laut.de-Biographie
Kings Of Convenience
"Quiet is the new loud" kam es den Kings Of Convenience in den Sinn, als sie einen Titel für ihr Debütalbum suchten. Das war es. Ruhe als vorherrschendes Merkmal ihrer Musik verpackt in einen griffigen und stimmigen Albumtitel. Das fanden schnell auch die englischen Musikmedien ziemlich klasse und noch bevor die Band eingehender beachtet wurde, gab es die neue, gleichnamige Genre-Klassifizierung neben "New Acoustic Movement" für Bands vom Schlage Coldplay, Elbow, Turin Brakes, Belle And Sebastian oder gar Badly Drawn Boy.
Die beiden Norweger Erlend Øye und Eirik Glambek Bøe tanzen deswegen nicht auf dem Tisch vor Freude, allzu tragisch finden sie es hingegen auch nicht. Die erwähnten Bands hätten lediglich gemeinsam, dass sie häufig akustische Instrumente verwendeten und für die Qualität der Songs mehr Sorge trügen als für ein glamouröses Auftreten. Auch die Kings Of Convenience waren mal laut. Im Randgebiet der norwegischen Stadt Bergen mischten Erlend und Eirik Anfang der 90er in der Rockband Skog mit. In den Flow harmonischer Gitarren mischten sich schonmal abseitige Balalaika-Klänge, Klarinetten oder Plastik-Flöten.
Um 1997 beschließt Gitarrist Erlend, der musikalischen Isolation seiner Heimat mit einem Umzug nach London zu entgehen. Dort spielt er zunächst in der Band Peachfuzz und trifft viele Leute aus der Szene, findet aber immer wieder nach Bergen zurück, wo er sich mit Eirik an erste Kompositionen als Duo wagt. So richtig in Gang kommt das Bandvorhaben erst, als Eirik in der Nähe Londons ein anthroposophisches College besucht. Das Problem der Distanz ist somit gelöst.
Ob es nun tatsächlich daran lag, dass beide ihre Stimmen nicht so toll fanden und sie deshalb begannen, sehr leise zu singen, spielt eigentlich keine Rolle. Mit zwei Akustikgitarren um den Hals erspielen sich die Kings den Plattenvertrag mit Source Records. Es erscheint eine erste EP mit betont ruhigen und zurückhaltenden Songs, die ab und an mit Klavier, Trompete und Schlagzeug angereichert werden. Die Band selbst sieht sich als Geschichtenerzähler, deren Anliegen es ist, für ihre Geschichten eine intensive Atmosphäre zu erschaffen. Da passen die reduzierten Mittel eben perfekt.
In Kontinentaleuropa gehen sie 2001 mit Turin Brakes und Elbow auf Tour, anschließend zieht Erlend nach Berlin und bastelt an seinem ersten Soloalbum "Unrest", gefolgt von "DJ Kicks".
Kings of COnvenience gibt es weiterhin, doch als eines von vielen Projekten, die Erlend (u. a. The Whitest Boy Alive) und Eirik unabhängig voneinander betreiben. Befreundet bleiben sie, auch wenn Erlend 2012 mit seiner Mutter ins sizilianische Syrakus umsiedelt.
So kommt es, das die Abstände zwischen den Alben immer größer werden. Auf "Riot On An Empty Street" (2004) folgt "Declaration Of Dependence" (2009). Bis zu Album Nummer fünf ("Peace Or Love", 2021) vergehen sogar zwölf Jahre. An ihrer Musik ändert sich dabei wenig. "Wir sind wie Spargel. Weißer Spargel – und wir versuchen nicht, grüner Spargel zu sein. Wir sind total glücklich damit, weißer Spargel zu sein. Und jedes Jahr müssen wir wieder wachsen, ein neuer, wunderschöner Spargel werden, der Mitte Mai auf einem Berliner Teller landet. Den Rest des Jahres ist weißer Spargel allen egal. Aber jeden Mai wollt ihr uns wieder genauso haben, wie wir sind", erklärt Eirik dazu dem Deutschlandfunk.
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