Porträt

laut.de-Biographie

Letoh

"Ich hätte mir niemals gedacht, dass ich mit Rap irgendwas erreiche. Ich hätte nicht mal daran gedacht, überhaupt zu rappen." Während die kommerziellen Verlockungen des Rap im Jahr 2020 immer mehr junge Menschen in die Arme des Genres zu treiben scheinen, führt Letohs Werdegang rein zufällig zu seinem musikalischen Karriereziel: "Ich bin aus Versehen Rapper geworden." Dabei lassen ihm die holprigen Umwege lange Zeit wenig Hoffnung, dass es noch zu einem Happy End kommen kann: "Eigentlich habe ich alles verkackt, was es zu verkacken gibt."

Letoh wird 1993 als jüngstes von sieben Kindern in Pristina geboren, der späteren Hauptstadt des Kosovo. Sein Vater prophezeit den heraufziehenden Bürgerkrieg in der ohnehin konfliktreichen Region. Die Familie entschließt sich zur Flucht. Das älteste Kind ist zehn Jahre alt, Letoh gerade zwei Monate, als sie in einer deutschen Flüchtlingsunterkunft landen.

Mit der Schule tut er sich schwer. Faulheit führt zu Fehltagen, die wiederum in seinem Rauswurf münden. Auch in der nächsten Bildungsanstalt hält er sich nicht. Zudem gerät er in Konflikt mit dem Gesetz. Die zahlreichen Suspendierungen und Anzeigen kulminieren 2014 in einer Haftstrafe. "Das war es. Du hast nichts gelernt, du hast keine ordentliche Ausbildung, du hast deine Zukunft verkackt", geht es ihm währenddessen durch den Kopf.

Bei seiner Entlassung warten seine Frau, sein Sohn und damit jede Menge Verantwortung auf ihn: "Jetzt muss ich die Arschbacken zusammenkneifen und arbeiten gehen." Schicksalsergeben verdingt er sich fortan als Fassadenmaler auf Baustellen. "Ich habe mich einfach damit abgefunden, dass der Rest meines Lebens auf dem Bau sein wird."

Als ihm ein von Rap begeisterter Freund Songs vorspielt, winkt er unbeeindruckt ab: "Solche Texte zu schreiben, ist doch nicht schwer." Von derartigem Selbstbewusstsein zeigt sich wiederum sein Kollege ungerührt.

Der schon immer schreibaffine Letoh fühlt sich herausgefordert. In einer Mittagspause schreibt er einen kompletten Songtext und gibt ihn auch gleich zum Besten. Zunächst vermutet sein Freund, dass es sich um ein Plagiat handele. Er gibt dem angehenden Rapper alltägliche Themen vor, die der Berliner umsetzt. Eine musikalische Karriere scheint plötzlich denkbar.

Ende 2019 steht Letoh erstmals in einem Aufnahmestudio. Von nun an verläuft seine Karriere im Zeitraffer. Im Februar erscheint seine erste Single "Mob", an der sich mit Silla gleich ein namhafter Kollege beteiligt. Es folgen im monatlichen Abstand "Si Luan", "Alles Nur Show" und "Charly Matteï". Die dazugehörigen Videos erscheinen mit finanzieller Unterstützung seines Bruders.

Im Juni veröffentlicht Letoh in Zusammenarbeit mit iGroove die Debüt-EP "Si Luan". Gleich drei Major-Labels zeigen sich beeindruckt und werben um den Rapper. Warner Music erhält den Zuschlag.

"Ich möchte nicht gerne prollen, sondern einfach den Leuten aus der Seele reden." Für seinen weiteren Werdegang stellt Letoh hohe Ansprüche an sich selbst. Er möchte sich nicht nur einen Namen machen, sondern sich einer Vielzahl von Themen annehmen. Dazu gehören explizit nicht der Verkauf von Drogen oder die Verehrung von Marken, wie es ihn bei den meisten Rappern stört: "Das Leben ist nicht so wie sie es erzählen." So soll der authentische Alltag seinen Fokus bilden: "Ich denke eher an die Leute, die kein Geld haben und jeden Tag versuchen, für etwas zu kämpfen."

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