laut.de-Kritik
Neue Energie und ein Hauch von Britrock.
Review von Johannes JimenoBeim mittlerweile neunten Longplayer der musikalisch veranlagten Pfarrersfamilie ist vieles anders: Labelwechsel von RCA zu Capitol, Grammy-Preisträger Kid Harpoon (Harry Styles, Florence And The Machine) fungiert als Produzent. Eigenen Aussagen im Interview zufolge stimmte auch von Anfang an die Chemie zwischen den Brüdern plus Cousin - alle hatten Spaß. Passend dazu und gemäß ihrem Fünf-Silben-Gesetz bezüglich des Albumnamens (ausgenommen "Walls", wobei dies für "We Are Like Love Songs" steht) nennt es sich "Can We Please Have Fun". Haben also auch wir Spaß mit der Platte?
Die simple Antwort lautet: die meiste Zeit auf jeden Fall. Harpoon holt aus den Kings Of Leon die etwas abhanden gekommene Energie zurück, ohne zu übersteuern und verteilt sie wohl dosiert auf das Dutzend Tracks. Als habe er die Band nach dem einschläfernden Vorgänger wieder wach geküsst.
"Mustang" begeistert als ehrlich direkter Rocksong mit druckvollem Vortrag des Frontmanns, abgerundet von einer melodiösen Keyboard-Bridge. Das intensive, laute "Hesitation Generation" poltert und stampft zu aufheulenden Gitarren. "Nothing To Do" beherbergt einen entfesselten Caleb, dazu ertönen zackige Gitarrenriffs und ein treibendes Schlagzeug, man schielt in Richtung Post-Punk.
Selbiges liefert Rainbow Ball", wenngleich in zurückhaltender Variante. Die Band gibt sich verspielt, der Bass dröhnt tapfer. Der zunächst simpel, aber niemals eintönig wirkende Song weist einige Spannungsmomente auf und bricht gen Ende ein wenig aus. Der düstere Closer "Seen" zählt mit seinem schweren, verzerrten Bass, kantigen Gitarren und flehendem Gesang ebenfalls in diese Kategorie. Im Outro wähnt man sich gar bei "Stranger Things", wenn urplötzlich sinistre 80er-Synthies aufleuchten.
Darüber hinaus merkt man die englischen Einflüsse Harpoons, denn "Can We Please Have Fun" umgibt eine gewisse Britrock-Aura, die man so von den Männern aus Nashville noch nicht kannte. Besonders deutlich wird dies im vergnügten "Nowhere To Run" samt Mitsing-Refrain, bei dem die Drums bis zum Schluss auf das Becken verzichten. Oder im soliden "Television", wenn liebliche Melodien auf ein raues Soundgerüst treffen.
Wohlklang durchflutet generell dieses Album, insbesondere im Opener "Ballerina Radio", der einen der melancholischsten Refrains der Band aufweist. Dazu gesellen sich ein hallendes Windspiel, schüchterne Synthies, treibender Bass und ein sich steigernder Aufbau. Beim zuckersüßen "Ease Me On" lässt man verträumt die Seele baumeln und entschleunigt für einen kurzen Moment. Schön!
Als Spaßbremse stellt sich jedoch ein in der Mitte platziertes Song-Trio heraus. Das zuweilen meditative "Actual Daydream" schafft es zwar dank gegen-, neben- sowie miteinander spielenden Gitarren noch irgendwie cool zu klingen, "Don't Stop The Bleeding" plätschert hingegen orientierungslos seicht vor sich hin. Das zähe "Split Screen" macht mit betulichem Schlagzeug und unaufdringlichem Saitenspiel zu stark auf romantischen Kuschelrock.
Kings Of Leon präsentieren sich auf "Can We Please Have Fun" dennoch von ihrer sympathischen Seite, beweisen ein Händchen für harmonisches Zusammenspiel und machen das Beste aus ihrer neu gewonnenen Eintracht. Natürlich klingen sie auch hier nicht wie früher, aber das muss nach über 20 Jahren auch gar nicht sein. Launig klingen sie nach wie vor, als Fan kann man zufrieden sein.
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