Porträt

laut.de-Biographie

Jason Becker

Gerade einmal 16 Jahre alt ist Jason Becker, als er gemeinsam mit Marty Friedman "Speed Metal Symphony" aufnimmt – ein Werk, das noch Jahrzehnte später als eines der besten Shred-Gitarrenalben gilt. Während sein Duo-Partner wenige Jahre später bei Megadeth einsteigt und erneut Musikgeschichte schreibt, bleibt Becker der ganz große Durchbruch verwehrt. Die degenerative Krankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) macht es ihm bald unmöglich, weiter Gitarre zu spielen. Das Komponieren gibt er trotzdem nie vollständig auf.

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Seine erste Gitarre bekommt der 1969 in Richmond, Kalifornien geborene Becker im Alter von fünf Jahren. In Jamse-Ssions bringt ihm sein Onkel den Blues näher, was immer in seinem Spiel verankert bleiben wird, doch irgendwann zieht es Becker zu härteren Klängen. Einen Gleichgesinnten findet er in dem sieben Jahre älteren Friedman. 1986 gründen sie die Band Cacophony und veröffentlichen schon im Jahr darauf, unterstützt von Sänger Peter Marrino und Drummer Atma Anur, "Speed Metal Symphony". Für den Nachfolger "Go Off!" gewinnen sie den späteren Journey- und Dead Daisies-Drummer Deen Castronovo.

Etwa zeitglich zu "Go Off!" arbeiten beide Akteure an ihren jeweils ersten Solo-Alben, die im August 1988 erscheinen. Beckers heißt "Perpetual Burn" und gilt in Sachen Fingerfertigkeit als beinahe genauso wegweisend wie "Speed Metal Symphony". Bei Live-Auftritten verblüfft Becker sein Publikum gerne damit, mit der rechten Hand einen JoJo zu schnipsen, während die linke weiter über die Saiten flitzt.

Kein Wunder, dass sowohl er als auch Friedman nach der Auflösung Cacophonys 1989 schnell andere Jobs finden: Letzterer geht zu Megadeth, der 20-jährige Becker akzeptiert das Angebot von ex-Van Halen-Sänger David Lee Roth, dessen Band beizutreten. Dort wird er Nachfolger von Steve Vai.

Doch 1990, während der Arbeiten am Album "A Little Ain't Enough", bemerkt er erste Einschränkungen in der Motorik. Sein linkes Band hängt, bald funktionieren auch seine Finger nicht mehr wie gewohnt. Unter großer Anstrengung und nur mithilfe extradünner Saiten beendet der Gitarrist die Recordings. Die anschließende Tour kann Becker nicht mehr absolvieren. Man diagnostiziert bei ihm ALS, die Ärzte geben ihm noch drei bis fünf Jahre zu leben.

Die fortschreitende Lähmung beraubt ihn schließlich vollständig des Gitarrenspiels. Eine Weile steigt Becker aufs Keyboard um, doch auch das ist bald aussichtslos. Der Musikproduzent Mike Bemesderfer hilft ihm daraufhin mit einem Kompositions-Programm, das Becker mithilfe von Kopf- und Augenbewegungen steuert. So vollendet er 1996 sein zweites Soloalbum "Perspectives". 1999 und 2003 folgen die Demo-Sammlungen "Raspberry Jams" und "Blackberry Jams". "Boy Meets Guitar" von 2012 enthält Aufnahmen aus Beckers Jugend.

Namhafte Gitarrenkollegen wie Vai, Paul Gilbert, Friedman und Freak Kitchens Mattias IA Eklundh arbeiten 2001 und 2002 an den Tribute-Alben "Warmth In The Wilderness: A Tribute To Jason Becker" und "Warmth In The Wilderness 2: Tribute To Jason Becker". Die Erlöse helfen bei der medizinischen Versorgung.

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Jason Becker Triumphant Hearts
Eine Liebeserklärung an die E-Gitarre – mit Vai, Bonamassa, Friedman, Satriani u.v.m.

Inzwischen kann der Musiker nur noch seine Augen und einige Gesichtsmuskeln bewegen. Kommunikation läuft über ein von seinem Vater entwickelten Augenkontakt-System. So bleibt Becker – wenn auch mühsam – als Komponist aktiv. 2008 veröffentlicht Cacophonys altes Plattenlabel Shrapnel Records "Collection", das drei neue Songs enthält.

Mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne, bei der über 100.000 Dollar zusammenkommen, realisiert Becker 2018 "Triumphant Hearts". Den Großteil der Gitarrenarbeit des Albums übernehmen dabei befreundete Virtuosen wie Joe Bonamassa, Neal Schon, Jeff Loomis, Greg Howe, Gus G., Richie Kotzen, Guthrie Govan, Chris Broderick, Uli Jon Roth und Joe Satriani. Auch Vai, Friedman, Gilbert und Eklundh unterstützen ihn natürlich wieder.

Über den darauf enthaltenen Song "Hold On To Love" erklärt Becker: "Das ist meine Geschichte – und auf gewisse Weise jedermanns Geschichte. Wir alle versuchen nur glücklich zu sein. Die Leute erstaunt, dass ich nach fast dreißig Jahren mit ALS glücklich sein kann. Sogar ich frage mich manchmal, wie das möglich ist. Dieser Song ist die einfache Antwort. Ich spreche mit mir selbst, suche nach Antworten, denke über die Vergangenheit und einige Menschen, die ich liebe nach, und alles kommt in der Musik nach außen."

Einen guten Überblick über die Geschichte Jason Beckers bietet die 2012 ebenfalls durch Crowdfunding finanzierte Dokumentation "Jason Becker: Not Dead Yet".

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Jason Becker - Triumphant Hearts: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2018 Triumphant Hearts

Kritik von Manuel Berger

Eine Liebeserklärung an die E-Gitarre – mit Vai, Bonamassa, Friedman, Satriani u.v.m. (0 Kommentare)

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