laut.de-Kritik

Reise durchs "tanzbare Imperium" im steckengebliebenen Fahrstuhl.

Review von

Die Vorsichtsmaßnahmen seitens der Plattenfirmen gegen Raubkopien tragen schon teilweise belustigende Züge. So sprechen (und husten) etwa Lexy & K-Paul höchstpersönlich über das mir vorliegende Rezensionsexemplar von "Trash Like Us". Von Anfang bis Ende. Zwar mit Pausen, aber nicht selten an den unmöglichsten Stellen. Darüber hinaus verzichtete man auch darauf die Tracks komplett auszuspielen. Das ist unnötig und schränkt die Kritikmöglichkeiten ein, da die Musik in den hineingehallten Kommentaren auch teilweise untergeht. Allerdings wäre eine Extra-Tonspur doch ein für Fans willkommener Mehrwert. Auf den DVDs sind Kommentare der Regisseure schließlich auch Standard.

Ganz ohne Worte beginnt hier also die Abstrahierung der verbalen von den musikalischen Ergüssen der Herren Gerlach und Paul. Das Intro "Hallo" gefällt mit simplen sphärischen Flächen und dunklen Bässen, läuft mangels Zeit aber ein wenig ins Leere. Die erste Single "Wide Road" verführt mit Gesang von Sängerin Dorian E, die dem Lied Faszination einhaucht. Textlich wirkt das Stück etwas schwammig, aber Technomusik dreht sich ja eher selten um Geschriebenes. Der Titel klingt gesungen wie "White Rot". Ist das schon Berliner Humor?

Für den nächsten Track "Trash Like Us", dem das Album seinen Namen verdankt, zerrten die zwei Berliner Manne Svensson (Beat Bandit) aus Schweden vor das Mikro. Auch hier bereichert die kernige Stimme die bassgestützten Orgelklänge. Der Song genügt sich jedoch damit, Menschen abseits der Tanzfläche zu beschallen und nicht kompromisslos zum Tanzen zu zwingen. Das Bo (Fünf Sterne Deluxe) aus Hamburg leiht "The Clap" ein paar Grundlagen seiner Sprachfertigkeit, hebt sich sein Talent jedoch anderweitig auf. Was auch immer da noch kommen mag.

Die Idee, einen Old-School-Song rund um Klatsch-Samples zu basteln, erschöpft sich in dem Moment, in dem die Inspiration endet, also nach wenigen Takten. Wie schon auf den früheren Alben leistet Yasmin Caldirim ebenfalls ihren Beitrag. "Girls Get It First" oder "Dancing" schwirren manchem vielleicht noch in den Ohrmuscheln und das bleibt auch dabei, denn "Housearrest" oder "Sekunden" bleiben in Sachen Catchiness weit zurück.

Dem Album fehlt ein wenig die Dringlichkeit. Kein Song entpuppt sich als echter Ohrwurm. Während zu Beginn der Platte die musikalischen Themen noch ein wenig Abwechslung bieten, verkommen sie mit "Gettin Nasty" zu einem oberflächlichen Klangbrei, der niemanden weiterbringt - wie ein steckengebliebener Fahrstuhl. Bei "Hotel Morgentau" und "Church Of Rave" fällt auf, wie sehr die Berliner auf Gesangbeiträge angewiesen sind. Die Lieder wirken dann kaum besser als Karlchen Müllers Q-Base-Spielereien, die außerhalb des Freundeskreises kein Gehör finden. Über 70 Minuten soll die Reise durch das "tanzbare Imperium" dauern. Mir reichen bereits die vorliegenden 60 um das nächste mal einen anderen Trip zu buchen.

Trackliste

  1. 1. Hallo
  2. 2. Wide Road
  3. 3. Trash Like Us
  4. 4. Housearrest
  5. 5. Bullet
  6. 6. The Clap
  7. 7. Ponyboy
  8. 8. Gettin Nasty
  9. 9. Church Of Rave
  10. 10. Hotel Morgentau
  11. 11. Sekunden
  12. 12. Barbara Breeze
  13. 13. Playa Nueva
  14. 14. The Edge
  15. 15. Outro

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20 Kommentare, davon 3 auf Unterseiten

