laut.de-Biographie
Jaden Smith
Die Kinder von Stars haben es schwer. Nicht, weil es ihnen an irgendeinem weltlichen Besitz mangeln würde, eher, weil ihnen eine normale Kindheit verwehrt bleibt. Kein Beispiel könnte da extremer sein als Jaden und Willow Smith, die Kinder von Film- und Rapstar Will Smith. Aufgezogen in Malibu sprach Jaden schon mehrmals darüber, dass er beizeiten so wenig Kontakt zu einer gewöhnlichen Außenwelt hatte, dass er sich selbst fragte, ob er überhaupt ein normaler Mensch sei.
Man muss da ja eben auch immer zu Gute halten, dass die komplette Sause von Filmarbeit, einer breiten Öffentlichkeit und ziemlich viel Druck bereits in Zeiten auf diesem Menschen gelastet hat, an denen Otto Normalerverbrauchers größte Sinnkrise ein versäumtes Erdkundereferat war. 1998 geboren, ist Jaden gerade einmal acht Jahre alt, als er 2006 seine erste Rolle im Film "The Pursuit Of Happiness" einnimmt.
Er spielt die kommenden Jahre als Kinderstar weiter in Filmen. Dass die Musik für ihn wie für seinen Vater ein interessanter zweiter Karriereakt sein könnte, zeichnete sich der breiten Öffentlichkeit aber erst 2010 ab, als er im Rahmen des "Karate Kid"-Remakes einen Soundtrack-Song mit Justin Bieber veröffentlicht. "Never Say Never" ist die volle Teenie-Bopper-Ladung und chartet direkt auf Platz acht der Billboard-Charts.
Von da an scheint der Rapper Jaden Smith beschlossene Sache. Das erste Mixtape "The Cool Cave" erscheint 2012, "Cool Tape Vol. 2" folgt auf den Fuß. Ernster wird es dann, als er in den kommenden Jahren parallel zum Skaten und zu Mode-Geschichten beginnt, so etwas wie einen eigenen Sound zu entwickeln und tatsächlich auf ein ernstes Debütalbum hinarbeitet.
Das wird zwar noch bis 2017 dauern, allerdings erscheinen 2016 bereits die ersten Singles, die andeuten, was "SYRE" bereithält. Das exorbitant ambitionierte Projekt fährt mit allem auf, was moderne Produktion so hergibt und schafft ein Album, das seinen Einfluss von Künstlern wie Kanye West, Kid Cudi, Tycho und Drake nicht im Geringsten hinterm Berg hält.
Trotzdem: Es hat etwas, wie ungeniert Jaden sich in die Reihen der ganz Großen drängt, er zeigt einen gewissen Esprit, einen Kampfgeist, der seinen hohen Selbstansprüchen Nachdruck verleiht. Er legt "SYRE" darauf noch einmal als Beatles-inspiriertes Akustik-Album namens "SYRE: The Electric Album" auf und legt mit "GHOST" und "GOKU" ein paar virale Singles nach.
2018 trägt all die Arbeit Früchte: Er spielt nicht nur auf dem Loolapalooza und dem Camp Flog Gnaw, sondern tourt auch mit J. Cole und Young Thug quer durch Amerika. Brockhampton erkennt ihn als Ehrenmitglied an und A$AP Rocky und Tyler The Creator beginnen, ihn als Kumpel wie selbstverständlich in ihren Musikvideos herumhängen zu lassen. Die Klatschpresse glüht, als Jaden mit ironischem Unterton ankündigt, Tyler sei nun sein fester Freund, außerdem erscheint mit "The Sunset Tapes: A Cool Tape Story" ein weiteres Mixtape.
Die Präsenz von Jaden Smith ist im modernen Hip Hop gewissermaßen ein Enigma. Einerseits ist er die Verkörperung von traditioneller Prominenz in einer Generation von Rappern, die ihre Starkulte nach ganz neuen Maßstäben ausrichten. Andererseits ist er offensichtlich eine Art Industrieprodukt, gleichzeitig aber so seltsam gewollt künstlerisch, dass kein Label-Mensch irgendein okay für die meisten Dinge gegeben haben kann, mit denen er seinen Tag verbringt.
Es fühlt sich ein bisschen so an, als wäre Jaden die männliche und dauerhafte Version von Miley Cyrus' "Miley Cyrus And Her Dead Petz"-Phase. Soll heißen: Auch, wenn ihm an konventionellem Talent vielleicht gar nicht so viel in die Wiege gelegt sein mag, sorgt seine Exzentrik, sein Größenwahnsinn und sein Charakter doch immerzu für genug Spektakel, dass die Leute sich so bald wohl nicht von dem Jungen abwenden werden.