laut.de-Kritik
Die Frontfrau von Throwing Muses bleibt kämpferisch.
Review von Giuliano BenassiAuch in ihrem sechsten Lebensjahrzehnt gibt sich die Frontfrau von Throwing Muses kämpferisch. Bei der neuesten Veröffentlichung ihrer Band 2013 hatte sie sich mal wieder über die Labels beschwert, die "uns so oft gezwungen haben, unser Produkt zu verwässern. Viel zu oft bin ich gebeten worden, wie ein Idiot zu handeln und auszusehen", erklärte Kristin Hersh in einem Interview. 2007 gründete sie deshalb die Nonprofit-Organisation CASH Music (Coalition of Artists and Stakeholders). Seitdem finanzieren Strange Angels (oder Strangels) ihre musikalischen und literarischen Projekte.
"Strange Angels" war 1997 der Titel ihres zweiten Soloalbums. 20 Jahre später klingt ihre Stimme immer noch jugendlich, gar mädchenhaft, auch wenn vier Kinder und die psychischen Probleme, die sei seit ihrer Kindheit plagen, Spuren hinterlassen haben.
Ihre bipolare Störung habe sie nun besser im Griff, erklärt sie. Dennoch bleibt die Musik ihr Ventil, um von ihrem Innenleben zu berichten. Ihr vorliegendes Album entstand über einen Zeitraum von vier Jahren auf Rhode Island, wo sie aufwuchs. Mittendrin fiel die Scheidung von ihrem Ex-Manager Bill O'Connell nach 25 Jahren Ehe.
Wieder hat Hersh alle Instrumente und Gesangsspuren selbst aufgenommen. Akustische Gitarren spielen nach wie vor eine zentrale Rolle, dazu gesellen sich ein brummender Bass, Banjo, Klavier, Schlagzeug, eingestreute Geräusche und Harmonie-Spuren, die alle mit viel Hall versehen sind.
Hersh ist nach wie vor auf der Suche nach dem inneren Frieden, findet ihn aber nicht. "Die Texte sind alle wahr. Ich bin nicht in der Lage. Dinge zu erfinden. Eines Tages werde ich verstehen, wie das geht, dann wird alles viel netter", erklärt sie mit einem Anflug an Ironie.
Der Album-Titel geht auf Hershs jüngsten, autistischen Sohn zurück, der während der Aufnahmen in einem verlassenen Gebäude in der Nähe des Studios spielte, in dem sich auch Coyotes aufhielten. Wie schon auf den Vorgängerwerk "Crooked" (2007) und Throwing Muses' "Purgatory/Paradise" (2013) sind die Stücke Teil eines aufwändig gestalteten Buchs, das die neben den Texten auch kurze Essays und Fotos beinhaltet.
"Ein Buch ist nach wie vor etwas Wertvolles. Eine CD ist einfach nur ein Stück Plastik. Wenn du jemandem eine CD gibst und ihn bittest, sie zu seiner Lieblingsplatte zu machen, ist es ein bisschen so, als wolltest du diese Person zu deiner Religion überreden. Ein Buch dagegen ist ein Geschenk. Also habe ich einfach zwei CDs in diesem Buch versteckt in der Hoffnung, dass sich der Empfänger zu meiner Religion bekennen wird", so Hersh.
Ein unterstützenswerter Ansatz. Noch schöner fällt allerdings die limitierte Auflage auf weißem Vinyl aus.
2 Kommentare
Die ist ja voll behindert
throwing muses ist auch so ne band, die ich bisher völlig vepeilt habe. paar sachen auf yt haben mir aber durchaus gefallen, andere eher nicht.
gibts da eigentlich alben von denen, die eher krachiger ausgefallen sind?