentlich verdient hätte. Ich glaube, für Anfänger in der Musik oder Nicht-Musiker ist er eher einer als ein "Musician's Musician".
Diejenigen in der Musikszene, denen ich traue und deren Meinungen ich respektiere, wissen mit ihm sehr wenig anzufangen. Da beherrscht einer viele Instrumente, hat ein großes musikalisches Wissen - und macht daraus etwas absolut Unspannendes. Er bestätigt für mich sehr, dass Musik eben sehr, sehr, sehr viel mehr ist als die Summe ihrer Teile. Und diese Teile bis zur annähernden Perfektion zu beherrschen führt einen dann idR. nicht besonders weit, wenn man etwas Aufregendes sucht.
Ist doch ok, dass seine Musik für dich unspannend ist. Kann man halt nix machen. Das liegt aber nicht daran, dass er musikalisch so versiert ist. Sie berührt dich einfach nicht; wäre wohl auch so, wenn er den Blockflöten-Unterricht in der zweiten Klasse abgebrochen hätte.
Für mich ist das Interessante an Collier, dass sie mich emotional berührt UND gleichzeitig so musikaisch reichhaltig ist.