laut.de-Biographie
Judith Holofernes
Alles auf Anfang - und doch ganz anders. So in etwa lautet die Quintessenz des Statements, das Judith Holofernes (bürgerlich Judith Holfelder-Roy) im Herbst 2013 via Blog macht. Seinerzeit kündigt die Songwriterin, die mit Wir Sind Helden in den Nullerjahren die deutsche Popszene beherrscht wie gespalten hat, für 2014 das Soloalbum "Ein Leichtes Schwert" an.
Zurück auf Start geht die gebürtige Kreuzbergerin (*1976) damit vor allem, weil sie schon lange vor den Jahren der Helden allein unterwegs war. Bereits im Alter von 14 besingt und bespielt sie mit ihrer Wandergitarre die Freiburger Fußgängerzonen, ihrer damaligen Heimatstadt. Später geht sie für ein Studium an der Universität der Künste zurück in die Hauptstadt.
Eine prägende Zeit, in der Holofernes ihr Leben in die entscheidenden Bahnen lenkt: Auf ihre intensive Beschäftigung mit Konsumkritik folgt der Entschluss, das Studium der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation zugunsten der Musikkarriere abzubrechen. Das aufmunternde Echo auf die 1999 selbstverlegte Solo-EP "Kamikazefliege" befeuert diese Ambition.
Und das Timing scheint geradezu perfekt. Kurz nach dem Ende der Hochschullaufbahn erobert Holofernes gemeinsam mit der frisch gegründeteten Band Anfang 2003 erstmals die deutschen Charts. War die Formation ursprünglich ausschließlich auf die charismatische Frontfrau ausgelegt und auch nach ihr benannt, präsentieren sich Wir Sind Helden fortan als vierköpfiges Kollektiv.
Der Rest ist deutsche Helden-Pop-Geschichte zwischen Echo-Awards, Bild-Zeitungs-Disput und dem Damoklesschwert, das stets über der Band hängt: Können Holofernes' oft naive Texte voller Kritik an Neoliberalismus, Leistungsdiktat und kultureller Appropriation im Kontext ihrer eigenen Kommerzialität bestehen?
Während die Anhänger des Berliner NDW-Pop sich an der Leichtigkeit der politischen Anspielungen erfreuen, vermissen andere ein solideres Fundament hinter der vermeintlich niedlichen Fassade. Auch die Instrumentalisierung der Band für Bestrebungen Mitte der 2000er, dezidiert "deutsche", d.h. deutschsprachige Musik via Radioquote gesetzlich in den Medien zu verankern, stößt manchem sauer auf.
2012 werden Wir Sind Helden schließlich erst mal auf Eis gelegt. Judith Holofernes und ihr Schlagzeuger/Ehemann Pola Roy sind nach vier Alben nicht nur musikalisch ausgebrannt, sondern durch zwei gemeinsame Kinder auch anderweitig verpflichtet.
Die überzeugte Buddhistin verlegt sich zunächst auf schreiberische Aktivitäten. Auf ihrem regelmäßig gepflegtem Blog veröffentlicht sie Kommentare zum Zeitgeschehen und Lyrik. Außerdem ist sie regelmäßig in Talkshows geladen.
Ihre erste Solo-LP "Ein Leichtes Schwert" beschreibt sie 2014 im typischen Duktus: "Das was ich hier vor mich hin bastele, ist ziemlich weit entfernt von einer besinnlich-introspektiven Singer-Songwriter-Platte. Man KANN besinnlich dazu in der Nase bohren, muss man aber nicht." 2017 folgt "Ich Bin Das Chaos", beide Alben bewirbt Judith Holofernes auch mit Live-Konzerten.
Im selben Jahr gibt sie zur Überraschung vieler Fans bekannt, dass sie 2018 in der fünften Staffel der VOX-Show "Sing meinen Song - Das Tauschkonzert" als Teilnehmerin dabei ist. Dabei kann das früher von Xavier Naidoo und The BossHoss und 2018 von Mark Forster präsentierte, oft betuliche Musiker-Sit-In durchaus ein bisschen frischen Wind vertragen.
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