laut.de-Kritik
Sechs neue Songs des schüchternen Dubstep-Wunderkinds.
Review von Laura WeinertWer 2011 nichts vom britischen Dubstep-Wunderkind James Blake mitbekommen hat, muss auf dem Mond residiert haben. Zu omnipräsent die Jubelstürme anlässlich seines selbstbetitelten Debütalbums, das dem 22-Jährigen sogar eine Nominierung für den britischen Mercury Prize einbrachte. Und auch wenn er sich nicht gegen PJ Harveys "Let England Shake" durchsetzen konnte: James Blake kreierte 2011 seinen ganz eigenen Klangkosmos.
Klar, dass ein solches Erfolgsalbum nicht ohne Neuauflage bleiben darf. Die sogenannte "New Version" erweitert "James Blake" um zwei Tracks, die bisher nur auf Vinyl zu finden waren, sowie die EP "Enough Thunder". Sechs neue Tracks warten hier auf Blake-Jünger, unter anderem die Single mit Bon Iver und das Joni Mitchell-Cover "A Case Of You".
Die Songs schließen direkt zum Debüt auf: James Blake beweist sich nach wie vor am Klavier und begeistert mit seiner außergewöhnlichen Stimme. Den melancholischen Songs werden dumpfe, minimalistische Bässe untergerührt. "Once We All Agree" wabert, "Not Long Now" eiert, "We Might Feel Unsound" flimmert, alle auf ihre eigene großartige und besondere Art. Einzig das Duett mit Bon Iver, der Hipster-Overkill schlechthin, hickst, wimmert, kommt vergleichsweise bombastisch daher - und bleibt unter seinem Potenzial.
Blake liebt befremdliche Sounds. Leicht verdaulich gestaltet sich "Enough Thunder" keinesfalls. Aber wer hat das schon erwartet nach einem Debütalbum, das im Magen liegt wie Eisbein und gerade deswegen so heftig einschlug? Eingängiges Popgedöns und clubgetränkten Dubstep gibt es schon genug auf dieser Welt. Blake zieht lieber beidem den Betonschuh an und sinkt in tiefes, dunkles Meerwasser hinab. Traut man sich aber, die Luft lange genug anzuhalten und mit Blake abzutauchen, warten ebenso wunderschöne reine Piano-Nummern wie "A Case Of You" und "Enough Thunder" auf einen.
Die sechs neuen Songs des Briten beweisen, dass er kein Produkt einer riesengroßen Hypemaschine, sondern ein experimentierfreudiges, schüchternes Talent mit einer unglaublichen Stimme und einem ganz eigenen Weirdo-Charme ist. Sein eigener Kosmos vergrößert sich kontinuierlich. "Enough Thunder" ist der erste Anbau zum Fundament seines Debüts. Möge er ein großes, herrliches Schloss daraus bauen.
7 Kommentare
Haha, Hipster-Overkill - das hab ich mir bei dir Bekanntgabe auch gedacht, und siehe da, der Song hört sich so an, wie jeder es erwartet hätte.
Wie wahr. Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich das jemals schreiben würd', aber ein bisschen wünsche ich mir doch die CMYK-Zeiten zurück anstatt dieses ewige Gejaule zu hören. Oder ganz was Neues. Aber immer das gleiche weinerliche Stimmchen, um die Hipster zu erregen, muss net sein...naja.
@Wuarst (« Wie wahr. Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich das jemals schreiben würd', aber ein bisschen wünsche ich mir doch die CMYK-Zeiten zurück anstatt dieses ewige Gejaule zu hören. Oder ganz was Neues. Aber immer das gleiche weinerliche Stimmchen, um die Hipster zu erregen, muss net sein...naja. »):
absolut. seine EPs waren so genial. das solo album war nicht schlecht, jedoch ist er mit dem gesang für meinen geschmack was zu weit gegangen und hat leider das experimentelle der songs noch weiter gesenkt. "I only know (what I know now)" ist für mich die quintessenz was james blake seien könnte: wunderschöne melodien, experimenteller dubstep charakter ohne jegliche mainstream anbiederung und minimaler jedoch perfekter einsatz von vocals.
http://www.youtube.com/watch?v=UBsJ09RhqZw
am Anfang und am Ende. freut mich, ein weiteres Mysterium gelöst zu haben.
@catweazel (« @Wuarst (« Wie wahr. Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich das jemals schreiben würd', aber ein bisschen wünsche ich mir doch die CMYK-Zeiten zurück anstatt dieses ewige Gejaule zu hören. Oder ganz was Neues. Aber immer das gleiche weinerliche Stimmchen, um die Hipster zu erregen, muss net sein...naja. »):
absolut. seine EPs waren so genial. das solo album war nicht schlecht, jedoch ist er mit dem gesang für meinen geschmack was zu weit gegangen und hat leider das experimentelle der songs noch weiter gesenkt. "I only know (what I know now)" ist für mich die quintessenz was james blake seien könnte: wunderschöne melodien, experimenteller dubstep charakter ohne jegliche mainstream anbiederung und minimaler jedoch perfekter einsatz von vocals. »):
Ich hätte auch nicht gedacht, dass Blake seine experimentellen, aber wunderschönen Melodien durch Vocals und Klavier ersetzen würde, weil's auf der Bühne einfach besser funktioniert. Ich hatte bei Order/Pan wieder etwas Hoffnung, dass er in eine neue Kerbe schlägt, aber -zack- war er wieder zurück auf'm minimalistischen Trip. Gebe die Hoffnung aber noch nicht auf^^
Die EP ist furchtbarstes gejaule, wirklich schrecklicher auswurf, wo er bisher immer ordendliches Material abgeliefert hat. Btw warum wurde hier eine EP reviewed, ich dachte immer das gäbs bei laut.de nicht?