Porträt

laut.de-Biographie

Jingo De Lunch

Yvonne Ducksworth (Gesang), Joseph Ehrensberger (Gitarre), Steve Hahn (Schlagzeug), Henning Menke (Bass) und Tom Schwoll (Gitarre) heben 1987 die Band in Berlin aus der Taufe. Zuvor waren die einzelnen Mitglieder in diversen anderen Combos aktiv. Namentlich: Die Hardcore-Truppen Combat Not Conform und Manson Youth, die 1986 jeweils ein Album veröffentlichen.

Jingo De Lunch - Land Of The Free-Ks
Jingo De Lunch Land Of The Free-Ks
Ein Rachenputzer - mit Schirmchen und Olive serviert.
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Sängerin Yvonne stammt eigentlich aus Kanada. Sie verschlägt es als Teenager nach Deutschland, als ihre Familie nach Frankfurt zieht. Bald nach dem Wohnortwechsel fliegt sie jedoch zuhause raus und zieht nach Berlin. Als Jingo De Lunch entstehen, geht Henning noch zur Uni, wirft bald darauf jedoch das Handtuch in Sachen Wissenschaft. Hahn kommt in Solingen zur Welt, wächst aber im beschaulichen Friedrichshafen am Bodensee auf.

Die Band verschreibt sich einem eigenwilligen Stilmix aus Hardcore, Punk, Metal und Rock. Da darf die Gitarre - im Alternative-Rock ja verpönt, auch gerne einmal Solo-Einlagen geben, ehe sie zu Riffbrettern der Marke 'in die Fresse' zurück kehrt. Schon von Beginn an, mit dem ersten Lebenszeichen, einer Flexi-Disc-Beilage des Trust-Fanzines, sorgen Jingo im bundesdeutschen Blätterwald für gehöriges Rauschen. Da ist etwas im Anmarsch, dass es in dieser Zusammensetzung bislang noch nicht gab.

Die Live-Power, die das Quintett auf die Bretter bringt, ist mit dafür verantwortlich, dass ihnen schon von Beginn an ein fast legendärer Ruf voraus eilt. Die Geschwindigkeit, mit der JDL nach Bandgründung ihre Ouputs unters Volk bringen, ist kaum fassbar. Nach einer lächerlichen Zeitspanne von drei Monaten ist das Songmaterial für das Debüt-Album "Perpetuum Mobile" im Kasten, das Einspielen inklusive Mix dauert gerade einmal sieben Tage. In dieser Zeit bekommen es Bands wie Metallica eventuell gebacken, den Drumsound für die Demo-Aufnahmen einzustellen.

Was macht eine noch etwas unbekannte Combo, um sich dem Publikum vorzustellen? Genau, man könnte es ja mal mit Nachwuchswettbewerben probieren und auch noch gewinnen. Das große Los beim vom Berliner Senat organisierten Wettbewerb ist ein Studioaufenthalt. Den verbummeln sie nicht einfach, sondern nehmen gleich neues Material auf, das sie als EP unter dem Namen "Cursed Earth" unters Volk bringen. Gleich im Anschluss geht es an de Aufnahmen zu Album Nummer zwei, "Axe To Grind".

Album Nummer zwei klingt schon um einiges professioneller, kompakter und besser produziert als das Debüt, das noch mit sehr heißer Nadel gestrickt wurde. Speziell AC/DC lugen ein ums andere Mal um die Ecke. Nach diesem Output verlassen Jingo De Lunch die Indie-Umgebung und wechseln zum Major Phonogram, wo wiederum nur ein Jahr nach der letzten Veröffentlichung "Underdog" erscheint.

Auch mit dieser Scheibe festigen sie ihren Ruf als musikalische Nonkonformisten, kommerziell zahlt sich der Wechsel zur Industrie aber kaum aus. Nach wie vor fristen sie eher ein Dasein als liebgewonnene Indie-Heroen, als das der große Durchbruch käme. Mit "B.Y.E" legen Jingo - und behalten damit ihren Jahresrhythmus bei - das erste Mal ein Album vor, das eher skeptisch beäugt wird. Zwar ergattern sie mit diesem Album diverse Support-Slots für Größen wie die Ramones, ihren persönlichen Helden der Bad Brains, Henry Rollins und Motörhead und waren sogar Headliner bei der Osterrocknacht in Düsseldorf (mit den Lemonheads, Therapy? und NOFX), aber so richtig kommt der Zug nie ins Rollen.

1994 erscheint "Deja Voodoo", mit dem sie einie Zeit lang auf Tour sind und sogar von den Toten Hosen eingeladen werden, einige Support-Shows zu bestreiten. Tom verlässt die Band und heuert bei Extrabreit an. Der Rest der Truppe muckert noch ein wenig rum, wirft den Brocken aber schließlich 1997 hin.

Yvonne zieht in die USA um, Tom ist in verschiedenen anderen Bands aktiv (u.a. Kumpelbasis), Steve Hahn wird Drum-Roadie bei den Toten Hosen und spielt in der Bad Brains-Coverband Bad Brians (sic!); Henning Menke steigt bei Skew Siskin ein. Der Kontakt zwischen den alten Kumpels reißt nie ganz ab, dem Internet sei Dank. So bekommen die Musiker auch mit, dass es nach wie vor Fans rund um den Globus gibt, die sich wünschen, die Combo würde wieder zusammen auf der Bühne stehen.

2006 ist es dann doch wieder so weit: Zwei Konzerte in Berlin stehen auf dem Programm. Der Best Of-Sampler "The Independent Years" mit Songs der ersten drei Platten folgt knapp ein Jahr später zusammen mit einer etwas ausgedehnteren Tour und dem Versprechen eines neuen Albums, dass dann in Form von "Land Of The Free-ks" 2010 in den Regalen steht.

Für Tom Schwoll und Tico Zamora steht mittlerweile Gary Schmalzl an den sechs Saiten. Das Comeback verläuft aber trotzdem triumphal, was man auch auf der ein Jahr später erscheinenden ersten Live-Platte "Live In Kreuzberg" überhaupt nachhören kann. Und sie haben immer noch nicht genug ...

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