laut.de-Kritik
Es hat sich ausgeknuspert!
Review von Alexander Cordas1997 veröffentlichten Led Zeppelin mit "The BBC Sessions" bereits einiges von dem Material, das man sich auf der hier vorliegenden Ausgabe zu Gemüte führen kann. Jimmy Page ist aus seiner Routine, die alten Klassiker noch einmal einem neuerlichen Remastering zu unterziehen, nicht wegzubekommen. Nachdem mit "Coda" der offizielle Back-Katalog abgearbeitet wurde, sind nun die altehrwürdigen "BBC Sessions" an der Reihe.
Das Komplettpaket als Destillat aus sechs aufeinander folgenden Aufnahme-Sessions für den britischen Sender gibt es in allen möglichen Variationen: als Audio-Download, Dreifach-CD und 5er-Vinyl. Wer den Hals nicht vollkriegt, legt noch ein paar Scheinchen mehr auf den Tisch und schnappt sich die Superdeluxe-Ausgabe mit Vinyl- und CD-Bundle in einem. Ein Fest für Haptiker: mit großformatigem Booklet im opulenten Pappkarton. Ausführliche Linernotes ergänzen das Paket mit informativen Zeilen und hübschen Promo-Shots. Das dicke Gebinde wird nicht unter 100 Euro zu haben sein, aber angesichts der Mondpreise, die für das 1997er-Vinyl auf den einschlägigen Seiten verlangt werden, ein schon fast günstiger Preis.
Als die Aufnahmen der Auftritte fürs Radio 1997 zum ersten Mal offiziell auf Tonträger zu haben waren, gruben Page und Co. Bootleggern mit einem Schlag das Wasser ab. Die Qualität stand weit über dem Geknuspere, das die Schwarzpressungen bargen. Dieser ohnehin schon gute Klang erfährt jetzt noch einmal eine Steigerung. Eine zusätzlichen CD bzw. LP bietet zudem diverse Versionen, die so noch nicht offiziell zu haben waren. Darunter auch die Titel für die Sendung "Alexis Korner's Rhythm And Blues" vom März 1969: "I Can't Quit You Baby", "You Shook Me" und "Sunshine Woman". Diese Tracks fallen allerdings von der Tonqualität her ab. Die BBC hat die Original-Tapes irgendwo verloren, die hier vertretenen Lieder stammen von einem Bootleg. Nichtsdestotrotz scheppert die Intensität der Auftritte selbst in dieser minderen Qualität völlig überzeugend aus den Boxen.
Wie gut die Herrschaften damals waren, kann man sich auch vor Augen halten, wenn man weiß, dass das meiste Material hier ohne Publikum im Studio gespielt wurde. Led Zeppelin legen trotzdem los, als jubelten ihnen Abertausende Fans zu. Den Luxus, Improvisationen in die Songs einzubauen, nutzt das Quartett des Öfteren. Eins-zu-eins-Kopien der Studioversionen sucht man vergebens.
Möchte man sich Perlen aus dem Sammelsurium herauspicken, ist "Heartbreaker" keine schlechte Hausnummer. Auch die "Stairway To Heaven"-Version (noch vor Erscheinen von "IV") klingt verdammt gut. Man kann sich richtig vorstellen, wie das Publikum Schnappatmung bekommt, angesichts des noch unveröffentlichten Tracks, dem sie da in London lauschen durften.
Bei aller Lobhudelei gibt es aber auch das Haar in der Suppe. Was schon bei der Erstveröffentlichung 1997 recht seltsam anmutete, nämlich die durcheinandergewürfelte Tracklist, setzt sich auch hier fort. Warum zum Geier Page die Chance nicht genutzt hat, die Sessions chronologisch zu ordnen, bleibt ein Mysterium.
3 Kommentare mit 2 Antworten
Klar irgendwie kann man alles kaufen, aber irgenwann reicht einfach die 88te Fassung von Can quit you Baby, Communication Braksown und Co.
Auffällig ist vor allem dass mit der Zeit die Studioalben immer ausgefeilter wurden und live es ganz schon geklemmt hat. Man nehme mal die Cleveland 1977 Aufnahme als Beispiel. Nahezu unerträglich wie da Archilles Last Stand und anderes Material, was man noch kurz vorher im Studio auf dem Tablet hatte, vergeigt wird.
Ja, jetzt könnte Herr Page mal den Sargdeckel auf die paar Alben knallen, die Led Zep gemacht haben. Nach Physical Grafitti ging es eh nur noch bergab. Die Zitrone ist doch längst mehr als ausgequetscht. Squeeze my lemon, baby ...
Yep, wieviel Veriosnen von jedem Song soll man noch runterladen ,.. irgendwann is genug. Live habe LZ mich aich oft entäuscht.
Wenn ich mir Page live gebe, frage ich mich schon wer da im Studio gespielt hat- bzw. das wievielte Take das war....
Lieber die Box als Socken unterm Baum