laut.de-Kritik

Liebliche Klänge, die nie ins Kitschige absacken.

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Gibt es einen besseren Moment für eine neue Platte des norwegischen Duos als den Corona-Lockdown? Vom Timing her hat es dann doch nicht ganz geklappt, denn als "Love Or Peace" im Juni 2021 erscheint, sind die Inzidenzzahlen in den Keller gesunken, zumindest im europäischen Raum. Ein Grund zur Freude ist das Album unabhängig davon, schließlich sind seit dem Vorgänger "Declaration Of Dependence" auch schon wieder zwölf Jahre vergangen.

Corona hatte darauf also eher keinen Einfluss. Erlend Øye und Eirik Glambek Bøe kennen sich schließlich seit Kindesbeinen und wissen, dass sie sich gegenseitig Freiraum lassen müssen, um kreativ zu sein. Seit 2012 wohnt Øye in der sizilianischen Stadt Syrakus. Zwar kehrt er regelmäßig nach Bergen zurück, wo Bøe nach wie vor lebt, doch ist es nicht so einfach wie früher, gemeinsam zu musizieren.

Zumal beide mit weiteren Projekten beschäftigt sind. So standen im Frühjahr 2020 bei Bøe die Aufnahmen eines neuen Albums seiner anderen Band The Whitest Boy Alive an. Als sie der Lockdown in Mexiko überraschte und eine Zusammenführung aller Mitglieder unmöglich machte, nahm er in einem Studio am Meer mit Bassist Marcin Öz kurzerhand das Album "Quarantine At El Ganzo" (2020) auf.

Dass zwölf Jahre seit der letzten Zusammenarbeit vergangen sind, ist den Kings Of Convenience nicht anzuhören. Was auch daran liegen mag, dass das Album bereits vor fünf Jahren fast fertig war, der letzte Schiff aber noch fehlte. Würfelt man die Stücke ihrer bislang fünf Alben zusammen, ist es ohne tiefere Kenntnisse kaum möglich zu bestimmen, welches Stück von welchem Werk ist. Zwei Stimmen, die sich harmonisch schön ergänzen, akustische Gitarren, gelegentliche weibliche Gesangbegleitung, eingestreute Klavier- und Streichertöne - die Grundzutaten sind nach wie vor dieselben.

"Wir sind wie Spargel. Weißer Spargel – und wir versuchen nicht, grüner Spargel zu sein. Wir sind total glücklich damit, weißer Spargel zu sein. Und jedes Jahr müssen wir wieder wachsen, ein neuer, wunderschöner Spargel werden, der Mitte Mai auf einem Berliner Teller landet. Den Rest des Jahres ist weißer Spargel allen egal. Aber jeden Mai wollt ihr uns wieder genauso haben, wie wir sind", erklärt Eirik dazu dem Deutschlandfunk.

Die Idee dahinter: Fans wollen nicht mit Experimenten überrascht werden. Wenn sie andere Musik hören wollen, legen sie eben die Alben anderer Bands auf. Und so ist auch diesmal die beste Option, sich auf dem Sofa zurückzulehnen und den lieblichen Klängen des Duos zu lauschen, dem wie gewohnt das Kunststück gelingt, nicht ins Kitschige oder allzu Poppige abzusacken. Klar, es geht im Wesentlichen um die Liebe, aber die gibt es zu einem Preis, wie der Titel besagt. Letztlich geht es immer um Kompromisse zwischen einzelnen Menschen, was nicht immer funktioniert.

Die Musik des Duos dagegen funktioniert bestens. Ein bisschen Bossa Nova ("Rocky Trail", "Angel", "Fever"), zwei Duette mit der kanadischen Sängerin Feist ("Love Is A Lonely Thing", "Catholic Country") - die elf Stücke in 38 Minuten vergehen wie im Flug und machen Lust auf mehr. Hoffentlich macht Corona die angekündigte Tour möglich, die im September 2021 in Norwegen starten soll und sie im Juni 2022 auch nach Deutschland bringt. Der Auftritt in der Hamburger Laeiszhalle war wenige Tage nach Veröffentlichung des Albums bereits ausverkauft.

Trackliste

  1. 1. Rumours
  2. 2. Rocky Trail
  3. 3. Comb My Hair
  4. 4. Angel
  5. 5. Love Is A Lonely Thing
  6. 6. Fever
  7. 7. Killers
  8. 8. Ask For Help
  9. 9. Catholic Country
  10. 10. Song About It
  11. 11. Washing Machine

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