laut.de-Kritik

Produktion top, Inhalt flop.

Review von

Vor drei Jahren war "Abstand" noch bei Banger Musik erschienen, KC Rebells neues Album "Hasso" veröffentlicht der Essener jetzt über sein eigenes Label Rebell Army. Der Titel der Platte rührt von dem Namen seines Sohnes und seines verstorbenen Vaters her. Doch wer hier mit einem persönlichen Album gerechnet hat, ist auf dem Holzweg.

Reichtum und Erfolg sind die großen Themen: KC, vom Tellerwäscher zum Millionär. Früher war ich arm, heute bin ich reich. Es dreht sich nur noch um Karren, Uhren und Geld. Die thematische Eintönigkeit ist bereits nach vier Tracks als allgegenwärtig. Auch Songs wie "Quarterback", die modernen Sound nach amerikanischem Vorbild wie den Migos oder dem A$AP Mob liefern, täuschen darüber nicht hinwegt.

Direkt im Anschluss folgt dagegen der erste von zwei heraus stechenden Titeln. "Für Mich Da featuring Veysel" ist zwar im Gegensatz zum restlichen Album ruhig und langsam gehalten, klingt deshalb aber leider zu sehr nach Schlaftablette. "DNA featuring Summer Cem und Capital Bra" kennt man bereits. Der ist nach "Chinchilla" auf "Endstufe" und "Rolex" auf "CB6" definitiv das Beste der drei Features der Boyband.

"LV" steht natürlich nicht für die römische 55, sondern für Louis Vuitton. Musikalisch und textlich einer der Bretter des Albums. Doch auch der Rest des Albums überzeugt soundtechnisch. Da haben Juh-Dee und Miksu & Macloud mit traplastigen Beats ganze Arbeit geleistet. KC Rebells rauhe Stimme kommt zu melodischen Beats immer gut, denn der MC kann rappen, gar keine Frage. Allerdings werden auch hier, wie bei dem meisten zeitgenössischen Hip Hop Tracks die Adlibs ziemlich inflationär eingesetzt, was das Zuhören zum Teil eher anstrengend macht.

Auch die hochkarätige Kollabo "In Der Nacht featuring Raf Camora und Kontra K" kann man sich geben. Musikalisch auch mal wieder leichte Abwechslung. Die bereits bekannte Single "Alleen" geht ebenfalls ins Ohr und bleibt auch da. Doch der Song ist wie der Rest des Albums: Es tut gut sich durch die ersten zwei- bis dreimal hören durch zu quälen, dann wirds immer besser.

Mit "Hasso" gibts dann noch den zweiten besonderen und persönlichsten Song auf die Ohren. Der Titel-Track ist textlich auf hohem Niveau und musikalisch ruhig inszeniert. Er ist ein Geschenk an KCs verstorbenen Vater und seinen Sohn und fällt mit der Emotionalität auf, die das restliche Album schmerzlichst vermissen lässt. Er hätte wohl deswegen ursprünglich nicht auf der Scheibe sein, sondern für sich selbst stehen sollen.

Das hätte ihm gut getan. So fällt er nämlich deutlich aus einem auch ansonsten nicht gerade kohärenten Album heraus. Das fällt um so mehr auf, wenn im darauffolgenden und letzten Titel "30,6k" wieder die wirklich wichtigen Themen wie dicke Autos, jede Menge Cash und Uhren anklingen. Hätte man hier die Reihenfolge geändert und man würde mit "Hasso" entlassen worden, hätte der noch mehr emotionalen Impact gehabt. Schade.

Zusammengefasst gibts hier traplastigen Sound für Anfang (fuck fast schon Mitte!) 2019. Qualitativ hochwertig produziert, eine Brise Humor und fette Features. Die meisten Songs hier lassen einen positiven Tenor vermuten, allerdings sind die langweiligen und belanglosen klar in der Überzahl. Posertracks, allenfalls gut fürs Auto. Nur wenige Zeilen und Beats bleiben im Ohr.

Damit hat KC eines seiner Probleme auch bei Album Nummer sieben nicht gelöst: Wie steche ich besonders hervor und bleibe beim Hörer im Kopf. Spätestens in einem Monat verstaubt das Album wieder im virtuellen Plattenregal der Spotify-Playlisten-Bedeutungslosigkeit.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Hype
  3. 3. Neureich
  4. 4. Quarterback
  5. 5. Für Mich Da featuring Veysel
  6. 6. DNA featuring Summer Cem und Capital Bra
  7. 7. LV
  8. 8. Kolibri featuring Ufo361
  9. 9. Uncle Sam featuring Elias
  10. 10. In Der Nacht featuring Raf Camora und Kontra K
  11. 11. Alleen
  12. 12. Hayat
  13. 13. Hasso
  14. 14. 30,6k

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