laut.de-Kritik

Eher Weakerthans als solo.

Review von

2015 kündigte Schlagzeuger Jason Tait die Auflösung der Weakerthans an. Nicht wirklich überraschend, hatte die Band nach 2009 keine wirklichen Aktivitäten mehr vorzuweisen.

Streitereien gab es offenbar keine, denn sein
vorliegendes zweites Soloalbum hat der ehemalige Gitarrist und Frontmann in der umgebauten Garage Taits aufgenommen, der die Stücke auch gleich noch produzierte. Ex-Bassist Greg Smith war ebenfalls mit von der Partie.

"Winter Wheat" ist also schon fast ein neues Weakerthans-Album , wie Samson selbst zugibt. Ihr Folk-Indie-Rock fällt diesmal aber eine Spur melancholischer aus als noch in der Vergangenheit.

Während der Aufnahmen habe er wieder an Depressionen gelitten, erzählt Samson. Seine Frau, die ebenfalls beteiligte Singer/Songwriterin Christine Fellows, habe ihn schon fast zwingen müssen, sich drei Stunden am Tag ins Studio zu begeben. Eine Selbsttherapie ist das Album jedoch nicht. Die zugrundeliegende Melancholie leitet sich eher vom Umstand ab, dass einige Stücke von der 2015 aufgeführten Tanzperformance "For The Turnstiles" stammen, die sich an Neil Youngs Album "On The Beach" (1974) anlehnt.

Als Nachfolger seines Solodurchbruchs "Harvest" (1972) gedacht, nahm es Young im Drogen- und Alkoholrausch auf. Der Sound: rau. Die Stimmung: mies. Der Empfang: kühl. Mittlerweile genießt es, wie so ziemlich alles bei Young, Kultstatus.

Vergangenes spielt also eine große Rolle, auch wenn sich Samson im Opener die Möglichkeit wünscht, alles hinter sich zu lassen. "That hashtag wants me dead, but I don't mind" stellt er in der ersten Zeile fest. "When it gets too complicated/When you can't get to sleep/When the morning seems impossible/Select all delete".

So einfach ist das natürlich nicht, wie der ehemalige, idealistisch eingestellte Student in "Postdoc Blues" feststellen muss. Oder Virtute, deren Herrchen in "17th Street Treatment Centre" mal wieder einen Entziehungsversuch unternimmt. "Know I am proud ofthe steps that you made. Know it will never be easy or simple, singt die Katze (oder eher Samson zu sich selbst) im abschließenden Stück.

Deprimierend klingt das Album nicht, eher tröstend. Folkig, stellenweise auch rockig, passen die Arrangements gut zu Samsons warmer Stimme. Und zur unterschwelligen Botschaft, dass es irgendwann
wieder besser geht, wenn man das Tief durchgestanden hat. Widrige Umstände bedeuten nicht unbedingt das Ende. So wie bei der Eiche in "Oldest Oak At Brookside", die in der Prairie keimte, als noch Bisons durch die Gegend streiften und sich nun am Flughafen befindet. "You were set in sandy soil, and stand, a mighty oak".

Trackliste

  1. 1. Select All Delete
  2. 2. Postdoc Blues
  3. 3. Winter Wheat
  4. 4. Requests
  5. 5. Oldest Oak At Brookside
  6. 6. Capital
  7. 7. 17th Street Treatment Centre
  8. 8. Vampire Alberta Blues
  9. 9. Carrie Ends The Call
  10. 10. Fellow Traveller
  11. 11. Quiz Night At Looky Lou's
  12. 12. Alpha Adept
  13. 13. Prayer For Ruby Elm
  14. 14. VPW 13 Blues
  15. 15. Virtute At Rest

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2 Kommentare mit 5 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    Ich habe schon viel Lob über diese Platte gehört, aber the Weakerthans sind irgendwie schon immer völlig an mir vorbei gegangen. Hat jemand ein paar schicke Referenzen parat um abzuschätzen ob es sich lohnt hier ein zu hören? Cheers!

    • Vor 7 Jahren

      Was spricht denn dagegen einfach mal reinzuhören?

    • Vor 7 Jahren

      Dass es so viel gibt wo ich noch reinhören möchte.

    • Vor 7 Jahren

      Die Zeit, die du hier in den Kommentaren verbringst, könntest du ja auch nutzen, um das breite Spektrum an Musik, die du hören möchtest, abzuhören. Falls du lieber auf Referezen aus bist, geh auf plattentests.de, die haben zu jedem Künstler Referenzen.

    • Vor 7 Jahren

      "Die Zeit, die du hier in den Kommentaren verbringst, könntest du ja auch nutzen, um das breite Spektrum an Musik, die du hören möchtest, abzuhören"

      Ich kann nicht immer Musik hören wenn mir danach ist, zudem funktioniert das bei mir eher schlecht mit "mal ebend zwischendurch reinhören". Entweder ich lasse mich ganz drauf ein oder nicht.
      Danke aber für den Tipp mit den Plattentests Referenzen, die kann ich mir durchaus "zwischendurch" mal anschauen.

    • Vor 7 Jahren

      ihr album reconstruction site. nahe an der perfektion

  • Vor 7 Jahren

    So ich hab es mir mal angehört, komme auf eine 3/5.
    Ein paar Songs sind toll, andere klingen ziemlich belanglos.

    "Postdoc Blues" und "Vampire Alberta Blues" sind klasse, die werden ihren Weg in mein Ohr noch öfter finden.