  • Vor 17 Jahren

    naja ist doch verständlich , als elektronikact verdiene ich ein bruchteil dessen was ein etablierter popstar verdient...also scheiß auf die copyschutznaßnahmen....ich komme aus berlin und hier gibt es sehr wohl eine clubszene die zu dieser musik abfeiert.vielleicht ist solche musik außerhalb des clubs nicht verständlich und aus ihrem kontext herausgenommen , aber ich finde die kritik trotzdem sehr überspitzt...,ja fast schon zynisch.....Fazit : .ich finde das album macht der elektroszene alle ehre , viele titel sind aber , zugegeben , erst im club oder im remix verständlich....für mich als clubgänger ist dieses album ein klares statement und bitte fragmentarisch zu sehen ........das macht ein gutes elektroalbum aus, es lädt ein zum remix......johnboy

  • Vor 17 Jahren

    Überspitzt? Das kannst du laut sagen...

    Solch atemberaubende Wortakrobatik wie "Q-Base Karlchen Meier"? Bitte! Ist hier jemand nicht darüber hinweggekommen, dass er in Deutsch nur ne zwei hatte? :???:
    Pseudo-Angriff. Bist wohl der Experte...:D
    Selber anhören, selber Urteil bilden.
    Besonders bei elektronischer Musik.
    Geschmäcker sind da zu verschieden. Mal hört sich ein Track alt an, mal neu, Sache des Blickwinkels...
    Und über die Kritik des Autors hier kann man nur schmunzeln...Wahrscheinlich hört der Zuhause Babyshambles und Amy Winehouse. So what the hell...
    :lol:

  • Vor 17 Jahren

    Genauso seh ich das auch........ich sag nur ....ride it , ride it ......Pony Boy......yeah ha !!!!!!!!!!!

  • Vor 17 Jahren

    @Carlito (« Sicherheit durch Höflichkeit...
    @Der Toco:
    Bin recht neu hier und wollte mal höflich fragen,
    wie das hier mit den Rezensionen so läuft,
    werden die zugelost? Oder gibt es Leute,
    die nur die jeweilgen Genres rezensieren?
    Wäre ja sinnvoll, die kennen sich dann ja jeweils aus. In Deinem Profil ist glaube ich nicht ein elektronischer Akt, also scheinst Du dem ganzen nicht sooo zugeneigt. Aber ich kann mich natürlich auch irren, nichts für ungut. »):

    hej carlito,
    nein, die rezensionen werden nicht zugelost, aber ja, es gibt spezialisten für bestimmte genres. an dieser stelle darf man gerne den wink mit dem zaunpfahl bemerken, wenn eben diese spezialisten nicht als rezensenten auftauchen.
    dein schluss von meinen lieblingsbands auf meinen musikalischen tellerrand ist naheliegend, aber eben auch nicht ganz richtig, bzw. schlichtweg falsch. es ist ein eitles eiergeschaukel, dessen stimmigkeit mir näherliegt, als die beseitigung sämtlichen schubladendenkens. ich könnte sogar ein paar komponisten der klassik aufführen, wenn es denn eine relevanz für diese seite hätte.
    @Carlito (« Damit will ich keinesfalls die Rezension "kritisieren", jedem seine Meinug - ich finde die Platte okay (3), recht solides Handwerk, aber nichts außergewöhnliches, schlecht ist sie dadurch aber noch lange nicht. Hatte mir da aber auch etwas mehr erhofft... »):

    genau das gilt auch für mich bezüglich der hier diskutierten platte. ich habe mir mehr erhofft. es ist uninspiriert, unspannend und unspektakulär genug, dass die zwei punkte vollkommen ausreichen.
    neugierigen würde ich ohne weiteres die alten alben der zwei berliner ans herz legen, dieses hier jedoch nicht.

  • Vor 17 Jahren

    Danke für die prompte Antwort!@Der Toco («
    es ist ein eitles eiergeschaukel, dessen stimmigkeit mir näherliegt, als die beseitigung sämtlichen schubladendenkens. »):

    Alleine für diesen Satz hat sich meine Frage schon gelohnt... ;)

  • Vor 17 Jahren

    lexy and k-paul haben dort eine echt geile scheibe auf den markt gebracht, ob man die gedanken der beiden nun versteht oder nicht, oder nich verstehen will, die platte lädt zum träumen zum tanzen und auch zum feiern ein, also einfach anhören und genießen.