laut.de-Biographie
Jamule
Im Jahr 2018 braucht das Land neue Rapper. RIN hat gerade Props von Travis Scott bekommen, Shindy hat es zum zementierten Superstar-Status gebracht, Fler wird wieder (manchmal, je nachdem, wen man fragt) respektiert, und jeder und dessen Tante findet reezy gut. Deutschland sieht eine Nachfrage und sucht Musiker, die diesen Markt füllen, koste es, was es wolle.
Das Haus Life Is Pain holt sich dafür einen Kerl namens Jamule in den Stall. Der verspricht, jede Anforderung, die die Nische bereithält, mit Bravour zu erfüllen. In Düsseldorf in der Bar Medusa, in der er kellnert, wissen die Menschen der Szene ohnehin schon, dass der 1996 geborene Spanier auch an Tracks schraubt. Aber erst 2018 entsteht im Raster des PA Sports eine Nachfrage für einen Kerl wie ihn.
Er ist der optimale, unbedrohliche Prettyboy. Er kennt sicher genug von der Rap-Caviar-Amirap-Playlist, um auf Kommando authentische Adlibs zu liefern, zeigt sonst nicht wahnsinnig viel Persönlichkeit, verkörpert aber, mit soliden Klamotten ausstaffiert, glaubhaft das gute Leben.
Als von Vorteil erweist sich zweifellos, direkt für die ersten paar Singles das Produzentenduo Miksu und Macloud zu pluggen. Die verantworten sonst die Musik, die 95 Prozent des Erfolgs von RIN ausgemacht hat, und sind bereit, auch weitere Künstler in die Deutschrap-Bundesliga hochzuspielen.
Jamules Debütsingle "NBA" ist dementsprechend der feuchte Traum von Leuten, die ein paar Mal Travis Scott gehört haben und sich jetzt fragen, warum es keine Version dieses Sounds auf Deutsch gibt. Siehe da: dasselbe Produkt, nur minus die interessanten Einflüsse aus Südstaaten-Rap, Goth-Ästhetik und emotionaler Tiefe, dafür aber mit einer Extraladung Phrasen und Klischees. Die sind ja meist nicht umsonst welche: Jeder liebt Klischees!
Was zu beweisen war: Die Nummer chartet direkt und heimst insgesamt drei Millionen Views auf YouTube ein. Im Folgejahr 2019 schmiedet Jamule, während das Eisen heiß ist, weiter. Seine EP "Ninio" setzt weiter auf das in diesem Jahr bewährte Deutschrap-Rezept: ziemlich starke Trap-Produktion mit Vocals, die Austauschbarkeit für eine olympische Disziplin halten müssen.
Dessen ungeachtet, finden Artists wie Jamule allesamt zwischen ein bisschen und einer Menge Erfolg. Wer von ihnen am Ende übrig bleiben, wer sich entwickeln wird, kann man dementsprechend gar nicht so leicht vorhersagen.
Jamule jedenfalls hat seine Talente: Er hat die schöne Stimme, er scheint ein recht sympathischer Zeitgenosse zu sein und hätte durchaus das Zeug dazu, einen Deutschtrap-Klassiker abzuliefern. Vorerst kooperiert er aber mit Kollegen wie Cro und Luciano. Sein Album "LSD" erscheint im Februar 2020.
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